Märchen & Sagen

Der Mühlenschatz zu Brünighausen

Es geschah in alter Zeit, daß eines Nachts vor dem Bett der Müllerin zu Brünighausen ein Zwerg stand und inständig bat: „Um Gotteswillen, hilf meiner Frau. Sie liegt in Kindsnöten im Hohl am Scherling und ist ohne jeden Beistand.“ Rasch warf sich die Müllersfrau Klied und Mantel über, trat in ein Parr Holzschuhe und eilte mit dem Zwerg hinauf zum Berge.
Nach geschicktem Zufassen hatte sie alsbald dem Zwergenpaar zu einem prächtigem Knäblein verholfen. „Wie sollen wir Dir, gute Frau, für alle Liebe danken?“ fragten die Glücklichen. „Gott mag’s vergelten!“ war der Gruß der Müllerin, die frohen Herzens wieder heimzog.
In der darauf folgenden Nacht stand der Zwerg wieder in der Schlafkammer. In der erhobenen Rechten trug er einen Silberklumpen, den er mit strahlenden Augen der Müllerin in die Hand drückte. „Solange dieser Schatz im Hause bleibt, soll es der Mühle und ihren Bewohnern wohlergehen!“ sprach er und verschwand.
Am nächsten Tage versenkten die Müllersleute dem Klumpen Silber tief unter dem Mahlgang. Sie verfuhren mit großer Sorgfalt und sagten nach alter Regel kein Wort.
Noch heute dreht die muntere Glene das knarrende Mühlenrad und ernährt die Müllersippe so gut wie ehedem.


Entnommen aus Hoike „Sagen und Erzählungen aus dem Land zwischen Hildesheimer Wald und Ith“ von Wilhelm Barner, erschienen in der Schriftenreihe des Heimatmuseums Alfeld, Nr. 7