Leine-Hochwasser 2023

Richtigerweise müsste es Leine- & Warnehochwasser 2023 heißen, oder wie wir es nannten „Weihnachtshochwasser 2023“
Auf dieser Seite haben wir daher dieses Hochwasserereignis der Leine & Warne zusammengefasst.

Verheerende Leinehochwasser überfluteten immer wieder die gesamte Talbreite und gefährdete Mensch, Vieh und Gebäude. Dafür trug der Fluss eine fruchtbare Bodenschicht auf, die der wirtschaftlichen Nutzung zugutekam. Seit endgültiger Inbetriebnahme des Rückhaltebeckens Salzderhelden im Jahre 1994 gehören Hochwasser dieser Größenordnung weitestgehend der Vergangenheit an. So zumindest bis Weihnacht 2023 (!) – hier meldete sich die Leine noch einmal eindrucksvoll mit ihrem „Leistungsvermögen“ zurück – Salzderhelden war voll und drohte unkontrolliert überzulaufen. Die Wassermassen mussten kontrolliert abgelassen werden, da zusätzlich neben dem Dauerregen noch Tauwetter im Harz einsetzte… Leinehochwasser.

Nach den Videos und der Bildergalerie folgt eine Chronologie der Ereignisse.


Hochwasser Weihnachten 2023

„Wir haben aus 2017 gelernt“
Sturmtief „Zoltan“ sorgt während der Feiertage für Überschwemmungen im Leinebergland / Feuerwehren und Freiwillige im Dauereinsatz

Ein Pkw wird nahe der Leinebrücke in Alfeld von den Fluten weggeschwemmt.

VON MADLIN TRÜMPER
Das Sturmtief „Zoltan“ hielt während der Feiertage ganz Deutschland in Atem. In den Landkreisen Hildesheim und Holzminden führten die anhaltenden und heftigen Regenfälle zu Hochwasser und Überschwemmungen entlang der Flüsse Leine, Innerste und Weser.
Um eine Situation wie bei dem Hochwasser im Sommer 2017 in Alfeld zu verhindern, bei der größere Teile der Innenstadt überschwemmt wurden, haben sich die Stadtverwaltung, die Feuerwehr, Polizei, der Rettungsdienst und zahlreiche Privatpersonen in den vergangenen Tagen rund um die Uhr darauf vorbereitet, die Wassermassen unter Kontrolle zu bringen. Zu Redaktionsschluss dieser Seite (19.30 Uhr) war die Lage weiterhin angespannt.
Für die Nacht auf Mittwoch war mit einem weiteren Anstieg des Leine-Pegels zu rechnen.

Die Leineauen bei Alfeld sind komplett überflutet.

Samstag, 23. Dezember
Bereits seit Samstag, 23. Dezember, haben Einsatzkräfte der Feuerwehren rund um Alfeld und Mitarbeiter des Baubetriebshofes im Gemeindegebiet die Leine selbst und ihrer Nebenflüsse regelmäßig kontrolliert, um nicht von den steigenden Pegeln überrascht zu werden. Das teilten Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) und Stadtbrandmeister Patrick Gensicke mit. Ein Team aus Stadtverwaltung, Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst stand während der vergangenen Tage in enger Kommunikation, um auf Veränderungen der Pegelstände schnell reagieren zu können. Die Kontrollen betrafen zunächst vor allem die Orte Imsen, Wispenstein und Brunkensen, die an der Wispe beziehungsweise an der Glene liegen. Auch die Bereiche Dehnsen und Godenau sowie Langenholzen und Sack standen bereits unter Beobachtung.
Vorsorglich wurde das Gut Wispenstein evakuiert und die Feuerwehr positionierte in den Ortschaften entlang der heiklen Punkte, wie bei der Kirche in Brunkensen, Sandsäcke und mobile Sperrsysteme, um die umliegenden Häuser zu schützen. Diese hatte die Kommune nach dem Hochwasser 2017 angeschafft.
Insgesamt waren am Samstag etwa 100 Personen der Alfelder Feuerwehren im Einsatz.
Gegen Samstagmittag rief die Alfelder Stadtverwaltung dazu auf, den Parkplatz an der Hackelmasch zu räumen, der zu diesem Zeitpunkt bereits zu Teilen überflutet war. Während der Nacht auf den 24. Dezember standen dann vor allem die Nebenflüsse der Leine, also Wispe, Glene und Warne unter konstanter Beobachtung.
Gegen 22.30 Uhr gab die Stadt Alfeld die Sperrung der Verbindungsstraße Föhrste-Röllinghausen bekannt.

Feuerwehrleute befüllen über die Festtage tausende Sandsäcke.

Sonntag, 24. Dezember – Heiligabend
Am Sonntagmorgen war nach Aussage des Alfelder Bürgermeisters bekannt geworden, dass das Hochwasser-Rückhaltebecken Salzderhelden aufgrund des Füllstandes seine Abgabemenge drastisch erhöht hatte, ohne die davon betroffenen Gemeinden zu informieren. Eine weitere Erhöhung gab es in den Nachmittagsstunden des 24. Dezembers.
Nun flossen rund 200 Kubikmeter, also 200.000 Liter, pro Sekunde aus dem Rückhaltebecken in die Leine. Wenn dieser Polder plötzlich deutlich mehr Wasser ableitet, führt das dazu, dass mit etwa sechs Stunden Verzögerung eine regelrechte Welle die Leine entlang an Alfeld vorbei rollt. Problematisch bei dieser Entwicklung ist vor allem, dass die Nebenflüsse der Leine dann nicht mehr richtig in diese abfließen können, weswegen die Stadtverwaltung mit einem drastischen Anstieg des Dohnser Bachs und der Warne entlang Langenholzen und Sack rechnete. Auch das Unterdorf in Föhrste, das dicht an der Leine liegt, wäre davon betroffen, weswegen während des Heiligen Abends zahlreiche Feuerwehrmänner und -frauen im Einsatz waren, um in diesen Bereichen Schutzmaßnahmen zu treffen und Sandsäcke an Anwohner zu verteilen, damit die ihre Häuser sichern konnten.
Auch der Antonianger, den das Hochwasser von 2017 schwer getroffen hatte, rückte immer mehr in den Fokus der Maßnahmen und auch hier verteilte die Feuerwehr Sandsäcke an die Anwohner.

