Die Anfänge – Von Grünenplan nach Alfeld
Ein Zweigbetrieb der weltbekannten Tierhandlung mit Stammsitz in Alfeld
Wer hat nicht schon einmal den Namen dieses großen Handelsunternehmens gehört, das im 19. und weit ins 20. Jahrhundert hinein die Führungsrolle besaß bei der Beschaffung und Vermarktung von lebenden Tieren aller Art! Die vielen fremdartigen Tiere, von denen aus den damaligen Kolonien berichtet wurde, wollten die Menschen auch in den Heimatländern kennenlernen. Die hauptsächlichen Kunden der Firma Ruhe waren daher vor allem die Zirkus-Unternehmen und die immer größer werdende Zahl von Zoos.
Begonnen hatte aber alles in viel kleinerem Maßstab. Der Firmengründer Ludwig Ruhe, 1828 geboren, heiratete in die Familie eines Vogelhändlers ein. Kanarienvögel waren damals groß in Mode. Bald ging Ludwig Ruhe bereits selbst zum Vogelfang auf Reisen nach Übersee. Das Geschäft mit den gefiederten Haustieren muß so lukrativ gewesen sein, daß in den Jahren um 1869 sogar Zweigbetriebe in New York und London gegründet wurden. 1880 wurde der deutsche Hauptsitz der Firma von Grünenplan nach Alfeld verlegt. Und von da an begann auch der Handel mit exotischen Tieren.
Aufbruch ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Von der New Yorker Filiale soll nun hier berichtet werden, denn – vor allem aus dem Internet – haben sich hierzu noch einige Informationen angefunden. Ludwig Ruhe firmierte dort entsprechend einer Zeitungsannonce aus dem Jahr 1953, die bei einer Online-Versteigerung ergattert werden konnte, unter dem Namen „Louis Ruhe, Inc., gegründet 1869“. In dieser Anzeige wird eine große Vielzahl verschiedenster Wildtiere, Land- und Wasservögel sowie Reptilien angeboten, die „regelmäßig von unserer Niederlassung in Europa und aus allen Teilen der Welt importiert werden“. Die Büroräume befanden sich in bevorzugter Lage der Weltstadt New York, nämlich mitten in Manhattan, am Broadway Nr. 853, und es gab Ausstellungsräume in der Bowery 359.
Zeitungsinserat aus dem Jahr 1953
Orte geschäftlicher Aktivität Ruhe’s in New York
Spuren von Vogelhändlern aus dem Leinetal
Interessanterweise lassen sich von 1906 bis 1924 insgesamt 17 Schiffsreisen von Europa nach New York1) nachweisen, die u. a. von einem Friedrich, einem August und einem Gustav Vespermann (möglicherweise Brüder?) aus Alfeld vorgenommen wurden, um in New York zu ihrem Arbeitgeber Louis Ruhe zu gelangen. Immer wieder befanden sich bei diesen Reisen der Vespermanns aber auch noch eine Reihe anderer Männer auf den Schiffen, die entweder mit dem Ziel des Arbeitgebers Louis Ruhe, oder sogar weiterer in New York ansässiger Tierhandlungen vermerkt sind. Fast durchweg stammen diese Männer aus dem Raum Alfeld, und ihre Berufsbezeichnung wird mit „Vogelhändler“ (birdman bzw. birdseller) angegeben.
In obiger Liste, Zeile 7, muss es Albert Funke, nicht Fincke heißen. Diesen Hinweis erhielten wir von einem in Hörsum lebenden Verwandten des Albert Funke. Vielen Dank.
Alle diese Daten wurden bei jeder Schiffsankunft von der Einwanderungsbehörde in New York registriert (List Or Manifest Of Alien Passengers For The United States Immigration Officer At Port Of Arrival). Friedrich, August und Gustav Vespermann sowie viele der anderen Vogelhändler geben als Angehörige in der Heimat ihre nächste Verwandtschaft nebst Wohnort, Straße und Hausnummer an. Vermutlich unternahmen die in New York arbeitenden Männer in gewissen Zeitabständen die Reise über den Atlantik um ihre Eltern oder Ehefrauen zu besuchen und ggf. Geschäftliches im Alfelder Stammsitz der Fa. Ruhe zu erledigen. Ob sie jeweils neue „Ware“ mit nach New York hinüber brachten, geht aus den Listen leider nicht hervor.
