Bäuerschaften

Die Bäuernschaften
Zu den alten Traditionsbegriffen in Alfeld gehört auch die Stadtviertelbezeichnung “Bäuerschaft“. Die Bäuerschaften führten von den Stadttoren entlehnte Namen. Sie waren Nachbarschaftsverbände mit eigenständigen Bräuchen und Funktionen. Hierher gehörte auch die Aufgabe der Stadtverteidigung. Jede Bäuerschaft besaß ihr eigenes Banner, ihre eigenen Führer, wie Hauptmann und Rottenmeister, den so genannten Lermenplatz, also Sammelort, und musste vornehmlich in Gefahrenzeiten das zum Wohnbereich gehörende Stadttor und die angrenzenden Befestigungsteile verteidigen.
Bäuernschaften-Überblick

(Anmerkung: in obiger Karte ist die „Dohnser-Bäuerschaft“ noch nicht verzeichnet. Diese kam erst sehr spät, 1934, dazu)

Die Bäuerschaften bildeten innerhalb der Stadtgemeinde selbständige Körperschaften die über städtische Angelegenheiten für sich berieten und durch ihre Bauermeister, OIdermänner bzw. später Bürgervorsteher vertreten wurden. In Alfeld wurde der Altermann auf unbestimmte Zeit gewählt und in manchen Fällen sogar vererbt. Die Bäuerschaftsversammlungen wurden früher stets in der Wohnung des Altermanns abgehalten, womit dieser also brauberechtigter Großbürger mit stattlichem Eigentum sein musste. Später tagte man in einer Gastwirtschaft.

Die Bäuerschaften hatten je eine Lade für die Akten, je eine Fahne und je ein Schwert. Die aus farbigen Seidenstoffen gefertigte, an kurzem Stabe befestigte Fahne war mit einem Stadtwappen und der Jahreszahl ihrer Stiftung versehen. Die Holzer Bäuerschaft führte die gelbe, die Hörsumer die karmesinrote, die Leine-Bäuerschaft die weiße und die Perk-Bäuerschaft die blaue Farbe. Die Fahne wurde der Bäuerschaft bei ihren Umzügen vorangetragen und kam vor allem bei den traditionellen Fahnenschwenken auf dem Marktplatz während der Feier des Freischießens zur Geltung.Bäuernschaften1938-01-Farben