Hanke & Co.

Schuhmaschinenfabrikant Albert Ahlborn

Nach dem Besuch des Alfelder Lehrerseminars und dem Militärdienst während des 1. Weltkrieges ging Albert Ahlborn in die Wiener Albeko-Schuhmaschinenfabrik seines Bruders August.
Nach zahlreichen Reisen und Tätigkeiten in der Schuhmaschinenindustrie erwarb Albert Ahlborn noch vor dem 2. Weltkrieg die Schuhmaschinengesellschaft Hanke & Co. in Berlin.
Nach dem Krieg und den eigenen Firmenverlusten, zum Beispiel war Hanke & Co. in Berlin von den Sowjets total demontiert worden, begann der Wiederaufbau im Ahlbornschen Hochhaus am Alfelder Bahnhof. Im Oktober 1954 folgte dann der Umzug in das neue Werk an der Neuen Wiese.
Der Bau löste damals die Bewunderung der Fachwelt aus, denn mit ihm wurden dem Industriebau moderne Wege gewiesen. 1500 cbm Fundamentbeton waren nötig, um den großen Hallenbau freitragend aufführen zu können. An dem Gebäude waren 1400 qm verglast.
Die 1954 fertig gestellte Halle war 84 Meter lang und 38 Meter breit. Damit war sie eine der größten freitragenden (stützenlosen) Hallen in Deutschland. Die Betonbögen wurden mit Spannseilen gehalten. Zu Hochzeiten arbeiteten bei Hanke 180 Beschäftigte.
1983 wurde die Schuhmaschinenfabrik geschlossen, Im Januar 1987 stürzte die Halle teilweise ein.

Ca. 40 ehemalige Mitarbeiter der weltweit aktiven Firma kommen immer noch einmal im Jahr, meist in der Weihnachtszeit, zum Feiern zusammen.

Eine Chronik der SCHUHMASCHINEN-GESELLSCHAFT HANKE & CO m.b.H. Alfeld / Leine:

1905 Wichtige Erfindungen in der Herstellung von Schuhmaschinen und damit eine schnelle Entwicklung der mechanischen Schuhfabrikation veranlassen Wilhelm Hanke im Jahre 1905, in Berlin mit dem Bau von Schuhmaschinen in kleinstem Umfange zu beginnen. Schuhmacher- und Holznagelmaschinen sind die ersten Typen im Bauprogramm des kleinen Betriebes. Schärfmaschinen, automatische Narben- und Kappenglasen machen bald eine Vergrößerung des Betriebes notwendig, der nunmehr in die Lehderstraße 16-19 in Berlin-Weißensee übersiedelt.
Der rahmengenähte Schuh bringt erneut eine Erweiterung des Herstellungsprogramms durch die Aufnahme der Fabrikation der für die Herstellung der Brandsohle in Frage kommenden Maschinen: Den Gemsatz und weiter der Innenrandbeschneidmaschine als Hauptmaschine des Fertigungs-Programms. Bei Ausbruch des ersten Weltkriegs zählt die Firma Hanke 35 Betriebsangehörige.

1933 Die plötzliche Erkrankung des Firmengründers, Wilhelm Hanke, verursacht im Wege des Erbkaufvertrages den Übergang der Firma auf Albert Ahlborn. Die nun beginnende Kapazitätssteigerung, veranlasst durch Generalaustausch aller alten Werkzeugmaschinen, bringt eine wesentliche Erhöhung der Mitarbeiterzahl sowie eine Steigerung der Umsätze. Am 8. Mai 1945, dem Tage des Zusammenbruchs Deutschlands, findet diese Entwicklung ein jähes Ende.

1945 Totaldemontage durch die Russen — Verlust sämtlicher Betriebsmittel einschließlich aller Zeichnungen, Modelle, Vorrichtungen und Lehren – Verlust der Fertigungsstätte — der Inhaber im Felde.
Alfeld an der Leine, die Heimat des Inhabers, wird zur neuen Heimat der Firma. An einer der wichtigsten Verkehrsadern Deutschlands, der Bundesstraße 3 und der Bundesbahnstrecke Hamburg – Frankfurt am Main gelegen, bot sich unweit der Messestadt Hannover in einem traditionsreichen Industriegebiet die Möglichkeit, in der Zeit der zerstörten Großstädte den demontierten Betrieb wieder aufzubauen. In der alten ehemaligen Hansestadt Alfeld an der Leine, landschaftlich besonders begünstigt durch ihre Lage am Fuße der Sieben Berge – der Berge des Schneewittchenmärchens — gelang es in einer Zeit, in der die Freizügigkeit aufgehoben war, eine Belegschaft heranzubilden, die nötig war, um einen schnellen Wiederaufbau sicherzustellen. Alfeld, als „Stadt der Spezialitäten“ bekannt, beherbergt in seinen Mauern Fertigungsstätten für Papier, Verpackungsmaterial, Korkwaren, Straßenbaumaschinen, Schuhleisten und nunmehr auch Schuhmaschinen.

