Alfeld ist unter anderem auch durch die Alpenveilchenzucht sehr bekannt und weltberühmt geworden.
Ein aus Brüggen stammender Gärtner Ernst Binnewies heiratete 1889 die Witwe seines verstorbenen Chefs und begann in der eingeheirateten Gärtnerei mit der Zyklamenzucht. Durch die Einstellung des Gärtners Paul Werner, der aus Erfurt nach Alfeld kam, gelang dieser Gärtnerei ein großer Zuchterfolg verschiedener Alpenveilchen.
Die Gärtnerei wurde so bekannt, dass sogar der Generalfeldmarschall und spätere Reichspräsident Paul von Hindenburg am 13. Januar 1925 die Firma am Antonianger besuchte und besichtigte. Hindenburg war so beeindruckt von der Alpenveilchenzucht, dass dieser dann einmal im Jahr bei Binnewies vorsprach. Dieses unterstrich den Stellenwert den die Firma seinerzeit genoß ganz deutlich.
Die Samen der Blumen wurden in kleine Gebinde gepackt und in viele Staaten der Welt exportiert. Beide Söhne der Eheleute Binnewies wurden Opfer des 2. Weltkrieges. Nach dem Kriege wurde die Gärtnerei aufgeteilt. Später wurde der größte Teil des Grundstücks für den Neubau eines Seniorenheimes verkauft. Ähnlich ging es auch der Gärtnerei Klapproth, deren Sohn Otto im Kriege gefallen ist und auf dessen Grundstück heute Eigentumswohnungen erbaut worden sind.
Text: Wilhelm Krösche, Alfeld
1925 besucht von Hindenburg die Alpenveilchenzucht
Das folgende Bild zeigt eine interessante Perspektive, aufgenommen 1963 von der Heinzestraße. Zeigt doch dieses Bild sehr eindruckvoll die damaligen gewaltigen Ausmaße der Alpenveilchenzucht bzw. der Gärtnerei. Heute bahnt sich hier der „Gropius-Ring“ seinen Weg.
Im Hintergrund sehr schön zu sehen, das im Bau befindliche Krankenhaus, das 1964 eingeweiht wurde.
Ab Beginn der 1970er Jahre wurde die alte Gärtnerei Zug um Zug modernisiert, die alten Gewächshäuser und Gebäude abgerissen, auch suchte sich die neue Tangente, der heutige Walter-Gropius-Ring seinen Weg über das Grundstück. Im Dezember 1978 wurden die neuen Räumlichkeiten offiziell vorgestellt. Ab dem Jahr 1992 mussten einige der neuen Gewächshäuser weichen, da hier die Park-Residenz gebaut werden sollte. Was dann auch geschah.
1971 – Umbau bzw. Abriss hat begonnen
1974 – rückwärtige Ansicht, kurz vor Abriss
Die neue Gärtnerei 1978
So schrieb die AZ vom 16.12.1978:
Zu seiner Betriebsvorstellung gestern vormittag begrüßte Ernst-Dieter Binnewies viele Gäste. Neben den heimischen Handwerksmeistern waren auch der stellv. Landrat Felix Speer und der stellv. Bürgermeister Marzahn gekommen.
Ernst-Dieter Binnewies betonte, dass heute viel Interessanteres als bei der Einweihung zu sehen sei. Sein besonderer Dank galt dem am Bau beteiligten Handwerkern und der Stadt Alfeld.
Im Namen aller Handwerker überbrachte die Architektin Anneliese Peck die guten Wünsche für das neugestaltete Unternehmen. Sie sprach die Hoffnung aus, dass der Name Binnewies und damit die Stadt Alfeld weiterhin in die Welt hinaustragen würde. Sie sagte, dass Ernst-Dieter Binnewies ein würdiger Erbe geworden sei und erinnerte daran, dass sein Großvater schon damals Senator der Stadt Alfeld gewesen sei. Sie rief der Familie Binnewies ein herzliches Glückauf zu.
Stellvertretender Bürgermeister Marzahn überbrachte die Glückwünsche des Rates und er Verwaltung. Er freute sich, dass viele Aufträge an die heimischen Handwerker gegangen seien und hob die frühere Monopolstellung der Gärtnerei durch ihre Alpenveilchenzucht hervor. Es sei keine Anekdote, dass einmal im Jahr Hindenburg bei Binnewies in Alfeld vorgesprochen hätte. Er bedankte sich im Namen der Stadt für die faire Verhandlungsweise die durch die Planung der neuen Straßenführungen notwendig gewesen wären. Er beglückwünschte das Ehepaar Binnewies für den Mut zu dem Schritt und wünschte dem Unternehmen für die Zukunft alles Gute.
Als Vertreter des Landrats überbrachte Felix Speer die Glückwünsche des Kreistages und der Verwaltung. Mit ihm war auch Dipl.-Kfm. Pflüger von der Wirtschaftsförderungsabteilung des Landkreises gekommen.
Bei einem Rundgang erläuterte Ernst-Dieter Binnewies und Gärtnermeister Polte die neue Technik, die in seinem Haus eingebaut wurde und konnte hierbei auch viele seltene Pflanzen vorstellen. Mit einem kleinen Imbiss wurde die offizielle Betriebsvorstellung beendet.
Beim Rundgang durch den Gärtnereibetrieb wurden die Raritäten besonders bestaunt. In der Mitte das Ehepaar Binnewies mit dem zweiten stellvertretenden Bürgermeister Kurt Marzahn