Geschäfte und Dienstbetrieb
Am 7. September 1895 teilte das Reichsbankdirektorium in einer Rundverfügung mit:
„Am 1. Oktober d. J. wird In Alfeld eine von der ReichsbankhauptsteIle in Hannover abhängige Reichsbanknebenstelle mit Kasseneinrichtung und beschränktem Giroverkehr eröffnet werden. Wechsel auf Alfeld, welche nach dem 1. Oktober d. J. fällig werden, können von jetzt ab angekauft werden.“
Knapp drei Jahre später, zum 8. Juli 1898, wurden die Nebenstellen Alfeld und Hameln dem Geschäftsbezirk der zu einer selbständigen ReichsbanksteIle umgewandelten Zweiganstalt Hildesheim zugeordnet. Wie Alfeld hatten auch Hildesheim und Hameln vorher als Nebenstellen der HauptsteIle Hannover unterstanden.
Mit Schreiben vom 9. August 1910 genehmigte das Reichsbankdirektorium „[…], dass die der ReichsbanksteIle [Hildesheim] nachgeordneten Reichsbanknebenstellen in Alfeld und Hameln versuchsweise sonnabends über Mittag durcharbeiten und ihre Geschäftsräume um 2 Uhr für das Publikum schließen.“ Weiter unten in diesem Schreiben heißt es: „Zum April nächsten Jahres ist uns zu berichten wie die neue Einrichtung sich bewährt hat.“ Nachdem hinsichtlich der geänderten Öffnungszeiten am Samstag „[…] Klagen nicht laut geworden sind“, genehmigte das Reichsbankdirektorium mit Schreiben vom 1. April 1911 die dauernde Beibehaltung der neuen Regelung.
Kriegsbedingt geplante Schließung von Reichsbanknebenstellen
Bei Ausbruch und im späteren Verlauf des Ersten Weltkriegs sah sich auch die Reichsbank genötigt, Rationalisierungsmaßnahmen im Geschäftsbetrieb zu prüfen und aufgrund der zunehmenden Einberufungen von Reservisten eine temporäre Schließung von ReichsbanknebensteIlen zu erwägen. Wie das Beispiel Alfeld zeigt, regte sich jedoch bei den Kontoinhabern, Geschäftsbanken und Kommunen Widerstand gegen die beabsichtigte Ausdünnung des Zweiganstaltennetzes.
Gegen Ende des Jahres 1914 erwog das Reichsbankdirektorium die vorübergehende Schließung der Nebenstelle Alfeld, „um dem Drängen der Militärverwaltung nach Freigabe der bisher reklamierten Reserveoffiziere tunlichst entsprechen zu können […]“ In einem diesbezüglichen Schreiben der ReichsbanksteIle Hildesheim an die Reichsbanknebenstelle in Alfeld vom 2. Dezember 1914 ist zu lesen:
„Um jeden Weg, auf welchem dem Herrn Präsidenten Beamte zur Verfügung gestellt werden könnten, gewissenhaft zu prüfen, beauftragen wir die Nebenstelle, uns Ihre Ansicht darüber mitzuteilen, ob es angängig sein würde, das Alfelder Geschäft der Reichsbank vorübergehend durch uns in Hildesheim führen zu lassen. Zurzeit ist ja der Geschäftsgang in ruhigere Bahnen gekommen. Der Verkehr mit den Militärkassen bewegt sich in den gewöhnlichen Grenzen. Das Geschäft der Darlehenskassen kann übersehen werden. Diskont- und Lombardverkehr der Reichsbank sind nur noch beschränkt. Ein Hemmnis wird vielleicht darin liegen, dass der Handel und besonders die Industrie nur schwer auf die Möglichkeit, den Kassenverkehr bei der Nebenstelle direkt zu regeln, wird verzichten wollen und können.“
Daraufhin bat die Reichsbanknebenstelle die betroffenen Unternehmen und Geldinstitute mit Schreiben vom 3. Dezember 1914 „[…] um gefl. baldige Mitteilung, ob Sie damit einverstanden sind, dass Ihr Girokonto vorübergehend bei der ReichsbanksteIle Hildesheim geführt wird.“
Zwar waren fast alle Girokontoinhaber im „patriotischen Interesse“ dazu bereit, der vorübergehenden Führung ihres Kontos in Hildesheim zuzustimmen. Die Zustimmung erfolgte jedoch meist nicht vorbehaltlos. Ein Alfelder Unternehmen schrieb u. a.:
„Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass gewiss viele Reichsbanknebenstellen da sein werden, durch deren Schließung die Industrie nicht so getroffen wird wie gerade in Alfeld, wo eine verhältnismäßig große Anzahl industrieller Werke mit mehreren 1000 Arbeitern und Angestellten auf den Verkehr mit der Reichsbank angewiesen ist. […] Jedenfalls aber darf wohl erwartet werden, dass die Schließung der Nebenstelle Alfeld erst nach der Schließung weniger wichtiger Nebenstellen in Betracht kommt.“
In ähnlicher Weise äußerten sich auch andere Unternehmen; häufig wurden auch Erwartungen an die Zustimmung geknüpft, wie beispielsweise kostenloser oder kostenerrnäßigter Postverkehr oder bevorzugte Zuteilung der gewünschten Münzsorten gegenüber den Hildesheimer Betrieben. Am 9. Dezember schrieb daraufhin die ReichsbanksteIle Hildesheim an die Nebenstelle Alfeld: „Der Bericht der Nebenstelle vom 6. d. Mts. bestimmt uns, dem Herrn Präsidenten des Reichsbank-Direktoriums die vorübergehende Aufhebung der dortigen Nebenstelle nicht zu empfehlen.“
Aufgrund des kriegsbedingten Personalmangels verfügte die Reichsbank am 16. März 1917, dass die Nebenstellen Northeim und Alfeld ab dem 21. März durch den Northeimer Bankvorstand Vollstedt gemeinsam zu verwalten seien. Als Betriebstage für Alfeld sollten Montag, Mittwoch und Freitag in Betracht kommen.
Diese Regelung wurde jedoch schnell wieder geändert: Mit einem Schreiben vom 24. April 1917 teilte das Reichsbankdirektorium der ReichsbanksteIle Hildesheim mit: „Auf den Bericht vom 18. d. Mts. wollen wir genehmigen, dass der Bankvorstand Vollstedt von der Mitverwaltung der Nebenstelle in Alfeld entbunden und dem Bankbuchhalter Herwartz die auf die Tage Montag, Mittwoch und Freitag beschränkte Verwaltung der Nebenstelle in Alfeld übertragen wird.“
Ab dem 9. November 1918 kam es dann doch zu einer vorübergehenden Schließung der Nebenstelle in Alfeld. Nach etwa sieben Monaten wurde sie am 2. Juni 1919 wiedereröffnet.
Bis zum Jahr 1923 ist in den Handbüchern über die Beamten der Reichsbank der Bankvorstand als einziger Beamter der Nebenstelle aufgeführt. Zu seiner Unterstützung wurde ein Hilfsbote als Kassendiener beschäftigt.
Nach den wenigen erhaltenen Unterlagen aus jener Zeit kann der Einsatz eines Hilfskassendieners in Alfeld erstmals für das Jahr 1906 sicher belegt werden. Ab 1923 wurde das Personal bei der Reichsbanknebenstelle Alfeld zunächst auf zwei, später dann auf drei bis vier Beamte aufgestockt. Den höchsten Personalbestand erreichte die Zweigstelle Alfeld wenige Jahre vor ihrer Schließung in den 1970er Jahren mit bis zu 10 Mitarbeiten.
1977 verlor die Stadt durch die Schließung der Zweigstelle Alfeld auch ihren Status als Bankplatz.
Dienst- und Wohngebäude Leinstraße 23a / Burgfreiheit 1
Im Jahr 1912 erwarb die Reichsbank von der Kreissparkasse des Kreises Alfeld ein im Jahre 1885 erstelltes freistehendes Gebäude mit Grundstock und Vorgarten in der Leinstraße 23a.
Der Kaufpreis für den Backsteinbau (Architekturteile der Außenfronten in Sandstein) mit einer bebauten Grundfläche von 265,72 m² hatte bei 47.000 Mark gelegen. Nach Beendigung der noch im Jahr 1912 begonnenen Umbauarbeiten, die Kosten in einer Höhe von 13.005,09 Mark verursacht hatten, konnte das Dienstgebäude am 4. April 1913 bezogen werden.
