Der Planungsauftrag mit den gestellten Problemen
Die wirtschaftliche Beseitigung aller häuslichen, gewerblichen und industriellen Abfallstoffe ist für jede Stadt ein sehr aufwendiger Problembereich, bei dem es fast aussichtslos erscheint, den SOLL/IST-Stand auf Jahre voraus festzulegen. Die Gesellschafts-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik stellen die Aufgaben an die Finanzpolitik.
Die bestehende Kläranlage in Alfeld mit der vollzogenen Zusammenlegung von 15 Gemeinden am 1. März 1974 war für das vorhandene und vorausschaubare Stadtgebiet ausgelegt.
Die Verwaltungs-Gebietsreform stellte der Stadt die Aufgabe der gesicherten Ver- und Entsorgung auch dieser neuen Ortsteile mit einem Zuwachs von ca. 11 000 Mitbürgern.
Kläranlagen waren dort nur in zwei Gemeinden vorhanden, so dass eine Rahmenplanung über die Kosten und die Wirtschaftlichkeit der Zusammenführung aller Abwässer erarbeitet werden musste, um nach dem neuesten technischen Stand die vorrangige Wirtschaftlichkeit zu ermitteln. Dies bot sich besonders deshalb an, weil in allen Ortsteilen eine getrennte Ableitung von Schmutz- und Regenwasser erfolgen sollte.
Selbst in Alfeld wurde auf Trennsystem umgestellt, lediglich im Ortskern lohnt dies nicht, so dass dort ein kleines Gebiet im Mischsystem entsorgt wird.
Die nach den Gegebenheiten erarbeitete Konzeption wies aus, die rechts der Leine liegenden Ortsteile Röllinghausen, Hörsum, Sack, Langenholzen, Eimsen und Wettensen sowie die links der Leine liegenden Ortsteile Imsen, Wispenstein, Föhrste, Gerzen, Limmer, Warzen, Brunkensen, Lütgenholzen und Dehnsen über Verbindungssammler in einer gemeinsamen Kläranlage mit der Stadt Alfeld zu entwässern. Dazu wurde das Abwasser des zu Delligsen gehörenden Ortsteiles Hohenbüchen und der zur Gemeinde Duingen gehörenden Ortsteile Coppengrave und Hoyershausen zusätzlich aufgenommen.
Das Abwasser der am äußersten Ende gelegenen Ortschaften Imsen, Wispenstein und Röllinghausen muss noch mit kleinen Pumpwerken in die Entwässerungssammler gefördert werden, ansonsten werden alle angeschlossenen Gemeinden in freiem Gefälle ohne die Zwischenschaltung von Pumpwerken entwässert. Eine Erweiterung der vorhandenen, veralteten und zu kleinen Kläranlage war schon vom Standort her ausgeschlossen.
Unter Einbeziehung aller neuen Ortsteile und der im Gesamteinzugsgebiet ansässigen Gewerbe- und Industriebetriebe wurde die Endstufe dieser Neuanlage mit 120 000 E + EG vorgesehen, wovon zunächst ein Zweidrittel-Ausbau verwirklicht wurde.
Insgesamt wurde die neue Kläranlage für eine Trocken-Abwassermenge von rd. 9350 m3 pro Tag ausgelegt, die maximalen, in der Anlage zu verarbeitenden Abwassermengen liegen bei rd. 1850 m3 in der Stunde, die maximale Schmutzmengenbelastung beträgt rd. 4800 kg pro Tag.
Unter Beachtung der neuesten Richtlinien und Bestimmungen unter dem Aspekt des vom Bundestag verabschiedeten Abwasser-Abgabegesetzes wurde die hier gezeigte Kläranlage gebaut.
Die neue Kläranlage im Maßstab 1:2500
Ein besonderes Problem stellte bei der Gesamtkonzeption die ser Kläranlage die Beseitigung des Klärschlamms dar.
Die Behandlung des Schlamms erfolgt innerhalb des Kläranlagenbereichs auf dem anaeroben Wege, d. h., dass der gesamte Überschuss-Schlamm aus der mechanischen und biologischen Reinigung nach Vorentwässerung in einem Faulbehälter ausgefault und somit auf seine weitere Behandlung vorbereitet wird.