An der Alten Post in Alfeld entsteht ein Sandsacklager.

Montag, 25. Dezember – 1. Weihnachtstag
Während der Nacht auf Montag, 25. Dezember, füllten sich die Regenwasser-Rückhaltebecken Bollhasen (am Bollhasen-Parkplatz bei Langenholzen) und Wehmegrund (am Ortsausgang bei Sack) entgegen der vorläufigen Prognose rasch. Die Vorbereitungen am Antonianger liefen den gesamten Tag über auf Hochtouren. Mit den Sandsäcken, die zur Verfügung gestellt wurden, bauten die Einwohner in Eigenleistung eine Barriere an der Rückseite ihrer Grundstücke, um sich vor dem Wasser der Warne zu schützen. Um eine weiträumige Überflutung des Antoniangers zu verhindern, richtete die Feuerwehr ein Sperrsystem ein, um das Wasser den Antonianger entlang zu den Oberen Wallanlagen zu leiten. Im Ernstfall sollten diese als ein natürliches Rückhaltebecken fungieren.
Als weiteren Notfallplan bereitete sich die Feuerwehr darauf vor, ebenfalls die Gudewillstraße zum Ableiten des Wassers zu nutzen. Dieser Plan sah vor, am ehemaligen Autohaus Mundt ein Bassin zu errichten, um das Wasser von dort aus in den Mühlengraben zu pumpen, damit an der Goethestraße erst keine Problemsituation
wie 2017 entsteht. Zwischenzeitlich gab es hier spontan Hilfe von der Feuerwehr Sibbesse.
Da an der Alten Post an der Bahnhofsstraße am Montag zahlreiche Lkw mit Sand ankamen, den die Einsatzkräfte der Feuerwehr in der ehemaligen Werkstatthalle auf dem Gelände verfüllten, war die Leinebrücke bis Montagabend gesperrt.
In Limmer leisteten die Gemeindefeuerwehr Delligsen und die Ortsfeuerwehren aus Grünenplan, Hohenbüchen und Kaierde Unterstützung beim Befüllen und Verteilen von Sandsäcken.
Für die Anwohner der gefährdeten Gebiete wurden erst auf dem Parkplatz des Alfelder Gymnasiums am Antonianger Sandsäcke bereitgestellt und ab den Abendstunden auf dem Parkplatz an der Berufsbildenden Schule Alfeld (BBS).

Entlang des Antoniangers errichten Feuerwehrkräfte Wasserbarrieren.

Dienstag, 26. Dezember – 2. Weihnachtstag
Die schlimmsten Befürchtungen traten in der Nacht auf Dienstag, 26. Dezember, aber nicht ein; auch die Sonne ließ sich am Vormittag blicken. Doch Entwarnung gab es nicht. Am Dienstagmittag rief Landrat Bernd Lynack (SPD) für den Landkreis Hildesheim den Katastrophen-Voralarm aus, um zusätzliche Einsatzkräfte für den Bereich Sarstedt mobil zu machen, in dem sich die Hochwasserlage zunehmend verschärfte. Das bedeutete im Gegenzug aber, dass aus Alfeld Einsatzkräfte abgezogen wurden – und das ohne Rücksprache, wie Bürgermeister Beushausen deutlich kritisierte.
Er kritisierte außerdem die Kommunikation mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) als „unterirdisch“ – wegen der versäumten Information an die Gemeindeverwaltungen bezüglich der Abgabemenge am Rückhaltebecken (Polder) Salzderhelden. Dieses Mal mit Ankündigung erhöhte der Polder Salzderhelden seine Abgabemenge in zwei Schritten am Sonntag bis 14 Uhr weiter auf 250 Kubikmeter pro Sekunde. Diese beiden Wellen wurden für 20 Uhr in Alfeld erwartet.
Das könne dazu führen, dass neben dem Antonianger, dem Föhrster Unterdorf sowie Röllinghausen und Eimsen auch der Bereich Ziegelmasch am 7-Berge-Bad zum Brennpunkt wird, so Beushausen. Sollte es dazu kommen, dass die Leine in diesem Bereichen überläuft, gebe es mit den aktuell zur Verfügung stehenden Kräften und Materialien keine Möglichkeit, die etwa 1500 Meter lange Straße Ziegelmasch einzudeichen, so Beushausen. Dazu allein wären rund 100.000 Sandsäcke und zahlreiche Einsatzkräfte erforderlich.
Während der Abendstunden bis Redaktionsschluss der Alfelder Zeitung blieb die Lage weiter angespannt. Dennoch zog Bürgermeister Beushausen als Fazit der vergangenen Tage: „Wir haben aus 2017 gelernt.“ Er lobte die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften im Raum Alfeld, ebenso wie die spontane Hilfsbereitschaft der Feuerwehren aus benachbarten Gemeinden und die Eigeninitiative der Anwohner.
Ebenso würde der Einsatz der nach dem Hochwasser 2017 angeschafften Sperrsysteme und Barrieren deutlich dazu beitragen, Grundstücke zu schützen und Wassermassen im Notfall umleiten zu können.

28. Dezember 2023
Die Situation bleibt angespannt
Mehr als 1000 ehrenamtliche Helfer sind über die Feiertage im Landkreis Hildesheim im Hochwassereinsatz

Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen macht sich am Mittwochvormittag ein Bild von der Lage an der Ziegelmasch. Dort lagern viele Sandsäcke. Sie wurden angeliefert, damit die Einsatzkräfte im Notfall schnell reagieren können.

