Das Volksschulwesen der Stadt wurde bis zum Jahre 1893, als die evangelische und katholische Volksschule als Gemeindeanstalten von der Stadt übernommen wurden, von der Schulgemeinde verwaltet. Der Schulvorstand war – nach Jenssen – gleichzeitig Kirchenvorstand. Er entsprach dem Schulregulativ vom 23. November 1852 und erhielt nach 1866 weitere Befugnisse durch das „Regulativ über Kirchen- und Schulangelegenheiten der Stadt Alfeld“ vom 15. August 1867. Durch das Regulativ vom 1. Oktober 1893 übernahm der Magistrat die Schulverwaltung. Ihm stand eine Schulkommission zur Seite. Durch das Volksschulunterhaltungsgesetz vom Juli 1906, das am 1. April 1908 in Kraft trat, löste die neue Schuldeputation die Kommission ab. Es folgten dementsprechend die „Vorschriften über die Geschäftsführung der Stadtschuldeputation in Alfeld“ vom 27. Juli 1908. Im Jahre 1895 bezog man das neue Schulgebäude an der Kalandstraße, das wir Alfelder als „Rote Schule“ bezeichnen. Die Schülerzahl dieser evangelischen Bürgerschule betrug 1895 344 Kinder, im Jahre 1898 465, also 9% der Bevölkerung. 1904/05 belief sie sich auf 620 Schüler, mithin 15% der Einwohnerschaft. Die Schülerzahl stieg prozentual stärker als die Gesamtzahl der in Alfeld Wohnenden. Im 1. Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts betrug die jährliche Zunahme 25 Kinder. Die Schule war 1910 siebenstufig aufgebaut und hatte 14 Klassen mit 12 Lehrern (einschließlich Rektor) und drei Lehrerinnen (darunter eine Handarbeitslehrerin).
Die Katholische Schule erfuhr lediglich eine verhältnismäßig geringe Zunahme, 1904/05 73 und 1909 100 Kinder. Sie hatte 1910 zwei Klassen mit zwei Lehrern und einer Handarbeitslehrerin.
Die Seminarschule war keine städtische Anstalt, sondern gehörte seit 1869 – zwar als Normalschule – zum Königlichen Lehrerseminar. Sie ging aus der Privatschule des Kantors Seffer hervor, war seit 1821 vier- und 1910 fünfklassig. In ihr wurden Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Nach Seffers Tod 1848 verblieb die Normalschule als Semmarübungsschule für die Seminaristen als Ausbildungseinrichtung bestehen.
1909/10 besuchten von den 1457 Schülerinnen und Schülern nahezu 20% die höheren Schulen, 65% die Volksschulen und ca. 16% die Fortbildungsanstalten. Die Etats der evangelischen und katholischen Schule wurden 1910 in einem Etat vereinigt. Er wies eine Ausgabe von 51545 Mark aus. Die Stadt leistete davon einen Betrag von 37045 Mark, d. h. pro Schüler wurden fast 46 Mark aufgebracht.