„Heimatpfleger des 21. Jahrhunderts“ – Internetseite als Gedächtnis der Stadt
Zwei Männer, eine Mission: Seit mehr als zehn Jahren sammeln, sichten, sortieren und digitalisieren Thorsten Schütz und Matthias Quintel in ihrer Freizeit historische Ansichten ihrer Heimatstadt Alfeld. Fotos, Postkarten, Filme – Tausende Dokumente haben sie so zusammengetragen und einen Teil davon auf ihrer Internetseite www.alt-alfeld.de veröffentlicht.
„Wenn ich weiß, woher ich komme, weiß ich, wer ich bin“, sagte Bürgermeister Beushausen einmal zu einer ganz besonderen Gelegenheit und erklärte die „Väter von alt-alfeld“ zu „Heimatpflegern des 21. Jahrhunderts“. Durch ihre im Internet frei zugängliche Seite hätten sie ein Archiv geschaffen, das als Gedächtnis der Stadt Alfeld gelten könne. Das Beste sei: „Auch junge Menschen lernen dadurch Geschichte“.
Tatsächlich gibt es viel Geschichte bei alt-alfeld zu entdecken. Neben historischen Aufnahmen von Gebäuden, Straßen, Plätzen, Persönlichkeiten und Großveranstaltungen gibt es auch Ansichten bedeutender Gewerbebetriebe. Oftmals stehen in kurzen Texten geschichtliche Einordnungen dazu. Den historischen Ansichten sind häufig aktuelle Fotos aus gleicher Perspektive gegenübergestellt – so ist die Entwicklung der Stadt bildlich nachzuvollziehen. Die AZ-Serie „Gestern & Heute“, die in Zusammenarbeit mit alt-alfeld jeden Donnerstag erscheint, begeistert seit zehn Jahren mit genau diesem Prinzip die Leser.
Es ist viel Arbeit, die in alt-alfeld steckt. Unzählige Stunden haben die beiden Alfelder investiert, um das Archiv aufzubauen. Ihre Sammelleidenschaft begann mit alten Postkarten, heute sind es ganze Bildbände, die sie von Alfeldern zur Verfügung gestellt bekommen. Die Fotos werden eingescannt, bearbeitet und archiviert. „Früher hat das bei einem einzigen Bild schon mal Stunden gedauert“, erinnert sich Thorsten Schütz.
Mit der Weiterentwicklung der Technik änderte sich das – und damit auch die archivierten Datenmengen. „Früher haben wir Fotos auf USB-Sticks gespeichert“, erklärt Matthias Quintel. Heute nutzen sie drei Server, auf die sie von jedem Ort der Welt aus zugreifen können und die Unmengen von Bildern Platz bieten. Das Bildmaterial reicht von den Anfängen der Fotografie bis in die 90er Jahre, viele aktuelle Fotos sind dazugekommen. Quintel und Schütz schätzen ihren Bestand auf mehr als 20 000 Dokumente. Und es werden mehr. Erst vor Kurzem holte Schütz bei einem Privatmann eine ganze Ladung ab, ordnerweise. „Mein Auto war bis oben hin voll“, beschreibt er die Situation.
Bevor aus einem solchen Schatz wieder Fotos online gestellt werden können, müssen diese gesichtet, bearbeitet und digitalisiert werden. „Das ist die eigentliche Arbeit“, so Schütz. Es gelte, das Besondere in den Bildern zu erkennen, sie in die Geschichte der Stadt einzuordnen. Dazu gehöre viel Recherche und ein offener Blick für die eigene Heimatstadt. Quintel sagt zu dieser Aufgabe: „Man steht damit auf, und geht damit ins Bett“.
Quelle: Björn Dinges, Alfelder Zeitung vom 28.05.2016 „Verdienstorden für Macher von alt-alfeld