VON ULRICH MEINHARD UND THOMAS JAHNS
ALFELD/KREIS HILDESHEIM Während der Feiertage waren im Landkreis Hildesheim mehr als 1000 ehrenamtliche Einsatzkräfte bei der Bewältigung der Hochwasserkrise im Einsatz. Das geht aus einer Mitteilung des Landkreises Hildesheim hervor. In Alfeld beschreibt Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) die Lage am Mittwochmorgen als stagnierend auf hohem Niveau und als „weiterhin angespannt“. Es könne entgegen anderslautender Nachrichten noch keine Entwarnung gegeben werden, betont er.
Von Dienstagmittag auf Mittwochfrüh war die Leine in Alfeld noch einmal im Schnitt um zehn Zentimeter gestiegen. „In Föhrste waren es acht, in Eimsen zwölf Zentimeter“, sagt der Alfelder Verwaltungschef. Das sei aber weniger, „als wir erwartet haben“, so Beushausen.

Die Hochwassermarke in Föhrste erinnert an Wasserstände vergangener Hochwasser.

Die Regenwasser-Rückhaltebecken Bollhasen (am Bollhasen-Parkplatz in Langenholzen) und Wehmegrund (am Ortsausgang Sack) schütteten weiter Wasser aus.
Der Pegelstand der Warne war um etwa fünf Zentimeter gesunken.
Der Antonianger bleibe weiterhin von der Einmündung Bismarckstraße bis zur Kreuzung Walter-Gropius-Ring gesperrt.
Das gelte auch für den Parkplatz gegenüber der SVA-Turnhalle.
„Wir beobachten die Situation weiter intensiv. Aktuell besteht aber kein Handlungsbedarf“, so der Bürgermeister. Die von der Feuerwehr eingerichteten Sandsacklager an der Alten Post und an der Ziegelmasch am 7-Berge-Bad seien, wie angedacht, ausschließlich von Anwohnern genutzt worden.
Angespannt sei die Lage nach wie vor im Föhrster Unterdorf. Dort reicht das Wasser mittlerweile bis an Gebäude heran.

Im Föhrster Unterdorf reicht das Wasser bis an die Gebäude heran. Zum Teil steht es in den Scheunen.

Gleiches gelte für besonders tief liegende Teile von Röllinghausen.

Die Verbindungsstraße zwischen Föhrste und Röllinghausen ist auf einer Länge von 150 Metern von Wasser überspült.

Zudem sollte die Stadt bis zum Mittag noch etwa 10.000 Sandsäcke aus Goslar erhalten.
250 anstatt 200 Kubikmeter Wasser je Sekunde Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als Betreiber des Leinepolders in Salzderhelden, hatte die Wasserabgabemenge aus dem Rückhaltebecken (Polder) erhöht. Anstatt 200 Kubikmeter pro Sekunde liefen 250 Kubikmeter pro Sekunde aus dem Polder. Das hatte dazu geführt, dass sich der Pegel in Alfeld erhöhte. „Wir haben die Wellen gespürt“, sagt Beushausen.

Die Leine reicht in Freden inzwischen bis an tiefer gelegene Gebäude heran.

Wie der Landkreis Hildesheim am Mittwochmittag mitteilte, habe sich die zwischenzeitlich befürchtete Erhöhung der Abgabe auf 300 Kubikmeter je Sekunde nicht eingestellt. „Die Abgabe von rund 250 Kubikmeter je Sekunde wird nach aktueller Information der Betriebsstelle Salzderhelden aber bis auf Weiteres beibehalten. Insofern werden die Pegel an der Leine im Unterwasser des Hochwasserrückhaltebeckens Salzderhelden weiter auf dem derzeit extrem hohen Niveau verbleiben“, heißt es in der Mitteilung. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Pegel Greene (Mittwoch, Stand 10 Uhr 657 Zentimeter) und Poppenburg (Mittwoch, Stand 10 Uhr 431 Zentimeter) in den nächsten Tagen absinken.
Zudem sei bis einschließlich Donnerstag mit keinen weiteren nennenswerten Niederschlägen zu rechnen, weder im Harzvorland noch im Harz. Erst am Freitag sei wieder vermehrt mit Niederschlägen zu rechnen.

Katastrophen-Voralarm durch Landrat ausgelöst

Am Dienstag war im Landkreis Hildesheim aufgrund des andauernden Hochwassers der Katastrophen-Voralarm durch Landrat Bernd Lynack (SPD) ausgelöst worden. Die Mitglieder des Katastrophenschutzstabes (KatS-Stab) hatten sich daraufhin am Mittag im Kreishaus zur ersten Einschätzung der Lage eingefunden.
Am Nachmittag stellte der Landrat das „Außergewöhnliche Ereignis“ fest. Durch diese Feststellung ist es dem KatS-Stab möglich, überörtliche Kräfte anzufragen und diese einsetzen zu können, informiert die Pressestelle des Landkreises Hildesheim.
Das geschah umgehend: Es wurden die Kreisfeuerwehrbereitschaften (KFB) aus Hameln, Northeim, Holzminden und Göttingen angefordert. Sie unterstützen mit mehr als 300 Kräften insbesondere die Gemeinden Giesen und Holle sowie die Städte Alfeld und Sarstedt bei der Bekämpfung des Hochwassers.
Auch die Einsatzkräfte der Landesverbände des THW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland sowie Niedersachsen/Bremen sind mit insgesamt knapp 160 Kräften zur Unterstützung der Lage vor Ort angefordert worden, informiert der Landkreis. Diese sollen ebenfalls hauptsächlich in den besonders stark gefährdeten Gemeinden Giesen und Holle sowie der Stadt Sarstedt eingesetzt werden.
Regional werden die Einsatzkräfte durch die THW Ortsverbände Hildesheim, Sarstedt und Elze unterstützt.
Neben den Kräften der Feuerwehren aus den Städten und Gemeinden im Kreis Hildesheim sowie den angeforderten überörtlichen Kräften, waren am Dienstag zusätzlich der Einsatzzug Limmer (Alfeld) und der Einsatzzug Hildesheim-Marienburg des DRK sowie des ASB Hildesheim eingesetzt. Diese Einsatzzüge befinden sich jetzt in Bereitschaft.
Des Weiteren waren Kräfte der DLRG in Burgstemmen und Sarstedt im Einsatz. Insgesamt mehr als 1000 ehrenamtliche Kräfte.
Die Evakuierungsmaßnahmen seien vorbereitet, jedoch aktuell nicht erforderlich, heißt es. In Alfeld gab es am Mittwoch zuletzt morgens eine Lagebesprechung.

