Die Püschers stammten ursprünglich aus Glogau (Schlesien), dem heutigen Głogów. Dort betrieben Richard Theodor Julius Püscher (*07.07.1885, †27.11.1960) und Dora Püscher (*18.02.1895, †15.03.1968) bereits ein Foto-Atelier im Hotel Hindenburg.
Nach dem Krieg strandeten sie als Heimatvertriebene in Alfeld, wo sie seit 1947 im ihnen zugewiesenen Wohnraum ein fotografisches Gewerbe betrieben, welches sie am 06.06.1948 bei der Handwerkskammer Hildesheim anmeldeten.
Nach dem Tod des Vaters übernahm Sohn Eberhard (*02.08.1922, †16.07.1994) den Betrieb, den er am 05.07.1962 bei dem Kammer ummeldete. Seine Meisterprüfung bestand er am 19.12.1960 mit Auszeichnung.
Die Familie Püscher wohnte Zeit ihres Lebens in dem ihnen nach dem Krieg zugewiesenen Wohnraum, einem 40 qm-Dachverschlag. Überdies befanden sich dort ihr Fotolabor, -atelier, -archiv und -verkaufsraum. Eberhard Püscher hielt sich in genannten 40 qm auch noch eine stets schwankende Anzahl von Katzen. Jahr für Jahr wuchs die Anzahl der einzulagernden fotografischen Positive und Negative, so dass das Archiv sukzessive auch in die Garage um das parkende Auto ausgedehnt wurde. Dort parkte neben seinem Opel – der aus Gründen der Sparsamkeit nie verkauft wurde, sondern Teil für Teil erneuert wurde und daher auch immer unterschiedliche Farbkombinationen aufwies – noch ein Zündapp-Motorrad, mit dem Eberhard Püscher über Land fuhr, die Plattenkamera unter einem Arm, den andere Hand am Lenker. Eberhard (genannt “Bubi“) Püscher trug täglich eine ähnlich anmutende Kleidung, bestehend aus einem abgenutzten grünen Mantel, zu kurzer Hose und schief sitzender Baskenmütze.
Neben der Fotografie hat sich die Familie Püscher keinerlei privates Vergnügen gegönnt. Das hatte sowohl finanzielle – schon seinerzeit war mit der alltäglichen, bzw. angewandten Fotografie nicht viel Geld zu verdienen – wie auch persönliche Gründe. Dazu zählt zunächst die Zeitnot, denn Flmentwicklung, Anfertigen von Abzügen und anschließende Retusche nahmen viel Zeit in Anspruch. Daneben war wenig Zeit bzw. Platz für eine Familie.
So sind sind die Püschers in die kollektive Erinnerung der Alfelder eingebrannt, als fotografisch perfekte Handwerker (siehe folgendes Kapitel), die, insbesondere in Person von Eberhard Püscher, das Klischee des “Künstlers“ oder “Clochards“ bedienten. Dazu trug auch ihr gewissermaßen nonkonformer wie auch latent unübersichtlicher Lebensentwurf bei.
Die Rettung des Nachlasses
Nach dem Ableben von Eberhard Püscher 1994 wurde mangels interessierter Verwandtschaft der persönliche Nachlass aufgelöst. Es existierte öffentliches Interesse an einigen Artefakten wie fotografischen Gerätschaften, die durch einen Auktionator verkauft wurden. Darüber hinaus war die Anteilnahme eher gering. Sein fotografischer Nachlass wurde in wirklich allerletzter Sekunde vor dem Ende bewahrt. Die Container waren bereits aufgestellt, die ersten Abzüge segelten bereits durch das Dachfenster, als in einem gemeinsamen Kraftakt die unzähligen Aufnahmen gerettet und umgelagert wurden.
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