„Berg frei“
1913 brachten die Österreicher Pepi und Frieda Spindler die Naturfreunde-Idee des 1895 in Wien gegründeten Touristen-Vereins „Die Naturfreunde“ aus Österreich nach Hildesheim.
Auch Alfelder Naturfreunde schlossen sich an, bevor sie 1915 eine eigene Ortsgruppe gründeten.
Am 23. August 1931 wurde das Naturfreundehaus am Schlehberg eingeweiht. Vor über 70 Jahren waren es Männer und Frauen, die mit Hand angelegt haben, dass die Hütte 1931 eingeweiht werden konnte.
Man kann sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen, unter welchen Bedingungen damals der Bau erstellt wurde. Das Wasser wurde von den Frauen und Männern in Fässern auf einem Handwagen herangeholt, sämtliche Baumaterialien mussten mühsam „von Hand“ auf den Berg gebracht werden. Befestigte Straßen gab es damals dort oben noch nicht. Heute sind die damaligen Leistungen kaum noch zu ermessen. Gibt es heute eine Baustelle ohne Wasseranschluss ?
Diese Männer und Frauen gehörten mit zu den tragenden Pfeilern des Vereins, als es daranging, nach dem so kurzen tausendjährigen Großdeutschen Reich 1946 den Verein wieder zu begründen und aufzubauen.
Im Jahre 1949 erhielt die Hütte schließlich elektrisches Licht.
1974 wurden 240m Kanal- und 140m Wasserleitung gelegt. Wieder waren es Männer und Frauen, die den dann folgenden Anbau für Waschräume und Toiletten, sowie zwei Schlafräumen im Dachgeschoss errichteten.
In den1920er Jahren konnten die Alfelder, die bis dahin über kein eigenes Vereinshaus für ihre Treffen verfügten, das Sommerhaus von Carl Benscheid auf dem Alfelder Wahrberg für ihre Zwecke nutzen. (Bild oben)
Das Fundament der Wahrberghütte 2007
Am 3. Mai 1930 wurde mit dem Bau der neuen Hütte auf dem Schlehberg begonnen. Zuvor hatten die Mitglieder schon tatkräftige Vorarbeit geleistet.
Der Verkaufspavillon der Firma C. Behrens AG auf dem Normannplatz wurde abgerissen und zum Vereinsgelände transportiert. (das Foto zeigt symbolisch eine ähnliche Hütte, hier das Pförtnerhäuschen von Behrens)
Bau der neuen Schlehberghütte
Am Sonntag den 23.08.1931 konnte die 16. Hütte im Gau Niedersachsen schließlich eingeweiht uind feierlich seiner Bestimmung übergeben werden.
Die Freude war groß | Das schrieb die Alfelder Zeitung in Ihrer Ausgabe vom 24.08.1931 über die Einweihungsfeierlichkeiten |
Impressionen aus den 1930er Jahren
Wie ein jeder weiß, begann in den 1930er Jahre ein dunkles Kapitel in Deutschland, das auch keinen Halt vor den Naturfreunden machte. Bereits 1933 wurde die Schlehberghütte von der NSDAP (Nationalistische Deutsche Arbeiterpartei) beschlagnahmt und für ihre eigenen „Zwecke“, wie z. B. für den FAD (Freiwilligen Arbeitsdienst) verwandt. Noch im selben Jahr wurde die gesamte Naturfreundebewegung in Deutschland verboten. Es begann die Zeit übelster Diktatur nie dagewesenen Ausmaßes.
Das Vereinsleben kam zwangsläufig zum Erliegen.
FAD (freiwilliger Arbeitsdienst)
Das Heim wurde nach den Verbotsjahren 1933 – 1945 nach starkem Verfall und sämtliche gestohlener Einrichtungsgegenstände im Jahre 1946 erneuert und wieder seinem ursprünglichem Zwecke übergeben. Das ganze fand nicht nur unter schwierigsten wirtschaftlichsten Verhältnissen statt, den Deutschland litt schwer unter dem gerade zu Ende gegangenem Krieg, sondern litt auch unter einer bisher nie dagewesenen Nahrungsmittel- und Rohstoffknappheit und allenortens vorhandenen Hungersnot.
Die Naturfreunde-Ortsgruppe Alfeld gründete sich wider allen Umständen am 30.04.1946 mit 50 Mitgliedern neu.
Der Vorstand nach dem Kriege bestand aus dem 1. Vorsitzenden Paul Backhaus, den 2. Vorsitzenden Willi Kinnewig dem Schriftführer Walter Wittvogel und dem Kassierer August Hübener.
Nach dem Setzen der erfoderlichen Masten in Eigenarbeit konnte die Hütte ab 1949 mit elektrischem Strom versogt werden.
kurzfristig waren sogar Flüchtlinge o. ä. in der Hütte am Schlehberg untergebracht (nicht eindeutig überliefert, bzw. bekannt) |
In den Nachkriegsjahren wurde die Hütte wieder rege genutzt, Das Vereinsleben blühte auf, Volkstanz-, Zupfmusik-, Heim- und Singabende fanden wieder regelmäßig statt.
Viele deutsche und ausländische Naturfreunde, z. B. aus Holland, Dänemark, Schweden und der Schweiz verbrachten Ihren Urlaub in der Hütte am Schlehberg.
Das Vereinsleben nahm in den 1950er & 1960er Jahre schnell wieder an Fahrt auf |
Durch den steigenden Lebensstandard wurde jedoch der Aufenthalt in der Hütte ohne Wasser- und Kanalanschluss als zunehmend unbequemer empfunden. Man erkannte, dass eine grundlegende Modernisierung von Nöten wurde.
Die Jahreshauptversammlung am 07.9.1973 beschloss, die Hütte an das Wasser- und Kanalnetz anzuschließen. Durch ein Übereinkommen mit den städtischen Wasserwerken konnte man im Ausgleichsbehälter oberhalb des Rodenkamps eine eigene Hauswasserversorgung einbauen. Gleichzeitig wurden auch die Abwasserrohre verlegt.
Am 29.6.1974 war es geschafft. Die in der Hütte wohnenden Feriengäste konnten erstmals fließendes Wasser zapfen. 140m Wasserleitungs- und 240m Kanalrohre wurden insgesamt verlegt.
Danach wurde der Anbau für Waschräume und Toiletten begonnen. Das Fundament wurde am 17.8.74 geschüttet.
Die nun folgenden Innenarbeiten nahmen noch viel Zeit in Anspruch. Sie konnten im April 1980 mit der Neugestaltung des Tagesraumes beendet werden.
Die Schlehbergütte zu Beginn der 1970er Jahre
Der Anbau 1974
Die Schlehberghütte 1979
Beim Umbau des Hozfussbodens im Tagungsraum am 06. November 1979 kamen die folgenden Holzbretten zum Vorschein. Unwiederbringliche Zeitgeschichte |