Kreisfeuerwehrbereitschaft Holzminden in Ahrbergen

In der Nacht zum Mittwoch war auch die Kreisfeuerwehrbereitschaft Holzminden im Einsatz, um den Ort Ahrbergen bei Sarstedt zu schützen, wie Gerrit Hartmann von der Kreisfeuerwehr Holzminden mitteilt. Ahrbergen erwartete gegen 4 Uhr eine Welle aufgrund der stark gefüllten Talsperren im Harz. Die Ortschaft tangiert die Innerste, der normalerweise kleine Fluss entspringt im Oberharz.

29. Dezember 2024
Hochwasserlage bleibt angespannt

7-Berge-Bad wieder offen / Straße nach Brüggen gesperrt / Kreis hebt Voralarm auf

Fast wie am Meer: zwischen Alfeld und Freden hat sich durch das Hochwasser ein riesiger See gebildet.

VON ULRICH MEINHARD, THOMAS JAHNS UND ANDREAS MEYEN
ALFELD/KREIS HILDESHEIM. Das Hochwasser hält die Stadt Alfeld und Freden weiterhin in Atem.
Auch wenn der Landkreis Hildesheim am Donnerstagvormittag den ausgerufenen Katastrophen-Voralarm zurückgenommen hat, will Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) nicht von einer Entspannung der Situation in seinem Zuständigkeitsbereich sprechen. „Für den Landkreis Hildesheim ist das sicher die richtige Entscheidung, für uns gibt es aber noch keine Entwarnung“, so Beushausen.
„Die Wasserstände der Regenwasserrückhaltebecken Bollhasen und Wehmegrund sind leicht gesunken. Aber noch immer fließen die Wassermassen über den technischen Notabfluss ab“, sagte der Verwaltungschef am Donnerstagmittag in einem Gespräch mit der AZ.

Die Verbindungsstraße zwischen der B 3 und Brüggen ist bis auf Weiteres gesperrt.

Deshalb bleibe die Situation an der Warne im Bereich des Antoniangers bis zur Bismarckstraße auf hohem Niveau angespannt, aber beherrscht. Die neuralgischen Punkte wie der Antonianger, der Dohnser Bach, inklusive der Regenwasserrückhaltebecken, werden auch in den nächsten Tagen engmaschig überwacht.
Feuerwehren stehen in Bereitschaft Im Moment seien keine Feuerwehren aus der Stadt Alfeld im Einsatz. Aber alle Kräfte stünden in Bereitschaft, wenn es wieder erforderlich werde. Entscheidende Tage seien aus seiner Sicht der Freitag und Samstag. Da habe der Deutsche Wetterdienst (DWD) neue Niederschläge angekündigt.
Im Bereich der Leine sei der Pegel in Alfeld und den Ortsteilen in der Nacht um etwa fünf Zentimeter gesunken. Aber auch dort könne von einer Entspannung noch keine Rede sein. Da hänge sehr viel davon ab, in welchen Wellen Wasser aus den Poldern in Salzderhelden abgegeben werde. In einer Mitteilung der Stadtverwaltung Alfeld wird zudem mitgeteilt: „Da an der Ziegelmasch sämtliche Vorbereitungsmaßnahmen getroffen sind und keine unmittelbare Gefahr droht, wird das 7-Berge-Bad wieder zu den üblichen Zeiten seinen Betrieb aufnehmen.“
Öffnung der Straße hängt vom Pegelstand ab Das heißt, das Bad kann ab dem heutigen Donnerstag wieder besucht werden. Auf dem Parkplatz davor ist aber ein Bereich abgesperrt. Dort ist ein Sandvorrat für den Fall der Fälle abgelegt worden. Zudem lagern an der Ziegelmasch viele Sandsäcke. Bis auf Weiteres gesperrt ist die Verbindungsstraße zwischen der B 3 und Brüggen (Landesstraße 480).
Auf dem dortigen Feuchtgebiet steht das Wasser besonders hoch und nah an der Straße.
Nach den gesunkenen Pegelständen an der Innerste hat Landrat Bernd Lynack (SPD) den Katastrophen-Voralarm und die besondere Notlage für den Landkreis Hildesheim am Donnerstagmorgen in Absprache mit dem Krisenstab aufgehoben.
„Die Lage ist ernst, aber stabil“, sagte Landrat Lynack bei einem Pressegespräch am Donnerstagvormittag, „daher habe ich den Katastrophenvoralarm aufgehoben.“
Am Donnerstag waren noch 200 Kräfte aus Feuerwehr und THW im Einsatz, davon 120 von Feuerwehren aus dem Landkreis und 80 vom THW, die teilweise aus Speyer in den Kreis Hildesheim gekommen sind.
Bernd Lynack will angesichts möglicher weiterer Regenfälle am Wochenende die Einsatzkräfte jetzt schonen. „Alles ist auf Standby. Aber alle Kräfte haben das Handy im Auge.“

Lage an der Leine bereitet Sorgen

Kreisbrandmeister Mathias Mörke bereitet derzeit noch die Lage an der Leine Sorgen. „An der Leine befinden wir uns nach wie vor oberhalb der roten Linie“, so Mörke. Aktuell sind Kräfte vor allem in Barnten im Einsatz, um dort die Dämme zu verstärken. Bis zum 1. Januar bleibt ein Koordinierungsstab in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Groß Düngen aktiv. Die Führungskräfte der vier Kreisfeuerwehrbereitschaften beobachten die Lage rund um die Uhr in Acht-Stunden-Schichten.
Drohnen und Sandsackmaschinen Mörke berichtet von den Fortschritten, die der Landkreis seit 2017 bei der Hochwasserbekämpfung gemacht habe. „Die beiden mobilen Sandsackmaschinen haben sich gelohnt“, so Mörke. Alle Dämme an der Leine stehen weiter unter Beobachtung.

Nichts geht mehr: Der Wirtschaftsweg zwischen Meimerhausen und Wispenstein ist überflutet.