Vogelzucht und Vogelhandel im Umfeld des Harzes
Welche Bedeutung der Handel mit Vögeln früher besaß, wird ersichtlich von der Internetseite der kleinen Gemeinde Steinlah2), nördlich von Salzgitter. Dort wird folgendes berichtet:
„Bis in die dreißiger Jahre hinein züchtete man in Steinlah Kanarienvögel, die überwiegend nach Amerika verkauft wurden. Jedes Jahr bei der im Gasthaussaal stattfindenden Aufkaufaktion durch die Tierhandlung Ruhe gab es den sogenannten Vogelball.“
Long Island erinnert sich an Ruhe
Doch nicht nur die Listen der Einwanderungsbehörde geben Auskunft über die Aktivitäten im Zusammenhang mit der Tierhandelsfirma Ruhe in New York. Die „Chamber Of Commerce“ (Handelskammer) pflegt beispielsweise die Erinnerung an den Stadtbezirk „Sunnyside“ auf Long Island. Auf ihrer Webseite3) sind dort von der „Ruhr (wahrscheinlich Schreibfehler) Animal Farm“ zwei Photos mit Gustav Vespermann und mit seiner Ehefrau Clara zu sehen. Zu dem Bild von Clara heißt es:
„Der große Wildjäger seiner Zeit, Frank Buck, führte die Tiere ein und sie kamen hier (in Ruhes Wildtierfarm) zunächst in Quarantäne. Die meisten Tiere wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren per Schiff eingeführt, sie blieben eine Weile in Quarantäne, bevor sie zu den Zoos überall in die Staaten versandt wurden. Die Wildtier-Farm hat sich (in Sunnyside) hinter P. C. Richards Parkplatz befunden. Die abgebildete Dame war Clara Vespermann, die in der Tierfarm arbeitete. Frau Vespermann war mit dem dortigen Veterinär Gustav Vespermann verheiratet.“
Hier finden wir also Clara (vormals in Deutschland: Klara) und ihren Ehemann Gustav Vespermann, beide aus Alfeld stammend, in der Quarantänestation der Fa. Ruhe in New York wieder.
Das Bild von Clara soll aus dem Jahr 1935 stammen. Neben ihr sitzt ein Leopard, der scheinbar nichts gegen einen auf seinem Rücken reitenden Affen einzuwenden hat. Gustav ist zu sehen, wie er seinen Enkelkindern den Affenkäfig zeigt. Dieses Bild soll etwa aus dem Jahr 1948 stammen.
Gustavs Schwiegersohn hat später die Bilder der Chamber Of Commerce zur Verfügung gestellt. Sie sind die einzigen erhaltenen Bilddokumente von den Aktivitäten der Firma Ruhe in New York.
Der Veterinär Gustav Vespermann und seine Ehefrau Klara auf der Wildtier-Farm Ruhe auf Long Island |
Alte Zeitungsberichte über Firma Ruhe
Doch das unerschöpfliche Internet gibt noch weitere Informationen über die Fa. Ruhe in New York preis: Auch die „Greater Astoria Historical Society“ hat sich der Bewahrung der historischen Wurzeln von Long Island verschrieben. Auf Ihrer Webseite4) kann man einen Bericht der Zeitung „Daily Star“ aus dem Jahr 1915 nachlesen. Zunächst heißt es dort:
„Ist angesichts des rapiden Anwachsens der Wohn- und Industriebereiche unserer Stadtgemeinde hier in Queens ein Ort in der Größe von 3,5 Morgen vorstellbar, an dem – von der Boa Constrictor bis zum Elefanten – fast jegliche Wildtier-Art vereint ist – und wo darüber hinaus auch noch das Gezwitscher von 4.000 Kanarienvögeln ertönt!?“
Jedenfalls ist ein Journalist des Blattes von dem Geschäftsführer der Wildtier-Farm Louis Ruhe, Ernest Siegfried, zu einem Besuch in das Tiergehege eingeladen worden. Seine Fahrt dort hin gibt die „Greater Astoria Historical Society“ so wieder:
„Nichts erinnerte an den afrikanischen Urwald oder die Steppe, als er (der Journalist) mit der New York und Queens Verkehrsgesellschaft nach Woodside fuhr. In einiger Entfernung vom Haltepunkt des Fahrzeugs befanden sich die Grabmale des Calvary-Friedhofes. Auch fiel ihm das Rattern der Niethämmer auf, denn dort erfolgten die Bauarbeiten des zweispurigen Schnellbahnsystems für die „Corona“-Erweiterung (heutige Linie Nr. 7).“
Gemeinsam mit Ernest Siegfried wurden dann bei einem Rundgang durch das Gehege verschiedene Tierarten besichtigt, wie z. B. ein Tasmanischer Teufel, ein Löwe, „Hashish“, ein 3-jähriges Kamel und „Jeff“, das boxende Känguruh. Die „Greater Astoria Historical Society“ erwähnt in diesem Zusammenhang auch ein paar geschäftliche Fakten:
„Die Farm in Woodside belieferte Zirkusse in den ganzen Vereinigten Staaten mit Tieren. Damals wurde ein Elefant für etwa 1.800, ein Löwe für 800 $ verkauft. Louis Ruhe, einer der größten Wildtier-Importeure des Landes hatte gerade zwei Polarbären an Barnum & Bailey’s versandt, um die Zuschauer zu erfreuen.“
Entsprechend der heutigen administrativen Gliederung von New York City haben sich die vorgenannten Ruhe-Aktivitäten in dem Queens Community Board 2, in der Nachbarschaft (Neighborhood) Woodside und Sunnyside befunden.
Ruhe-Spuren im TIME-Magazin
Von einem aus heutiger Sicht nicht mehr ganz zeitgemäßen Tierverständnis berichtet das Archiv des TIME-Magazins vom 2. Dezember 19295):
Eine Haustier-Show hatte in Manhattans Madison Square Garden stattgefunden. 5.000 Tiere aller Größen, Schattierungen und Gemütslagen seien dort zu sehen gewesen. Unter vielen anderen habe es sogar ein mongolisches Dromedar, ein indisches Elefantenbaby, Ozelots, Tukane und Guppys gegeben. Professor George Yoeger aus Brooklyn habe z. B. seinen tanzenden und boxenden Hund Trixie vorgeführt, aus New Jersey kam Buster, ein 18 Monate alter Schimpanse, der – sein Frauchen umarmend – Coca-Cola trank, und Madame Frieda Hempel, die berühmte Primadonna, sei durch die Ausstellung geschlendert, während ihr Hausmädchen mit „Meister Toby“, dem Zwergspitz folgte, der den Atlantik bereits 12 mal überquert hatte, und der sogar einmal von London nach Paris geflogen war, um seinen Tierarzt zu besuchen.
Louis Ruhe, der bekannte Tierimporteur aus Manhattan habe mehrere Wagenladungen seines Angebotes einschließlich Bären, Warzen- und Stachelschweinen herangeschafft. Als die Ruhe-Transporter entladen wurden, sei ein Zebra mit dem Kopf gegen die Latten seines Käfigs geschlagen, habe daraufhin erst wild, dann aber sehr erbarmungsvoll umhergestarrt. Die stets wachsame amerikanische Tierschutz-Gesellschaft (American Society for the Prevention of Cruelty to Animals) verlangte daraufhin prompt die Freilassung des Tieres.
Aus dem Kriegsjahr 1941 ist im Archiv des TIME-Magazins6) nachzulesen, daß sich die US-Zoodirektionen damals in einer prekären Lage befanden: Es sei nicht mehr möglich gewesen, sich mit Wildtieren wie Giraffen, Känguruhs und Tapiren zu versorgen. Mit der Ausbreitung des Krieges seien Tierimporte aus Afrika und Asien immer mehr zurückgegangen und drohten nun völlig zu versiegen. Sogar Transporte aus Südamerika gerieten wegen fehlender Ladekapazitäten ins Stocken. Aus Europa kämen nun überhaupt keine Tiere mehr. Dabei sei dies einst der führende Tiermarkt gewesen. Tierjäger in der ganzen Welt hätten ihre Fänge an deutsche und englische Firmen geschickt und die weltweiten Zoos hätten sie dann dort gekauft. Es folgt noch der Hinweis, daß „Louis Ruhe, Inc. of Hannover“ der größte Tierimporteur der Welt gewesen sei.
