Das Alfelder Modell
„Alfeld, das Mekka der Abwassertechniker“
so sagte Bundesforschungsminister Dr. Volker Hauff in seiner Einweihungsrede am 6. Juni 1980.
Die Erhaltung unserer Umwelt und der natürlichen Lebensgrundlagen ist zu einem der wichtigsten Politikbereiche des letzten Jahrzehnts geworden. Das drückt sich für die Bundesrepublik darin aus, dass wir eine sehr breite Palette von Maßnahmen im Umweltbereich angepackt haben, die sich im internationalen Vergleich sehen lassen können.
Im Zentrum unserer Bemühungen stehen dabei die Ressourcen „Luft, Wasser und Landschaft“, mit denen wir viel schonender umgehen müssen als bisher und bei denen Umweltbelastungen schon vorbeugend vermieden werden müssen.
Das Denken in Kreisläufen und die praktische Verwirklichung solcher Kreisläufe ist eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben – beispielsweise im Wasserbereich. Der Entsorgung und Aufbereitung von Abwässern und Schlämmen kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu.
Die Entsorgung, die als Schritt zur Schließung der Kreisläufe zu sehen ist, darf daher keine kleinere Bedeutung erhalten als die Versorgung mit Gütern. Das Beispiel „Abwassertechnologie“ macht die ökologischen Zusammenhänge besonders deutlich, da auch Abwasser in mehr oder weniger langen Zeiträumen wieder zu Trink- oder Brauchwasser wird. Gerade das Beispiel hier in Alfeld zeigt, dass zwischen ökologischen und ökonomischen Interessen kein Widerspruch bestehen muss.
Betrachten wir einmal die mittleren Betriebskosten einer Kläranlage, so ist festzustellen, dass diese bis zu 30 Prozent aus Energiekosten bestehen. Die gehobenen Anforderungen an den Gewässerschutz sowie an die Leistungsfähigkeit von Kläranlagen führten in den letzten Jahren zu einem überproportionalen Anstieg des Energiebedarfs der Kläranlagen. Der Lösungssatz, so wie er hier in Alfeld verwirklicht wird, erscheint mir deshalb von besonderer Bedeutung, da ein wesentlicher Beitrag zur energieautarken Kläranlage geleistet wird. Ich glaube, dass dieses Ziel in Zukunft nicht als „utopisch“ eingestuft werden muss, wenn der hier vorgezeichnete Weg durch konsequente Optimierung der BiogasErzeugung sowie der Nutzung über Kraftwärmekopplung weiter ausgebaut wird. In Kläranlagen werden zurzeit noch erhebliche Mengen an Methangas abgefackelt, da geeignete Verwendungsmöglichkeiten bisher von den Betreibern dieser Anlagen vielfach nicht gesehen werden oder noch nicht wirtschaftlich sind. Ich hoffe sehr, dass dieses Projekt auch für diejenigen einen Beitrag leistet, die die laufenden, nicht unerheblichen Betriebskosten bei der Klärtechnik senken wollen und deshalb vielfach auf zweitbeste Lösungen bei der Abwasser- und Schlammentsorgung zurückgreifen.
Das Projekt hier in Alfeld erscheint mir aber auch deshalb von besonderer Bedeutung, da die Realisierung nur im Verbund mit einem mittelständischen Unternehmen möglich war – den ALFELDER EISENWERKEN.
Deshalb möchte ich allen Beteiligten für die bisherige kooperative und konstruktive Zusammenarbeit bei der Durchführung dieses Projekts danken und hoffe, dass dieses Projekt als Modellprojekt der Wassertechnologie über Alfeld hinaus in die gesamte Bundesrepublik Deutschland weist.