„Wir können jetzt die Dämme mit Drohnen befliegen, um Schäden frühzeitig zu erkennen“, sagte er. Auch das spare enorm Personal, weil Problemstellen frühzeitig erkannt und dort Kontrollgruppen und Einsatzkräfte fokussiert eingesetzt werden könnten.
Anhand der aktuellen Regenprognosen rechnet der Kreisbrandmeister nicht mehr mit einem massiven Anstieg der Pegel über den Jahreswechsel. Sorgen bereitet ihm allerdings der Polder in Salzderhelden, der weiterhin mit mehr als 100 Prozent gefüllt ist.

30. Dezember 2023
Lage in Alfeld wieder leicht verschärft
Böden sind vollständig gesättigt / Erneut Regen / Holzminden hilft Celle

VON THOMAS JAHNS UND ULRICH MEINHARD
ALFELD / HILDESHEIM / HOLZMINDEN. Schon wieder Regen. Der Deutsche Wetterdienst hatte für Freitag Starkregen im Harz angesagt.
Im südlichen Niedersachsen fiel am Freitag und in der Nacht zum Samstag „abflussrelevanter Niederschlag“, wie es in einer Mitteilung des Landkreises Hildesheim heißt.
Eine Entspannung der Situation meldete in der Nacht zum Freitag die Kreisfeuerwehr Holzminden. In Alfeld hatte sich die Hochwasserlage nach Angaben von Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) am Freitag wieder leicht verschärft.
“ Wir haben aber das Hochwasserniveau noch nicht erreicht.“ Bernd Beushausen Bürgermeister von Alfeld „Die Böden an den Regenwasserrückhaltebecken und den Uferbereichen der Bachläufe sind vollständig gesättigt. Sie können kein Wasser mehr aufnehmen“, so der Alfelder Verwaltungschef.
Die Folge davon: Der Regen fließt direkt ab. „Jeder Tropfen geht eins zu eins in die Becken und in die Leine“, betonte Beushausen nach einer mittäglichen Besprechung am Freitag. Die für die Warne relevanten Regenwasserrückhaltebecken am Bollhasen und Wehmegrund oberhalb von Sack fließen nach wie vor über die technischen Notabflüsse ab. Der Warnepegel ist im Bereich der Brücke an der Kreuzung Walter-Gropius-Ring/Antonianger wieder um fünf bis zehn Zentimeter gestiegen. „Wir haben aber das Hochwasserniveau noch nicht erreicht“, sagt der Bürgermeister.

Leinepegel leicht gestiegen

Der Pegelstand der Leine in Alfeld sei in den zurückliegenden 36 Stunden zunächst um zehn Zentimeter gesunken, sei aber am Freitagmorgen wieder um fünf Zentimeter gestiegen. Zudem sei zu beobachten, dass die Zuflüsse den Niederschlag schneller abführen. Der Abfluss aus dem Rückhaltebecken in Salzderhelden sei am Freitag von 250 auf 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde reduziert worden.
Als positiv wertete Beushausen auch den Umstand, dass das Einstauvolumen des Beckens wieder auf deutlich unter 90 Prozent gefallen sei. „Am Freitagvormittag lag es bei 84 Prozent“, sagte er. Das sei zwar noch keine Entspannung „aber wir haben dadurch wieder ein bisschen Luft bekommen“.
Zudem kündigte der Bürgermeister an, dass die entlang der Holzer Straße im Zuge der Hochwasserprävention aufgestellten Tonnen am Samstag abgebaut werden. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollen verhindern, dass an Silvester irgendjemand die Deckel aufmacht und dort Silvesterknaller reinwirft“, betont Beushausen. Zugleich appelliert er an die Bevölkerung in Alfeld, in hochwasserrelevanten Bereichen auf Silvesterböller zu verzichten. „Sollte dort Ausrüstung zerstört werden, haben wir keinen Ersatz“, erklärt er. Polizei und Stadtverwaltung würden die Bereiche zudem engmaschig kontrollieren. Sollte dort jemand aus der Rolle fallen, werde es juristische Konsequenzen für denjenigen geben, erklärt der Bürgermeister.

Transport geht nach Celle

„Die Pegelstände gehen deutlich zurück“, bilanziert hingegen Hendrik Meier von der Kreisfeuerwehr Holzminden. Auf Anforderung des Kreisbrandmeister des Landkreises Celle sind nach Rücksprache mit Regierungsbrandmeister Dascho Wehner und dem Kreisbrandmeister des Landkreises Holzminden, Jens Heinemeyer, nicht mehr benötigte Sandsäcke dem Landkreis Celle zur Verfügung gestellt worden, informiert Meier. Für den Donnerstagabend hält er fest: „Um 20.19 Uhr erfolgte die Alarmierung des fünften Fachzuges der Kreisfeuerwehrbereitschaft, der Johanniter-Unfall-Hilfe, des ABC-Zuges der Kreisfeuerwehr.“ Insgesamt seien rund 10.000 durch die Aktiven der Kreisfeuerwehrbereitschaft in den vergangenen Tagen gefüllte Sandsäcke auf Sattelzüge und Lastwagen verladen worden. Meier erwähnt auch die Firma TKN Transport-Kontor GmbH aus Holzminden, die ebenfalls drei Sattelzüge zur Verfügung gestellt habe. Der gesamte Transport ging dann in den Landkreis Celle, begleitet von 40 Einsatzkräften der Hilfsorganisationen sowie Mitarbeitern der Firma TKN.

