Fleischerei Osten

Alfelder Fleischerei mit alter Tradition
Fachgeschäft in der Paulistraße seit 50 Jahren im Besitz der Familie Osten

Familie Osten mit ihren Mitarbeitern ist stolz auf die alte Tradition des Hauses

Die älteste Fleischerei Alfelds feiert heute Jubiläum: Seit 50 Jahren ist das bekannte Fachgeschäft in der Paulistraße Nr. 2 im Besitz der Familie Osten. Heinrich Osten hatte es 1921 von August Stoffregen übernommen, gegründet hatte den Betrieb dessen Vater Heinrich Stoffregen. Wie alt das Geschäft insgesamt ist, lässt sich, wie der heutige Besitzer Karl-Heinz Osten erklärt, nicht genau feststellen.

Karl-Heinz Osten lernte das Schlachterhandwerk bei Fleischer Thiesemann in der Marktstraße. Als der Vater 1939 starb, musste der elterliche Betrieb für einige Zeit geschlossen werden, denn der Sohn wurde in den Krieg eingezogen und kehrte erst 1948 aus der Gefangenschaft nach Alfeld zurück. Nachdem er in Hannover berufliche Erfahrungen gesammelt hatte, eröffnete er den Alfelder Betrieb mit seiner Mutter Minna Osten gemeinsam 1950 wieder. 1954 machte er die Meisterprüfung. Nach der Heirat 1959 übernahm seine Frau Monika die Leitung des Ladens. Sie stammt aus dem Fach, denn sie absolvierte ihre Lehre als Verkäuferin in einer großen hannoverschen Schlachterei. Ihrer Schwester absolviert nun in ihrer Familie die Lehre.

1965 wurde in dem alten Haus, das wohl mit zu den ältesten in der Stadt gehört, der erste größere Umbau vorgenommen, um den Betrieb den steigenden Anforderungen anzupassen. Der Laden wurde vergrößert und eine neue Einrichtung mit modernen Kühltresen eingebaut. Das Schlachthaus war ebenfalls zu klein geworden und bekam ein Stück dazu, denn der Geschäftsumfang erweiterte sich ständig. Moderne Verarbeitungsmaschinen erleichtern Karl-Heinz Osten und seinem treuen Mitarbeiter, dem Meister Heinz Laufer, der allgemein unter dem Namen Josef bekannt und beliebt ist, manche Arbeit. Heinz Laufer hat 1954 im Betrieb gelernt und ist also fast von Anfang an dabei. Insgesamt hat Karl-Heinz Osten drei Mitarbeiter angestellt.

Der Chef des Hauses hofft, dass die Tradition in seinem Betrieb weitergeführt wird. Zumindest ist sein neunjähriger Sohn heute noch fest entschlossen, den Berufsweg seines Vaters zu wählen. Die zehnjährige Tochter ist sich noch nicht einig, was sie später machen will. Überhaupt ist noch einiges mehr in dem Fleischerfachgeschäft zur Tradition geworden. Vom Viehkauf bis zur Fleisch-und Wurstverarbeitung geht der ganze Herstellungsprozess, vom Schlachten angefangen – wie vor 50 Jahren – im eigenen Schlachthaus vor sich. Auch die Auswahl des Viehs trifft Karl-Heinz Osten selbst, um seinen Kunden beste Qualität bieten zu können. Tradition haben auch die alten Hausrezepte, nach denen verschiedene Wurstsorten auch heute noch hergestellt werden. Nicht zuletzt kommen viele Kunden von auswärts und hat sich der Betrieb einen treuen Kundenstamm erworben. Auch die Platten für kleine und große Feste sprechen mit ihrem Sortiment eines leistungsfähigen Fachgeschäftes bereits für sich.

Das modern eingerichtete Schlachthaus garantiert beste Qualität

Einen aufregenden Beweis, dass das Vieh lebend in die Paulistraße kommt, konnte man vor drei Jahren erleben. Angst und Schrecken breiteten sich in der Straße aus, als nämlich ein starker Bulle beim Abladen die Flucht ergriff. Mit einer Ahnung seines Schicksals trabte er über die Fahrbahn, hielt Autos an und besah sich dann einige Schaufenster, dass die Scheiben erzitterten. Dann schlug er die Richtung ein, die er vorher mit dem Wagen gekommen war. Die Fußgänger flüchteten in Hauseingänge und die Pkw-Fahrer brachten ihre Fahrzeuge möglichst schnell zum Stehen. In der Leinstraße wurde der friedlich vor sich hin galoppierende Ausreißer dann zu dritt wieder eingefangen. Natürlich im Beisein einer großen Zuschauermenge, die sich im Nu um den seiner Freiheit wieder beraubten, seltenen Verkehrsteilnehmer sammelte.

Gern schlägt die Familie Osten auch in den alten Geschäftsbüchern nach, die der Vater akkurat geführt und aufgehoben hat. Im Jahr 1923 kostete in der Inflationszeit ein Schwein 39 800 000 000 Mark, die Versicherung für das familieneigene Pferd 10 441 000 000 000 Mark und eine Trichinenschau zwei Billionen Mark.

„Mitarbeiterbesprechung“ im Hinzerzimmer 1966

Wir gratulieren dem beliebten Betrieb zum 50jährigen Jubiläum recht herzlich und wünschen weiterhin viel Erfolg!


Auszug aus der Alfelder Zeitung vom xx.xx.1971 anlässlich des 50jährigen Firmenjubiläums.