Die Stadt Alfeld (Leine) baute 1957, also vor fast 25 Jahren, als eine der wenigen fortschrittlichen Städte gleicher Größe, eine vollbiologische Abwasser-Kläranlage für den Anschluss von 18000 E + EG.
Damit schien nach dem damaligen Wissensstand das Abwasser-Reinigungsproblem auf längere Zeit gelöst zu sein.
Der sprunghafte, fast hektisch zu nennende wirtschaftliche Aufstieg der ansässigen Wirtschaftsunternehmen und eine nicht vorhersehbare Vergrößerung des Stadtgebietes – verbunden mit dem steigenden Lebensstandard – steigerte den Wasserverbrauch und damit auch die Abwassermenge rapide.
Die ursprünglich langfristigen, der Stadtplanung zugrunde liegenden Entwicklungsprognosen, wurden durch den Ablauf schon nach wenigen Jahren wieder aufgehoben.
Die ersten Anzeichen einer Überlastung der vorhandenen Kläranlage durch Überschreitung der behördlichen Auflagen zeigten sich bereits 1965. Die Fach- und Aufsichtsbehörden schlössen die Notwendigkeit baulicher Erweiterungsmaßnahmen zur Vermeidung dauernder Überschreitungen der wasserrechtlichen Befugnis nicht mehr aus. Schon 1966 wurde dieses Abwasserproblem sehr intensiv von den politischen Gremien diskutiert, wobei und Aufsichtsbehörden wurde angedroht, die Genehmigung zur Ausweitung von Baugebieten künftig zu versagen, bevor nicht ausreichende Haushaltsmittel für die Planung einer Kläranlagenerweiterung bereitgestellt würden.
Ende 1967 wurde vom Bauamt der Stadt Alfeld (Leine) eine Umfrage an mehrere Ing.-Büros der Fachrichtung Abwasser mit Informationen über die Situation und die hieraus resultierende Absicht gerichtet, die seit 1957 vorhandene Kläranlage auf eine Belastungsgröße von ca. 50000 E + EG zu erweitern und die Folgerung in Bezug auf die Kosten auf allen Gebieten zu fixieren.
Nach der Auswertung und eingehenden Beratungen dieser Umfrageergebnisse empfahl der Bauausschuss der Stadt Alfeld am 6. 1. 1969, den Planungsauftrag zu erteilen.
Anfang Juni 1970 wurde der Vorentwurf für die Erweiterung der Kläranlage vorgelegt. Nach Prüfung dieser Unterlagen durch das zuständige Wasserwirtschaftsamt Hildesheim wurde als die sinnvollste Lösung der 10 vorgeschlagenen Erweiterungsvarianten eine Belebungsanlage mit beheiztem Faulturm und alternativ mit Schlammstabilisation in die engere Wahl gezogen und diesem Vorentwurf grundsätzlich zugestimmt.
Der Rat der Stadt hat in der Folgezeit kritisch und intensiv sowohl die technischen Lösungen als auch die notwendige Finanzierung nach dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit sorgfältig geprüft.
Das Ergebnis: Keine Erweiterung, sondern eine völlig neue Kläranlage an einem anderen Standort im Bereich Alfeld zu planen, und das nach eingehenden Diskussionen mit den Vertretern von Regierung, WWA, NWA, Landkreis und Staatl. Gesundheitsamt im Mai 1973.
Diese Konzeption wurde den zuständigen Fachausschüssen zur Finanzierung dieses Großprojektes vorgelegt. Am 24. 9. 1973 beschloss der Verwaltungsausschuss der Stadt Alfeld den Bau der neuen Kläranlage mit dem Standort Wettensen.
Im Oktober 1973 erfolgte die Ausschreibung für den Planungsauftrag einer neuen Kläranlage und im Februar 1974 die Auftragsvergabe an ein Ing.-Büro, das sich auch an der Erweiterungsplanung beteiligt hatte.
Im Juli 1976 beschloss der Rat der Stadt Alfeld, das Ing.-Büro Preuss, Osterode, mit der Weiterführung der Ingenieurarbeiten zu beauftragen.
Am 27. 9.1976 führte Bürgermeister Ludwig Köbler (MdL) in Anwesenheit des Rates der Stadt Alfeld sowie Behörden- und Firmenvertretern den ersten Spatenstich aus.