Die Geschäftsräume mit einer Grundfläche von 67,85 m² lagen im Erdgeschoss. Auch je eine Dienstwohnung für den Vorstand der Nebenstelle und den Kassendiener Heidelberg waren in dem Gebäude vorhanden. Im Jahr 1923 kam eine dritte Dienstwohnung als Notwohnung für einen Reichsbankpraktikanten hinzu. Sie wurde 1927, als dem kassenführenden Beamten eine Stadtwohnung zur Verfügung gestellt werden konnte, wieder aufgehoben.
Einen Tresor gab es in diesem Dienstgebäude nicht. Der 1922 angefertigte zweiflügelige Geldschrank wurde durch eine kombinierte Geldschranksicherungs- und Überfallalarmanlage ohne Polizeiverbindung sowie eine mit dem Schlafzimmer des Geldzählers verbundene Hörrohranlage gesichert.
Im Jahr 1929 änderte sich die Anschrift in Burgfreiheit 1.
Im Jahr 1935 begann die Reichsbank mit den Bauarbeiten zur Errichtung eines neuen Dienstgebäudes auf dem Grundstück des Nebenstellengebäudes. Der verputzte Backsteinbau mit Natursteinsockel sowie Fachwerkausmauerung und Holzverkleidung des Giebels konnte 1936 bezogen werden. Im selben Jahr wurde das alte Dienstgebäude abgerissen.
Das neue Nebenstellen-Gebäude war 21,5 m lang und 13,5 m breit. Die Geschäftsräume mit einer Fläche von knapp 85 m² lagen im Erdgeschoss, weitere zur dienstlichen Nutzung vorgesehene Räume befanden sich im Keller und im Dachgeschoss.
Zunächst standen im Erdgeschoss und im Obergeschoss des Gebäudes Dienstwohnungen für den Vorstand der Nebenstelle und für den Hauszählmeister zur Verfügung. Aus im Jahr 1949 aufgestellten Wohnungsbestandsverzeichnissen geht hervor, dass zu diesem Zeitpunkt insgesamt fünf Wohnungen, drei Dienstwohnungen und zwei Mietwohnungen, in dem Dienstgebäude vorhanden waren.
Der eingeschossige Tresor mit einer Grundfläche von 8,83 m² war mit einem Hörrohr mit Verbindung zum Schlafzimmer des Hauszählmeisters versehen und wurde durch eine kombinierte Tresorsicherungs- und Überfallalarmanlage mit Polizeiverbindung gesichert. Die Luftschutzraumanlage in dem neuen Dienstgebäude war für bis zu 30 Schutzsuchende konzipiert.
Bis zur Schließung der Zweigstelle wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. Unter anderem wurden zwei Garagen erstellt, 1968/1969 erfolgte der Umbau einer im Dachgeschoss gelegenen Mietwohnung für den Hauptverwalter und im Anschluss daran wurden die Diensträume im Erdgeschoss um die bisherige Hausverwalterwohnung erweitert und renoviert.
2003 musste das Bankgebäude der bevorstehenden Änderung der bisherigen Verkehsführung des Perkwall weichen. Dieses Kapitel finden Sie hier.
Organisation
Einrichtung und Entwicklung
01.10.1895 – 08.11.1918 Reichsbanknebenstelle
02.06.1919 – 31.03.1948 Reichsbanknebenstelle
01.04.1948 – 31.07.1957 Landeszentralbank von Niedersachsen, Zweigstelle Alfeld
01.08.1957 – 31.07.1977 Landeszentralbank in Niedersachsen, Zweigstelle Alfeld der Deutschen Bundesbank
Übergeordnete Reichsbankhauptstelle/ -Reichsbankstelle
Übergeordnete Hauptstelle
01.10.1895 – 07.07.1898 Reichsbankhauptstelle Hannover
08.07.1898 – 31.03.1948 Reichsbankstelle Hildesheim
01.04.1948 – 31.07.1977 Hauptstelle Hildesheim
Eine weitere Reichsbanknebenstelle befand sich an der Ecke Warbergstraße/Hannoversche Straße
Quelle: Deutsche Bank Konzernarchiv – Der Text ist einer Dokumentation des Historischen Archivs der Deutschen Bundesbank zur Filial- und Zweiganstaltengeschichte der Deutschen Bundesbank entnommen (gekürzt)