Alfelder Milchbar

Freundliche Bildtapeten, eine harmonisch geschwungene Barfront mit roten Hockern, schmucke Stühle mit gelben oder weiß-roten Bezügen, praktische Beleuchtungskörper und ein Riesenfenster zur Straße hin geben Alfelds neuester Gaststätte das Gepräge: Der Milchbar in der Holzer Straße Nummer 32, die am Sonnabend  dem 1. Oktober 1955 eröffnet wurde. So schrieb die Alfelder Zeitung am 3. Oktober 1955 anlässlich der Eröffnung.

Der Name des Wirtes klingt heute noch vielen Alfeldern wie Musik in den Ohren und das Herz geht auf: Horst Angerstein – Eine Legende.
Wir sehr die Milchbar und der Name „Angerstein“ bis heute die Menschen berührt und sie sich daher gerne daran erinnern, zeigt auch die nachfolgende kleine Geschichte eines damaligen „Neu-Alfelders“.

„… An einem Wochenende im Juni 1970 war es soweit: Der Umzug nach Alfeld fand statt. Mein Vater wohnte schon seit drei Wochen im Hotel „Zur Krone“ – bis die Familie nachkam. Wir bezogen das obere Stockwerk eines Hauses in der Kaiser-Wilhelm-Straße. Für mich jedoch begann ein neues Leben. Ich habe mit meinen damals 16 Jahren alles hinter mir lassen müssen: Freundin, Freunde, Kontakte – noch waren Sommerferien und ich hatte nicht die Chance irgendwen kennenzulernen, noch zu erfahren, wo man sich trifft – oder auch nicht. Ich schlenderte also von der Kaiser-Wilhelm-Straße aufs Geratewohl in Richtung der vermuteten Innenstadt. In der Holzer Straße traf ich auf eine „Milchbar“ und traute mich hinein. Dazu muss man wissen, dass in meiner Heimatstadt Lauenburg/Elbe ein Teil der Gesundheit von der Wahl der richtigen Gastwirtschaft abhing. Durch den ständigen Krieg zwischen italienischen Gastarbeitern und gutdeutschen Trinkern kam es dort immer wieder zu gesundheitsschädlichen Zusammenstößen. Nun gut, ich habe mich bei Angerstein reingewagt. Ein ums andere Mal. Trotz diverser Herrengedecke – bestehend aus einem „Einbecker“ und einem „Hardenberger“ – habe ich dort am Tresen viel gelernt, etwa was „Ovomaltine“ ist, oder dass mehr als drei Kirschen im Fruchtquark leicht eine Inflation hätten auslösen können.
Immerhin war der Song „Let the Sunshine“ von Julie Driscoll & The Trinities in der Jukebox. Ich habe ihn solange gedrückt, D3, bis man die Rillen als Spirale aus der Box ziehen konnte.“


Wir wissen es nicht genau, aber ca. Mitte der 1970er ging die Milchbar unter Angerstein in die Alfelder Zeitgeschichte ein. Im Adressbuch der Stadt von 1979/1980 wird die Milchbar bereits mit Inhaber „Karl-Heinz Linnert“ geführt. Ab 1982 taucht erstmals der Name „Bullerklas“ auf.  In die Räume an der ehemaligen Kneipenstraße zogen neue geschichtsträchtige gastronomische Betriebe ein, die auch schon fast zur Legende geworden sind: „Bullerklas“, „Merlin“ (ab ca. 1985), „Bistro“ (ab ca. 1986), „Bistro bei Salvatore“ (1990/91) dann Übergang in „La Galleria“ – Heute befindet sich hier ein Vereinslokal.