Der Stadtteil Dohnsen war in den 1850er Jahren noch reines Acker- bzw. Gartenland oder Wiese. Erst der Bau der Eisenbahn brachte Leben in dieses Gebiet. Ein Brunkenser Blankschmied hatte zwei Jahre nach dem Bau des Bahnhofs den Mut, an der Föhrster Straße ein Eisen verarbeitendes Werk aufzubauen. Zusammen mit einem Eisenhändler gründete er am 21.10.1856 das erste Alfelder Eisenwerk GOERIK & NEIMKE. Bereits ein gutes Vierteljahr später am 26.1. 1857 wurde er erste Guss hergestellt. Knapp zwei Jahre später hatten die beiden 60 Mitarbeiter und der Betrieb lief mit Dampfkraft. Man fertigte Wagenachsen, Mühlengeräte und Maschinen verschiedener Art. Nachdem man einen Dampfhammer angeschafft hatte, bot man auch Stabeisen aller Sorten an. Im Jahre 1860 suchte man noch Handarbeiter und Lehrlinge, jedoch am 15.8.1861 meldete der Betrieb Konkurs an. Der Aufbau dieses Betriebes ist sicherlich zu schnell gegangen, denn nach 4 Jahren wurden in der Konkursmasse folgendes angeboten: Ein Hauptgebäude mit Wohnung, Hammerwerk, Dampfmaschine, Achsendreherei, Tischlerei, Formerei mit zwei Kuppelöfen, kleine Schmiede mit zwei Essen, Trockenkammer, ein Kran, Kesselhaus mit Kessel, große Schmiede mit vier Feuern und dazu bewegliches Inventar und Fertigwaren.
Diesen Betrieb kaufte im Jahre 1863 Direktor Haberland von der Gießerei Bult in Hannover. Letzterer zog nach Alfeld und nahm die Gebr. Koch von der Delligser Carlshütte als Teilhaber auf. Das Werk wurde im alten Stil weitergeführt. Als sich die Gebr. Koch aus dem Geschäft zurückzogen musste Haberland den Konkurs anmelden. Daraufhin kauften die Gebr. Koch den Betrieb und vereinigten ihn mit der Carlshütte. Als Betriebsleiter wurde ein Herr Schaafs nach Alfeld geschickt und später ein Ing. Otto Wesselmann, welcher dann im Jahre 1890 den Betrieb verließ, um sich an der Hannoverschen Straße selbständig zu machen. Im Jahre 1872 wurde das Alfelder Werk zusammen mit dem Delligser Werk in eine AG umgewandelt und man kaufte im Jahre 1890 auch noch die Wilhelmshütte in Bornum dazu.
Die AMA-Belegschaft in den 1930er-JahrenDas Glück dauerte nicht lange, denn bereits im Jahre 1901 ging diese Fa. in Konkurs. Das Alfelder Werk wurde dann von der Braunschweigisch Hannoverschen Maschinenfabrik AG übernommen und man baute hier sieben Jahre lang Papier-Maschinen. Im Jahre 1908 wurde das Werk mit der Berneburger Maschinenfabrik verschmolzen. In dieser Zeit nahm man den Waggonbau auf. Dieses Werk wurde mehrmals umgestaltet und umbenannt und endete in der schlechten Zeit 1932 als Maschinen und Fahrzeugwerk Alfeld/Delligsen AG. Unter der Leitung eines Herrn Maier, mosaischen Glaubens.
Dann baute aus dem Rest der Firma der Prokurist Heinrich Daus ein neues Unternehmen auf, welches Alfelder Maschinen & Apparatebau Daus & Co genannt wurde. Dieses Unternehmen endete 1944 mit dem Tode des Chefs. Die Rüstungsinspektion ließ die Büros und Werkstätten räumen und stellte das Werk dem Alfa Werk zur Verfügung. Von nun an wurden hier Flugzeugräder hergestellt. Als der Krieg zu Ende war, verließen die Mitarbeiter des Alfa Werks Alfeld und die Dausschen Erben bauten das Werk wieder auf und nannten es nun AMA-Werk.
1930er Jahre – Ansicht über den Bahnanschluss in Richtung Innenstadt
Ein neu hinzugekommener Ingenieur Peter Groebe kaufte die Anteile den Dauserben in Raten ab, die er immer zur Weihnachtszeit auszahlte. Frau Margarete Daus, Frau Mohle und Herr Karl Bestian erhielten Prokura. Herr Groebe leitete das Werk bis 1972 und zog dann von Alfeld nach Oberstauffen. Dann wurde das Werk von Frau Möhle und einem jungen Ing. Christian Henke übernommen. Viel investieren konnten sie nicht, weil sie die Tochter des Herrn Groebe auszahlen mussten. Frau Möhle übernahm die kaufmännische Leitung und Herr Henke führte den techn. Bereich.
Außerdem war Herr Henke viel unterwegs um dem Betrieb genügend Aufträge zuzuführen. Da die Auftragslage beim Bau von Förderanlagen im Bergbau durch die Schließung von Zechen zurückging, musste man neue Aufgabengebiete suchen. So baute man Maschinen zur Herstellung von Auto Innenverkleidungen wofür die Erfahrung fehlte. Um einen Großauftrag termingerecht ausliefern zu können, mussten zusätzliche Schichten gefahren werden und das Werk geriet in Zahlungsschwierigkeiten. Daraufhin übernahm der letzte Auftraggeber mit geschickten Schachzügen das Werk. Nachdem dieser seine Maschinen für die Innenverkleidungen fertig hatte verkaufte er das Werk an eine englische Bank. Danach ging es mit dem AMA-Werk stetig bergab, bis es am 31.12.1991 geschlossen wurde.
Text: Wilhelm Krösche, Alfeld
Fotos von Produkten des AMA-Werks
Firmansichten aus den 1950er Jahren
Blick in die Produktion in den 1960er & 70er Jahren
1980er Jahre – Die „Carls-Hütte“ vom Dohnser Weg aus gesehen
2010
Schrumpfender Schornstein
Er war über 30 Meter hoch. Anfangs ein Zeichen von Produktivität, blieb er in den letzten Jahrzehnten ungenutzt und war nur noch backsteinernes Zeugnis der Alfelder Industrialisierung: der Schornstein der Fabrik zwischen Bahn und Schlehbergring.
Er ist aus dem Stadtbild verschwunden.
Gestern & Heute
Obiges, wirklich historisches Bild aus den 1940/50er Jahren zeigt die Ostseite der „Alfelder Maschinen und Apparatebaugesellschaft mbH“. Im Vordergrund die heutige Föhrster Straße, links davon zweigt sich der Dohnser Weg ab. Das Haus im Bildrand rechts musste für den Bau des Schlehbergringes weichen.
Heute finden wir diesen Bereich eher zweckmäßig und trostlos vor, wie uns das Vergleichsbild drastisch vor Augen hält.
1990 – Abriss des „Frühstückraums“
Einst – Gestern – Heute
Das Ende – Der Abriss 2007…
…und 2013
Diese „Plan“ wurde beim Abriss im Mauerwerk/Findament gefunden…
… sicher verstaut in einer Flasche die leider zu Bruch ging.