2. Januar 2024
Hochwasserlage: Nach Entspannung könnte es wieder kritisch werden

ALFELD. Die Hochwasserlage in Alfeld und den Ortsteilen hat sich am Neujahrstag weiter entspannt. Das bestätigte Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) am Montag der AZ. Sorge mache ihm aber die Wettervorhersage für die kommenden Tage: Für Dienstag und Mittwoch warnt der Deutsche Wetterdienst vor gebietsweisem Dauerregen mit Mengen zwischen 40 und 60 Litern pro Quadratmeter; im Harz sind demnach Niederschläge zwischen 60 und 80 Liter pro Quadratmeter möglich. „Das können wir jetzt wirklich gar nicht gebrauchen“, so Beushausen.
Zwar sei der Pegel der Leine (nach zehn Zentimetern am Tag zuvor) zum Neujahrstag um weitere 15 Zentimeter zurückgegangen; Peilstäbe an bestimmten Messpunkten würden inzwischen sogar wieder im Trockenen liegen. Allerdings: „Das Wasser sucht sich weiterhin seine Wege, auch von unten.
Nach Dehnsen und Limmer am Wochenende ist das jetzt auch in Wispenstein wieder der Fall“, erklärt der Bürgermeister. Die für die Warne relevanten Rückhaltebecken (Bollhasen und Wehmegrund) würden weiter über den technischen Notablauf abschließen – in beiden Becken sei aber ebenfalls ein Pegelrückstand von drei bis vier Zentimetern zu verzeichnen.
Kontrollen an neuralgischen Punkten werde es weiter geben, aber vorerst nicht mehr so engmaschig wie zuletzt. Die Ortsbürgermeister seien jeweils im Thema. Die Sicherungseinrichtungen im Stadtgebiet bleiben laut Beushausen aufgebaut – auch im Hinblick auf den zu erwartenden Regen der nächsten Tage.
MR

3. Januar 2024
An der Warne bleibt es kritisch

Hochwasserlage entlang der Leine entspannt sich / Salzderhelden reduziert Abgabemenge

VON THOMAS JAHNS ALFELD.
Die Hochwasserlage an der Leine entspannt sich, dagegen bleibt die Situation an ihren Nebenflüssen weiter angespannt.
Vor allem die Warne betrachtet Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) mit Sorge. „Dort ist die Lage hochgradig kritisch“, sagte der Verwaltungschef am Dienstagvormittag auf Nachfrage der AZ.
So seien die Wasserstände in den Regenwasserrückhaltebecken am Bollhasen und Wehmegrund bei Sack zuletzt wieder um etwa zehn Zentimeter gestiegen.
„Beide Becken führen das Wasser nach wie vor über den technischen Notabfluss ab“, so Beushausen. Die Becken wurden außerdem in der Nacht kontrolliert.

Niederschläge bereiten Sorgen

Sorgen bereiten dem Bürgermeister vor allem die angekündigten Niederschläge bis Donnerstag. Dort werden laut Deutschem Wetterdienst (DWD) zwischen 60 und 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Mit zwölf bis 24 Stunden Verspätung könnte das Wasser aus den Sieben Bergen dann in die Rückhaltebecken fließen. „Die Sperranlagen am Antonianger bleiben dort bis mindestens Sonntag stehen“, kündigte Beushausen an. Am Montagvormittag werde dann entschieden, ob sie abgebaut werden können. „Die Situation an der Warne ist weiterhin kritisch“, will Beushausen nicht von einer Entspannung der Lage sprechen.

Leine: Wasser geht zurück

Die hat es in den zurückliegenden Tagen an der Leine gegeben. Dort ist das Wasser deutlich sichtbar zurückgegangen. An manchen Stellen sind wieder grüne Flächen in der Seenlandschaft erkennbar. „Die Situation an der Leine entspannt sich auf hohem Niveau“, so der Alfelder Verwaltungschef. Diese Sichtweise bestätigt auch die täglich von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Hildesheim herausgegebenen Abflusslage zur Situation an Innerste und Leine.
Darin wird erklärt, dass das Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden die sogenannte Unterwasserabgabe auf rund 150 Kubikmeter pro Sekunde reduziert hat. „Durch die großen Abgaben in den zurückliegenden Tagen steht inzwischen wieder ein freies Speichervolumen von rund 27 Millionen Kubikmetern zur Verfügung“, heißt es in der Behördenmitteilung. Entsprechend gingen die Prognoseberechnungen der Hochwasservorhersagezentrale derzeit davon aus, dass die Leinepegel trotz der ergiebigen Niederschläge nicht über das bisher gesehene Niveau ansteigen werden. Am Dienstagvormittag lag der Pegel Greene bei 6,25 Metern und in Poppenburg bei 4,19 Meter.

Sandsäcke aus Holzminden

Im Nordwesten Niedersachsens spitzt sich die Hochwasserlage dagegen zu. So wurden der fünfte Fachzug der Kreisfeuerwehrbereitschaft Holzminden und die Johanniter-Unfall-Hilfe Holzminden am Montagnachmittag alarmiert, nachdem aus Oldenburg ein Hilfeersuchen eingetroffen war. Dort wurden dringend Sandsäcke benötigt. So wurden rund 4000 Sandsäcke aus dem Bestand verladen.

Viele DLRG-Kräfte im Einsatz

Mit elf Fahrzeugen brachten 35 Einsatzkräfte die Säcke nach Oldenburg, wo sie durch örtliche Kräfte umgehend am Deich verbaut wurden. Die Helfer aus Holzminden beendeten ihren Einsatz in der Nacht zum Dienstag.
Bereits seit den Weihnachtstagen sind auch hunderte von DLRG-Kräften im Hochwassereinsatz. Derzeit befinden sich verschiedene regionale Wasserrettungszüge und die Landeseinsatzzüge (LEZ) West und Süd im Einsatz, insgesamt aktuell mehr als 230 Kräfte. Der Landeseinsatzzug Nord mit knapp 60 Personen ist bereits zur Erholung abgelöst worden.
Bei den regionalen Einheiten beläuft sich die Zahl auf bereits über 500 abgelöste Kräfte. Einer der Einsätze, den die Retter der DLRG Niedersachsen in den zurückliegenden Tagen bewältigt haben, war die Sperrung eines Dükers, damit nicht noch mehr Wasser in den Serengeti-Park Hodenhagen eindringen konnte.
Daneben wurde ein Autofahrer gerettet, der versuchte, eine überspülte Landesstraße zu benutzen.