1950 Der Wiederaufbau wird durch systematische Ergänzung des Werkzeugmaschinenparks, die Herstellung von Vorrichtungen und Lehren, stetige Entwicklung neuer, patentierter Maschinentypen sowie Wiederanknüpfung der weit verzweigten in- und ausländischen Verbindungen gefördert. Die Aufnahme der Maschinen von selten der Kundschaft führt zu einer geradezu stürmischen Fertigungserweiterung, für die die Fabrikationsräume nicht mehr ausreichen. Der Bau einer modernen Fertigungsstätte wird erforderlich. Alfeld, die Wahlheimat des Betriebes, wird zur endgültigen Heimat der Firma Hanke & Co.

1955 Eine der modernsten Maschinenhallen des norddeutschen Raumes, luftig, geräumig, praktisch, eine ideale Arbeitsstätte, entsteht im 50. Jahre des Bestehens der Firma als das Ergebnis wohlüberlegter Planung, intensiver Arbeit und erfolgreichen Mitwirkens aller im Betriebe Tätigen. (Anmerkung: die neue, für damalige Verhältnisse revolutionäre Halle wurde schon von 1953 bis 1954 erbaut)
Die Belegschaftsziffer ist gegenüber dem Startjahr auf das Mehrfache angestiegen. Die moderne Einrichtung entspricht den Anforderungen, die der Bau schwieriger und schwierigster Maschinentypen stellt. Fortschritt ist die Devise in allem: Bessere Arbeitsverhältnisse, bessere Betriebsmittel, bessere Maschinen, Kundendienst die höchste Aufgabe! Das Fertigungsprogramm zum 50. Bestehen der Firma ist umfangreich und von der Kundschaft anerkannt. Nur folgende Gruppen seien erwähnt:Alle Arten von Stempelmaschinen,
Spezial-Schaftbearbeitungsmaschinen, Brandsohlenbearbeitungsmaschinen mit dem weltbekannten Gemsatz und der Innenrandbeschneidmaschine, der komplette Satz Maschinen für das Klebeverfahren, der bei Verwendung der neuartigen Kleber revolutionierende Umstellungen in den Schuhherstellungsbetrieben mit sich brachte, sowie viele Spezialmaschinen für die Sohlenbearbeitung und den Absatzbau. Das neue Haus steht! Fortschrittlicher Geist wird hier in der Paarung mit sozialer Gerechtigkeit seine Wirkungsstätte für die Zukunft finden.

1983 Im August 1983 endet die jahrzehntelange Geschichte der Firma Hanke & Co. in Alfeld. Man versuchte noch zu retten was zu retten war, aber letztendlich wurde der Betrieb im Januar 1984 dann endgültig eingestellt. Das endgültige aus für Hanke & Co.
Einem Großteil der Mitarbeiter von Hanke & Co. konnten aber Jobs bei ALBEKO Schuhmaschinen in Frankfurt am Main angeboten werden. Dieses war u.a. eines sehr verständnisvollen Chefs für die Alfelder zu verdanken.

1987 In der ehemaligen Werkhalle wurden Baumaterialien, Baustoffe, Maschinen usw. gelagert. Man munkelt, dass das unsachgemäße Entfernen von tragenden Stützen und Spannseilen u.a. für den Einsturz der Halle im Januar 1987 verantwortlich war. Ein ziemlich unrühmliches Ende eines viel bewunderten Bauwerks.

1990er Zu Beginn der 1990er Jahre wechselt die Firma Albeko ihren Standort von Frankfurt am Main und bezieht ein neues Firmengebäude in Wehrheim / Taunus

1993 Um Weihnachten 1993 war leider auch in bei Albeko in Wehrheim Schluss. Die Ära ALBEKO war zu Ende.

Seitdem finden jährlich Treffen von Hankeranern und ehem. Albeko-Mitarbeiten, meist in der Weihnachtszeit, statt. Das gute Betriebsklima über lange Jahrzehnte hat dafür gesorgt, dass aus Kollegen eine „Familie“ geworden ist. Die Treffen werden genutzt um jahrelange Freundschaften zu pflegen und Erinnerungen auszutauschen.

„Die Firma Hanke, sie lebt fort
lebt in Bild und auch in Wort.
Schauen Sie diese Seiten an,
wir hoffen, Sie haben Freude daran.
Es ist ein Stück Erinnerung
als wir noch alle war’n voller Schwung.
Leider bleibt die Zeit nicht steh’n
wir alle müssen mit ihr geh’n.
Doch jedes Jahr zur Weihnachtszeit‘
treffen sich die Hanke Leut‘.
Auch bei Albeko war es schön
doch damit gibts kein Wiedersehn.“

Gedichtet von G. M. aus Alfeld, als Widmung für ein Hanke-Fotoalbum.

