Unrecht, Unrecht
In Wettensen war mal einer, der heimlich Unrecht getan hatte. Das quälte ihn so, dass er einen Strick nahm und sich im Walde an einer Eiche erhängte. Als ihn jemand fand und den Strick abschnitt, flog ein kleiner schwarzer Vogel davon und rief immer: „Unrecht, Unrecht, Unrecht, ….!“ Er fliegt und ruft noch oft durch den Wald. Wer zur mitternächtlichen Geisterstunde auf den Herrendienstweg über den Berg kommt, muss sich darauf gefasst machen, daß er ihn im Walde vernimmt.
Da ist auch einmal einer von Wettensen durch den Wald gekommen, und als er nahe über Eimsen war, schrie es auf einmal „Unrecht, Unrecht, …!“ Kalt lief es ihm den Rücken hinunter, und die Haare standen ihm zu Berge. In dem Augenblick sass der kleine schwarze Vogel auf seiner Schulter. Immer größer wurde er und schwerer und schwerer, bis der Wanderer unter der Last zusammenbrach.
Entnommen aus Hoike „Sagen und Erzählungen aus dem Land zwischen Hildesheimer Wald und Ith“ von Wilhelm Barner, erschienen in der Schriftenreihe des Heimatmuseums Alfeld, Nr. 7