Talsperren geben weniger Wasser ab

In Abstimmung mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) werden die Wasserabgaben an den Talsperren der Harzwasserwerke wieder reduziert. Das geht aus einer Mitteilung der Harzwasserwerke in Hildesheim hervor. Die Maßnahme diene dem Hochwasserschutz
des Vorlandes und sei wieder möglich, da sich die Innerste- und Okertalsperre nicht mehr im Hochwasserrückhalteraum befinden, heißt es in der Veröffentlichung.
„Die Talsperren haben sich durch die höheren Abgaben in den letzten Tagen wieder erholt und können wieder mehr Wasser aufnehmen“, erklärt Lars Schmidt, der Kaufmännische Geschäftsführer der Harzwasserwerke. „So kann das Vorland unterhalb der Talsperren entlastet und mehr Wasser zurückgehalten werden“.
An der Innerstetalsperre wird die Wasserabgabe von 20 Kubikmeter pro Sekunde auf zehn Kubikmeter pro Sekunde reduziert.
An der Okertalsperre fällt die Wasserabgabe von 20 auf zwölf Kubikmeter pro Sekunde. Auch die Abgabe an der Odertalsperre wird reduziert und beträgt nun zehn statt zuletzt 14,5 Kubikmeter pro Sekunde.

4. Januar 2024
Unbekannte werfen Flasche auf fahrende Drehleiter

Hinter den Feuerwehren liegen stressige Wochen / Ärger mit Gaffern / Lob von Anwohnern beim Hochwassereinsatz

VON THOMAS JAHNS
ALFELD. Hinter den Alfelder Feuerwehren liegen stressige Wochen: Brände, Hochwassereinsätze und Hilfeleistungen hielten die Retter seit Anfang Dezember in Atem. In ihren Einsätzen haben die Feuerwehrleute viel Zuspruch erfahren, aber auch negative Erfahrungen gemacht. Es passiert eben nicht nur in Berlin, dass in der Silvesternacht Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter attackiert werden, sondern auch in Alfeld.
Das neue Jahr war gerade eine Stunde alt, da fuhr die Alfelder Drehleiter im Bereich An den Steinköpfen auf einer Straße, als plötzlich Unbekannte eine Flasche auf das Fahrzeug warfen und es dadurch sichtbar beschädigten.
„Das geht gar nicht“, bewertet Alfelds Stadtbrandmeister Patrick Gensicke diesen Vorfall. Das sei schon sehr bedenklich, so der Chef aller Alfelder Feuerwehrleute im Gespräch mit der AZ.
Auch auf dem Gelände der alten Post in Alfeld habe es einige weniger dramatische Vorfälle gegeben. So seien Schaulustige auf das Gelände gekommen und hätten die Feuerwehrleute beim Befüllen der Sandsäcke filmen und fotografieren wollen. Als die das ablehnten, habe es einige verbale Diskussionen gegeben, sodass Gensicke schließlich in einigen Fällen ein Platzverbot aussprechen musste. „Das war wirklich ein Problem“, sagt er.

Kaffee für Einsatzkräfte

Auf der anderen Seite haben die Feuerwehrkräfte während ihrer langen Einsätze aber auch sehr viel positiven Zuspruch erfahren.
„Da sind immer wieder Menschen gekommen und haben Kaffee angeboten“, so der Stadtbrandmeister. Andere haben sich bei den Feuerwehrfrauen und -männern für deren Einsatz bedankt. „Das baut dann natürlich wieder auf“, ergänzt Gensicke.
„Unsere Feuerwehrleute sind hochmotiviert“, sagt er. „Das war und ist unsere große Stärke.“ Deutlich werde das auch dadurch, dass sich die Feuerwehren aus der Stadt und den einzelnen Ortsteilen personell nahezu vollzählig im Einsatz befanden. „Allein an den Weihnachtstagen waren 180 bis 190 Feuerwehrleute aus der Stadt und den Ortsteilen im Einsatz“, betont Gensicke. Hinzu kamen noch Aktive aus den Feuerwehen in Delligsen und Sibbesse, die die Alfelder Kollegen unterstützten. „Das muss man denen hoch anrechnen“, lobt Gensicke den Einsatz.

Bis zu 18.000 Sandsäcke befüllt

Seit dem Samstag vor Heiligabend wurden von den Einsatzkräften in Alfeld zwischen 15.000 und 18.000 Sandsäcke befüllt und zu den Brennpunkten transportiert. Zusätzlich gibt es noch eine Reserve, auf die im Notfall zurückgegriffen werden kann. Zudem appelliert Gensicke an die Alfelder, die im Bereich der mobilen Spundwände am Antonianger aufgestellten Sandsäcke unbedingt stehen zu lassen und sie nicht einfach dort wegzunehmen. „Die werden gebraucht, damit die verlegte Folie liegen bleibt. Wenn Wasser darunter dringt, funktioniert es nicht“, erklärt der Stadtbrandmeister und bittet Anwohner, sich die Sandsäcke an den extra dafür vorgesehenen Stellen zu holen.
Doch ganz allein habe die Feuerwehr den Hochwassereinsatz nicht bewältigen können. Unterstützt wurde sie von den Mitarbeitern des Alfelder Bauhofs, von der Firma Bartels aus Limmer West, dem Bauunternehmen Otto Ulrich aus Freden, dass unkompliziert den Sand zur Verfügung stellte und anderen Unternehmen sowie Landwirten. „Die Zusammenarbeit war wirklich aller Ehren wert“, betont Gensicke. Zudem erhielten die Alfelder einen sogenannten Wechsellader-Lkw von der Freiwilligen Feuerwehr Bavenstedt sowie von der Berufsfeuerwehr in Hildesheim. Von der Feuerwehrtechnischen Zentrale wurden ein speziell ausgerüsteter Unimog sowie ein Teleskoplader zur Verfügung gestellt. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte von der DRK-Katastrophenschutzeinheit, die die Feuerwehr unkompliziert versorgten.

Alfelder Wehren nach Sarstedt gerufen

Auch Alfelder Feuerwehrleute waren im Landkreis Hildesheim im Einsatz. So wurde der erste Zug aus Alfeld (Gerzen, Brunkensen, Sack, Langenholzen) sowie der Mannschaftswagen Föhrste nach Sarstedt gerufen, um dort Feldbetten für den Fall der Evakuierung aufzubauen.
Zudem zog die Feuerwehr während des Einsatzes mit der Sandsackbefüllung von der alten Post in eine Halle auf dem ehemaligen Firmengelände von Brucks an der Föhrster Straße um. „Die hatte uns Dieter Dreyer kurzfristig zur Verfügung gestellt“, so Gensicke.

