Märchen & Sagen

Der Findling am Reißel

Im Reißel, nahe Hörsum, lag einst einer der größten Findlinge des Alfelder Berglandes. Jetzt steht er als Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges an der Dorfkirche. Vielerlei Merkwürdigkeiten wussten die Alten von ihm zu berichten. Manches ist vergessen, aber über seine Herkunft erzählt man noch heute das Folgende:
Die Bauern in Schulenberg hatten zwei Riesen um ein versprochenes Vesper für die Hilfe beim Brückenbau über die Leine geprellt und sich deswegen mit den beiden erzürnt. Aus Rache schleppten diese einfach die Kirche des Dorfes fort. Sie trugen sie auf einer goldenen Bahre von Schulenberg in den damals noch unbewohnten Sackwald. Bei einem großen Schritt von der Tegge zum Reißel verspürte der eine der Riesen den quälenden Druck eines Steines im Schuh. Kurzerhand setzten die beiden die Bahre nieder, um den Stein zu entfernen und gleichzeitig ein wenig zu rasten. Die Riesen nahmen am St. Urbanibrunnen noch einen erquickenden Trunk zu sich und setzten dann ihren Weg durch das Müllerloch bis auf den Holzer Berg fort.
So kam der Findling aus dem Schuh des Riesen auf die Höhe des Reißels, die Kirche aber auf den Holzer Berg bei Sack.


Entnommen aus Hoike „Sagen und Erzählungen aus dem Land zwischen Hildesheimer Wald und Ith“ von Wilhelm Barner, erschienen in der Schriftenreihe des Heimatmuseums Alfeld, Nr. 7