Schon seit Bestehen der ersten vollbiologischen Kläranlage (Emscher-Anlage) im Jahre 1957 sind bei der Beseitigung des Klärschlamms sowohl in flüssiger wie auch in stichfester Form Schwierigkeiten aufgetreten, die sich durch steigenden, teilweise sprunghaften Anstieg immer mehr verstärkten.
Land- und forstwirtschaftliche Flächen wurden für die Klärschlammdeponie nur sporadisch angeboten und konnten – jahreszeitlich bedingt – nicht kontinuierlich genutzt werden.
Aufgrund der Anweisungen des Landkreises konnte der Klärschlamm nur auf wenige dafür bestimmte Deponien abgelagert werden. Das hatte wiederum zur Folge, dass die Entfernungen von der Kläranlage zu den Deponien immer größer wurden und damit die Transportkosten sehr belasteten.
Diese Erfahrungen in der Schlammbeseitigung haben die Stadt Alfeld veranlasst, beim Bau der neuen Kläranlage 1977 der Schlammbehandlung besondere Priorität einzuräumen und -wenn möglich – neue Wege zu suchen.
Zunächst war eine Schlammentwässerung über Kammerfilterpresse vorgesehen. Die Aktualisierung dieses Wissensstandes hatte jedoch zu dem Ergebnis geführt, dass dies keine befriedigende Lösung sein konnte, da das Problem der Ablagerung des gepressten Klärschlamms im Nah-, Mittel- und Fernbereich weiterhin bestehen bleiben würde.
Nach teilweise sehr aufwendigen Beratungen mit den zuständigen Fach- und Aufsichtsbehörden, wie dem Wasserwirtschaftsamt und der Regierung Hildesheim sowie dem Landwirtschaftsministerium Hannover, haben sich die Verantwortlichen für eine Schlammentwässerung über Siebbandpresse mit nach geschalteter thermischer Trocknung entschieden.
Dieses Verfahren erreicht die maximale Volumenreduzierung, eine weitgehende Sterilisierung des Schlamms und damit die günstigste Ausgangsbasis für dessen Beseitigung oder Wiederverwertung. Der kritische Punkt dieses Verfahrens liegt jedoch nach den Erfahrungswerten bei dem Energieaufwand und damit steigenden Kosten, was die bisherige Zurückhaltung erklärt. Aus diesen Erwägungen sind bei der Ausschreibung ausdrücklich folgende Hinweise gegeben worden: Das Trockengut muss ruß- und ölfrei sein.
Die gesamte Anlage ist so auszulegen und einzurichten, dass die gesetzlichen Auflagen für die Grenzwerte schädlicher Konzentration in der Luft, am Arbeitsplatz und der TA-Luft im abgekühlten Heißgas eingehalten werden.
Die Stadt Alfeld legt größten Wert auf die wirtschaftlichste Betriebsweise und wird des halb neben den Investitions-Aufwendungen auch die ständigen Betriebskosten bei der Auswahl der Angebote besonders berücksichtigen. Vorschläge der Anbieter für eine besonders wirtschaftliche Betriebsweise sind aus drücklich erwünscht. Fünf Firmen haben sich an dieser Ausschreibung Klärschlammbearbeitung beteiligt.
Nach eingehender Prüfung der Angebote wurde festgestellt, dass nur eine Firma, und zwar die ALFELDER EISENWERKE, eine Anlage mit einer neuen technischen Konzeption im Januar 1978 angeboten hat, die die Höhe der Energiekosten entscheidend beeinflusst, d. h. die Energiekosten auf ein Minimum reduziert.
Danach ist es gelungen:
1. Durch perfekte Wärmerückgewinnung und Speicherung die thermische Trocknung energieautark, nur mit Eigengas (Methan) zu fahren, also ohne Fremdenergie. Mit steigendem Faulgasanfall bietet die Anlage noch andere kostensparende Möglichkeiten der Energieausnutzung. So wird z. B. mit einem Gasgenerator Strom bis zu 180 kVA erzeugt und hierbei noch beträchtliche Abwärme an den Primärheißwasserkreis abgegeben.
2. Über eine Entstaubungsanlage Werte zu erzielen, die weit unter den Sollwerten der TA-Luft liegen.
Die für den Bau der Kläranlage zuständigen Fach- und Aufsichtsbehörden der Gemeinde, des Landkreises, der Bezirksregierung und der Landesregierung unterstützten die Stadt Alfeld in der Entscheidung für die Wahl dieser vorerwähnten Anlage nach neuem Konzept.