Wir hoffen, mit unserem Beitrag auf alt-alfeld.de dem Andenken der Firma und deren Mitarbeitern ein kleines Denkmal gesetzt zu haben, denn, wie unsere Recherchen ergeben haben, hat es so einen Zusammenhalt in dieser Form in Alfeld noch nicht wieder ergeben, dieser sucht seinesgleichen.

Die Hanke-Geschichte in Bildern

1956 mit Hochwasser

1956 ohne Hochwasser

Oktober 1962 – Der Montagewagen mit seiner „Besatzung“. 200.000 km mit einem VW Käfer. Aufgenommen auf dem vorderen Hof von Hanke. Ungefähr dort, wo heute Wurst MaXXL steht

Juli 1962 – Beim Scheren feilen nach Feierabend an Maschine 425 bei 40 Grad Hitze

Blick 1965 in die Werkhalle

dito, hier ist sehr schön die selbsttragende Konstruktion zu erkennen

1964 – Feierabend in gemütlicher Runde

1982 – Innenansichten

1982 – Blick von der Kontrolle zum Halleneingang

1982 – Blick auf die Meisterbude

1982 – Die Dreherei

1982 – Innenansichten

Januar 1983 – Aussenansicht der Hanke

Firmenzeichen Hanke

Firmenzeichen Albeko

August 1983 im Magazim der kleinen Halle. Das Ende der Fa. Hanke & Co. „Der Bruch – mit leeren Taschen läuft nichts mehr“

Einsturz …

… der Hanke-Halle …

… im Januar …

…1987

Erinnerungen …

… aus der Kindheit. Diese Erinnerungen schrieb uns ein ehemaliger Alfelder, der jetzt in München lebt.. Sein Vater war bis zum Ende der Firma Prokurist bei Hanke. (Anmerkung der Red.)

„…also, ich kann da mal ein paar Grundinfos geben. Schließlich hat da mein Vater bis zum Schluss gearbeitet:

Es handelte sich um eine Schuhmaschinfabrik. Diese gehörte zu der Firma Albeko in Frankfurt. Auch hielt die Hanke einige Patente

Nachdem die Hanke in Konkurs gegangen ist, wurde das Gelände an einen Bauhandel verkauft oder versteigert. Ich weiss dass nicht mehr so genau. Anschließend nahm er einige Stützträger aus der Halle raus. Und eines schönen Tages, als etwas Schnee drauf lag, brach die Halle ein.

Irgendwann wurde dann die Halle abgerissen und ein Baumarkt eröffnete seine Pforten. Im Verwaltungstrakt war auch mal eine Bildungseinrichtung und die Diskothek Caprice (die fand meine damalige Freundin immer so gut). Im oberen Stock gab es dann mal ein Fitnessstudio. Ich meine, das dies K. gehörte (kann mich aber auch täuschen). (Anm.: Nööö, stimmt, Name ist bekannt. Die Bildungseinrichtung efindet sich heute im kompletten ehem. Verwaltungsgebäude)

Damals zur Funktion des Gebäudes (hat zwar zwischendurch interne Umzüge im Haus gegeben, aber so wie ich mich erinnere war das so):

Wenn man vor dem Gebäude stand, war unten links ein kleiner Eingang. Hier ging es zu den Waschräumen und Schränken der Belegschaft. Da drüber saß die Entwicklung mit ca. 6 bis 10 Zeichenbretter. Hinter der Entwicklung war ein großer Pausenraum.

Auf der rechten Seite war der Eingang zur Verwaltung. Man ist erstmal vorne bis zum Pförtner gekommen. Dahinter lag dann auf der rechten Seite die Buchhaltung, der Einkauf etc. Vorne in der Pförtnerloge stand noch so ein richtig alter Fernschreiber. Die Halle ging fast bis hinten zur Straße. Im hinteren rechten Bereich der Halle war das Magazin untergebracht. Weiter hinten war die Lackiererei. Am hinteren Tor stand meist der Firmenwagen. Eine Zeit lang war das ein roter Opel Rekord. Auf halben Weg vom Verwaltungstrakt zum hinteren Tor lag linksseitig ein Aufsichtsbüro wo der Werkmeister saß. Es gab dann noch hinten einen Hallenanbau. Dort stand der Lkw der Firma.

So, ich war damals noch ein kleiner Stepke. Deswegen so aus der Erinnerung.

Nachfolgend zwei Filme, die einen kleinen Eindruck über die Produkte der Firmen Hanke/Albeko vermitteln.

Albeko Spaltmaschine 83K

Albeko ZAR

Gestern & Heute