Ein weiterer Artikel aus dem Archiv des TIME-Magazins7) datiert vom 25. März 1946. Es wird berichtet, daß es vor dem Krieg im stinkenden(!) alten Bowery-Handelshaus von Louis Ruhe Inc. einen Tiermarkt gegeben habe. Der Firmeninhaber sei der weltgrößte Tierhändler gewesen, und es wird auf die amerikanische Aussprache seines Namens hingewiesen: „pronounced Looie Rooie“. Im März seien die Geschäfte am besten gelaufen. Die US-Zoobesitzer suchten dann für ihre Besucher im Frühling und Sommer nach Löwen und Tigern, Erdferkeln, Kaimanen, Tukanen und vielen anderen Tieren, die dort in Käfigen lebten.
Weiter heißt es: Die Firma Ruhe, 1830 in Deutschland gegründet, mit einem 3.000.000-$-Jahresumsatz, habe während des Krieges einen Niedergang erlebt. Doch Heinz Ruhe, der Urenkel des Gründers, konnte das Geschäft dadurch erhalten, daß er südamerikanische Tiere und Vögel einführte, einschließlich einer besonderen Art (Quetzals), deren Wert fast ihrem Gewicht in Gold entsprach, nämlich 500 $ pro Stück.
Andere Tierhändler importierten „lebenswichtige“ Affen für Laborversuche. Allein die National Foundation for Infantile Paralysis habe pro Jahr etwa 8000 Tiere für jeweils 20 $ gekauft.
Vom Affengeschäft abgesehen hätten US-Zoos etwa 25 – 30 % ihrer Tiere und Vögel während des Krieges verloren. Sie seien nun bereit, große Summen auszugeben, um sie zu ersetzen. Heinz Ruhes erste Nachkriegs-Lieferung sei derzeit auf dem Weg von Kalkutta nach New York. Sein größter Mitbewerber, Henry Trefflich, dessen Tierhandels-Unternehmen nicht weit entfernt war, habe seine erste Lieferung von 66 Jungfernkranichen im Wert von 200 $ je Paar bereits erhalten.
Auf der ganzen Welt seien Agenten von US-Tierhändlern unterwegs in Basars und Eingeborenendörfern auf der Wildtier-Suche. Einige unternähmen selbst Expeditionen in die Urwälder, aber meistens erledigten die Eingeborenen diese oft gefährlichen Tierfänge.
Ruhe allein beschäftige sechs Agenten in Übersee (20 waren es vor dem Krieg). Sie seien auf der Suche nach allem, was sie zu einem akzeptablen Preis bekommen könnten. Am begehrtesten seien das Okapi, ein kurzhalsiger Verwandter der Giraffe mit einem Wert von 10 bis 15.000 $ sowie die Waldantilope, das sog. Bongo, das teilweise Preise bis zu 20.000 $ erziele…
Das Ende des amerikanischen Sitzes der Fa. Ruhe
Schließlich verlieren sich die Internet-Spuren des in New York beheimateten Betriebes der Tierhandlung Ruhe. Eine etwas lückenhafte Zeittafel läßt sich nachzeichnen:
Über die Geschäftsaufgabe in New York hat sich bisher nichts angefunden. Ob sie gleichzeitig mit der Geschäftsaufgabe in Alfeld erfolgte, ist unklar.
