Umweltfreundliche Klärschlammbehandlung – eine Herausforderung für die Zukunft
Im Rahmen der Abwasserbehandlung gewinnt die Klärschlammbeseitigung eine immer größere Bedeutung. Ist doch letztlich die Abwasserreinigung nur so gut wie die ordnungsgemäße, d. h. umweltgemäße Unterbringung sämtlicher Restprodukte. Die Lösung des Schlammproblems bestimmt also die Verfahrenstechnik der Abwasserreinigung.
Bei vielen Kläranlagenplanungen wurden in der Vergangenheit die Klärschlammbehandlung und vor allem die Klärschlammbeseitigung nach unserem heutigen Wissensstand mangelhaft geregelt. Im Allgemeinen wurden zwar Trockenbeete, Schlammlagunen oder Schlammsilos vorgesehen, aber über die Unterbringung – Endlagerung -schwieg man sich aus. Als Fachingenieur auf diesem Spezialgebiet muss man sich aber bewusst sein, dass die Behandlung und anschließende Beseitigung des in den Kläranlagen zurückgehaltenen Klärschlamms zu den wichtigsten und zugleich schwierigsten Aufgaben der Abwassertechnik gehört. Auf keinem Gebiet der Abwassertechnik gibt es so viele und verschiedenartige Wege wie auf dem der Schlammbehandlung.
Schon vor vielen Jahren konnte man beim Altmeister der Abwassertechnik, im Imhoff-Taschenbuch, folgendes nachlesen:
„Alle Ausführungen über die Behandlung und Verwertung des Schlamms können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man bei der Abwasserreinigung den Schlamm unbedingt und endgültig loswerden muss. Ein Klärwerk, bei dem das nicht gelingt, ist nichts wert. Sogar wenn der Schlamm verbrannt oder vergast wird, bleibt die Asche, die beseitigt werden muss.
Endgültig beseitigen kann man den Schlamm nur in der Landwirtschaft, im Meer, auf Füllgelände oder mit dem Abwasser im eigenen Vorfluter.“
Die Beseitigung des Klärschlamms ist ebenso wie die damit verbundene Behandlung ohne jegliche Belastung der Umwelt nicht denkbar. Die Aufgabe der Beseitigungstechnik ist es daher, den Klärschlamm so umzuwandeln, dass die Neben- und Endprodukte die Umwelt möglichstwenig schädigen und belasten, insbesondere dürfen die Gesundheit des Menschen nicht gefährdet und Gewässer, Boden und Pflanze nicht schädlich beeinflusst werden sowie Luftverunreinigung und Lärm bestimmte Schwellen nicht überschreiten.
Daher sollte stets der Grundsatzgelten
„Recycling first“. (Vorrangig ist die Rückgewinnung)
Das heisst, wo immer die Zusammensetzung des Abwasserschlamms es erlaubt, sollte er in den natürlichen Stoffkreislauf einbezogen werden. Der natürliche Stoffkreislauf, d. h. die Unterbringung von Abwasserschlamm im Landbau, hat für viele kleine und mittlere Kläranlagen in Niedersachsen nach wie vor überragende Bedeutung. Aber selbst in den niedersächsischen Ballungsräumen stellt die landwirtschaftliche Unterbringung der Klärschlämme z. Zt. noch die Hauptbeseitigungsart dar.
Klärschlamm enthält viele Substanzen, die die Fruchtbarkeit unserer Böden steigern, aber auch zerstören können. Neben Stickstoff- und Phosphorverbindungen sind es vor allem Spurenelemente und Humusbildende Stoffe, die dem Naturhaushalt zu erhalten sind.
Klärschlamm kann somit zu einem gebrauchsfähigen Wirtschaftsgut werden, das uns hilft, die vorhandenen Rohstoffe unserer Erde zu schonen oder zu erhalten.
Seit alters her führt der Mensch seine Abfälle in den Naturkreislauf zurück. Seitdem es Kläranlagen gibt, wird Klärschlamm auch bedingt landwirtschaftlich genutzt. Erhöhte Wachsamkeit beim Einsatz dieser Abwasserschlämme wurde jedoch notwendig, weil neuerdings immer mehr organische und mineralische Schadstoffe aus der Industrie, aber auch aus privaten Haushalten über das Abwasser in den Klärschlamm gelangen.
Bei der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung ist deshalb eine sorgfältige Überwachung der Inhaltsstoffe erforderlich, damit im Boden nicht übermäßig Schadstoffe angereichert oder hygienische Belange missachtet werden. Verbieten die Schlamminhaltsstoffe eine landwirtschaftliche Nutzung der Schlämme, müssen sie deponiert werden. Grundvoraussetzung hierfür ist es, den Wassergehalt soweit zu senken, dass eine Ablagerung, die im allgemeinen zusammen mit Hausmüll erfolgt, möglich ist. Eine noch weitergehende Entwässerung bis zur Trocknung führt darüber hinaus zu einer weiteren erheblichen Volumenminderung. Da-
durch wird es möglich, kostbaren Deponieraum zu sparen und die Transportkosten erheblich zu senken.
Gleichgültig, ob der getrocknete Schlamm landwirtschaftlich genutzt werden kann oder deponiert werden muss, besteht die berechtigte Hoffnung, dass mit dem im nachfolgend bezeichneten und beschriebenen „Alfelder Modell“ eine Entwicklung eingeleitet wird, die dazu führen kann, dass die sachgemäße, umweltgemäße Klärschlammbeseitigung in vielen Fällen erleichtert wird, mit wirtschaftlichen Mitteln erreicht werden kann und dass in Niedersachsen in der Zukunft möglichst wenig Klärschlamm als Abfall beseitigt werden muss.