Als Quellen dienten folgende Internetseiten:
1: http://www.ellisisland.org/
2: http://www.baddeckenstedt.de/showobject.phtml?La=1&object=tx%7C1085.59.1%7C1085.47.1&NavID=1085.43
3: http://www.sunnysidechamber.org/OldDays/monkeys.html3: http://www.sunnysidechamber.org/OldDays/animalfarm.html
4: http://www.astorialic.org/starjournal/1910s/1915april_p.php#right
5: http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,738196,00.html
6: http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,765905,00.html
7: http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,888187,00.html?promoid=googlep
8: http://www.villa-ruhe.de/geschichte.htm9: http://www.circushistory.org/bandwagon/bw-1954Mar.htm
9: http://www.nal.usda.gov/awic/zoo/whyzoos.pdf
Zeitungsartikel im Daily Star 1915
Die Greater Astoria Historical Society
berichtet über Zeitungsartikel des „Daily Star“ aus dem Jahr 1915:
Eines Tages wurde im „Daily Star“ von einem seltenen Tier berichtet. Die Schlagzeile lautete: „Ein Tasmanischer Teufel ist unter uns!“. Ein Berichterstatter vom Star-Journal versicherte aber den Lesern, daß diese notorisch feindselige Bestie in der Wildtier-Farm von Louis Ruhe in Woodside sicher untergebracht war. Weiter hieß es: „Angesichts des rapiden Anwachsens der Wohn- und Industriebereiche unserer Stadtgemeinde hier in Queens, ist da ein Ort in der Größe von 3,5 Morgen vorstellbar, an dem – von der Boa Constrictor bis zum Elefanten – fast jegliche Wildtier-Art vereint ist – und wo darüber hinaus auch noch das Gezwitscher von 4.000 Kanarienvögeln ertönt!?“
Einige Tage zuvor war ein Journalist des „Star“ routinemäßig am Schiedsgericht von Long Island City beschäftigt, als er Ernest Siegfried, dem Geschäftsführer von Ruhes Tierfarm begegnete. Der hatte sich wegen der Verlängerung seines Waffenscheines an das Gericht gewandt. Siegfried lud den Journalisten zu einem Besuch auf der Tierfarm ein.
„Nichts erinnerte an den afrikanischen Urwald oder die Steppe, als er mit der New York und Queens Verkehrsgesellschaft nach Woodside fuhr. In einiger Entfernung vom Haltepunkt des Fahrzeugs befanden sich die Grabmale des Calvary-Friedhofes. Auch fiel ihm das Rattern der Niethämmer auf, denn dort erfolgten die Bauarbeiten an der „Corona“-Erweiterung des zweispurigen Schnellbahnsystems (heutige Linie Nr. 7).“
Beim Rundgang durch den Tierpark weigerte sich unglücklicherweise der Tasmanische Teufel, sich während einer Siesta hinten in seinem Käfig stören zu lassen. Dieses auch trotz der Aussicht auf ein Interview durch einen Reporter, und er grunzte ärgerlich, als Siegfried ihn wachzurütteln versuchte. „Der Tasmanische Teufel“, erklärte Siegfried, „ist eines der seltensten Tiere, und Herr Ruhe ist außerordentlich stolz auf seinen Besitz.“
Buddy, ein 8 Monate alter Löwe, wetteiferte mit dem Tasmanischen Teufel um die Gunst in diesem Käfig. Früher, als Tierkind, konnte Buddy von Siegfried gestreichelt werden. Aber nunmehr begann er seine Stärke zu erkennen, und Siegfried hielt ihn jetzt im Käfig.
Die Farm in Woodside belieferte Zirkusse in den ganzen Vereinigten Staaten mit Tieren. Damals wurde ein Elefant für etwa 1.800, ein Löwe für 800 $ verkauft. Louis Ruhe, einer der größten Wildtier-Importeure des Landes hatte gerade zwei Polarbären an Barnum & Bailey’s versandt, um die Zuschauer zu erfreuen.
Unter den Tieren, denen der „Star“-Journalist begegnete, war auch „Hashish“, ein 3-jähriges Kamel, das diesen Sommer die Ehre hatte, in einer Coney Island-Ausstellung aufzutreten, genannt: „Eine Straße in Kairo“. Das Kamel richtete sich auf, bockte und schnaubte, dabei starrte es den neugierigen Reporter mit einem boshaften Glanz in den Augen an. Dieser hatte von den Kamel-Abbildungen, die er von Dattel-Verpackungen kannte, geglaubt, daß das „Wüstenschiff“ ein höchst liebenswürdiges Tier sei.
Ein freundlicherer Bewohner war „Jeff“, ein boxendes Känguruh. Dieses fünf Jahre alte Tier ließ sich manchmal von den Wärtern Boxhandschuhe anziehen und beherrschte ganz gut die defensive oder offensive Taktik, wie die Wärter berichteten. Also, ihr Manager der Queensboro- und Astoria-Boxclubs, bitte um Beachtung!
So ist das im April 1915 gewesen!
Zusammengetragen von Clare Doyle, Bibliothekarin, Große Astoria Geschichts-Gesellschaft
Übersetzt von W. Petzold
Die Geschichte „Ruhe in New York“ wurde uns freundlicherweise von Wolfgang Petzold aus Uelzen zur Verfügung gestellt und freigegeben. Vielen herzlichen Dank.