Größeres Speichervolumen in Salzderhelden

Die Lage an der Warne in Alfeld hat sich in den zurückliegenden 24 Stunden nicht verändert. „Sie ist gleichbleibend angespannt“, so Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD). Es habe keinen Anstieg der Wasserstände in den Regenwasserrückhaltebecken am Bollhasen und am Wehmegrund gegeben. An der Leine sei die Bedrohungslage im Moment als entspannt zur betrachten.
Im Vergleich zum Einzugsgebiet der Innerste ist im südlichen Harzvorland und im Südharz in den zurückliegenden 24 Stunden mehr Regen gefallen. Darauf weist die Hildesheimer Kreisverwaltung in ihrer täglichen Mitteilung zum Hochwasser hin. Entsprechend steigen die Zuflüsse zum Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden derzeit auch wieder an. Aufgrund des mittlerweile wieder verfügbaren Speichervolumens von etwa 29 Millionen Kubikmeter erfolgt die Unterwasserabgabe weiter mit etwa 150 Kubikmeter pro Sekunde.
Die Leinepegel im Unterwasser des Flusses in Greene und Poppenburg seien entsprechend weiter stabil, aber immer noch auf dem sehr hohen Niveau der zurückliegenden Tage (Pegel Greene bei 6,23 Meter, Pegel Poppenburg bei 4,14 Meter), und werden sich in den nächsten Tagen auch weiter nur wenig ändern.
In den kommenden Tagen bis einschließlich Freitag ist nach Angaben der Kreisverwaltung noch mit Schauerwetter zu rechnen, wobei im Einzugsgebiet der Leine für Mittwoch vereinzelt auch noch einmal bis zu 20 Millimeter beziehungsweise am Donnerstag bis zu zehn Millimeter Niederschlag in jeweils 24 Stunden fallen können, im Harz gebietsweise auch mehr. Ab Samstag ist mit überwiegend trockenem Wetter über einen längeren Zeitraum zu rechnen.

5. Januar 2024
Regenrückhaltebecken: Wasserstände steigen wieder an

Beushausen: Hochwasser-Gefährdungslage wieder leicht erhöht / Kanalnetz überlastet

VON THOMAS JAHNS
ALFELD. Nach den leichteren Niederschlägen der vergangenen Tage hat sich die Hochwasser-Gefährdungslage nach Ansicht von Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) leicht erhöht.
„Die Regenwasserrückhaltebecken in Sack sind leicht gestiegen“, sagte er am Donnerstagvormittag in einem Gespräch mit der AZ. Zudem fließe aus zwei Gullys im Bereich des Gottesbrunnens an der Warnetalstraße in Langenholzen wieder Wasser heraus. „Das ist für uns ein Indikator, dass das System an seine Grenzen kommt“, betont der Verwaltungschef. Noch seien die Einsatzkräfte aber vor der Lage. Die Stadt kontrolliere die Becken weiter engmaschig.
Zudem bekräftigte er seine Aussage, dass die mobilen Hochwasserschutzeinrichtungen am Antonianger nicht vor Montag abgebaut würden.

Straße zwischen Föhrste und Röllinghausen gesperrt

Auch die Gemeindestraße zwischen Föhrste und Röllinghausen bleibt weiterhin gesperrt, bis kein Wasser mehr über sie hinweg ströme. Im Moment sei das noch unmittelbar hinter Röllinghausen der Fall. Dort sei eine tieferliegende Stelle der Strecke immer noch überflutet. Zudem müsse geprüft werden, ob die Wassermassen die Straße unterspült oder Schäden an der Kanalisation angerichtet haben.
Unter dem Strich sehe er aber, dass sich die Situation an der Leine insgesamt entspanne, so Beushausen.

Weiterhin hohe Pegelstände in Greene und Poppenburg

„Im südlichen Harzvorland und im Südharz sind in den zurückliegenden 24 Stunden noch einmal 15 bis 25, im Oberharz auch bis zu 30 Millimeter Regen niedergegangen“, heißt es in der täglichen Lagemeldung der Hildesheimer Landkreisverwaltung.
Entsprechend seien die Zuflüsse zum Hochwasserrückhaltebecken in Salzderhelden derzeit auch wieder im leichten Anstieg. Das aktuelle Speichervolumen betrug laut Kreisverwaltung am Donnerstagvormittag rund 27 Millionen Kubikmeter, die Unterwasserabgabe weiterhin 150 Kubikmeter pro Sekunde.
Die Leinepegel in Greene und Poppenburg seien weiter stabil, aber immer noch auf dem sehr hohen Niveau der zurückliegenden Tage, wobei die Tendenz nur gering abnehmend sei (Pegel Greene bei 6,18 Meter, Pegel Poppenburg bei 4,06 Meter). „Entsprechend werden die Wasserstände im Unterlauf von Salzderhelden auch in den nächsten Tagen nicht unter die Meldestufe drei fallen“, heißt es in der Landkreis-Mitteilung.

Trockeneres Wetter erwartet

Für Freitag seien noch einmal schauerartige Niederschläge vorhergesagt, wobei aber nicht mehr die Niederschlagsmengen der vergangenen Tage erwartet werden.
Ab Samstag sei dann über einen längeren Zeitraum mit zunehmend trockenem, aber frostigem Wetter zu rechnen, so der Landkreis.

6. Januar 2024
Mehr Wasser im Becken Wehmegrund

ALFELD.Während sich am Freitagmorgen die Lage am Regenwasserrückhaltebecken Bollhasen leicht entspannt zeigt, hat sich die Situation am Rückhaltebecken im Wehmegrund etwas verschärft. „Der Wasserstand ist um etwa fünf Zentimeter angestiegen“, so Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) zur aktuellen Lage.
Dort drücke das Wasser vom Adenstedter Berg hinein. „Es ist allerdings noch keine Gefahr im Verzug. Das Wasser fließt nach wie vor über den technischen Notabfluss ab“, so der Alfelder Verwaltungschef.
Deutlich entspannt hat sich die Lage an der Leine unterhalb des Hochwasserrückhaltebeckens Salzderhelden.
Dort ist nach Angaben des Landkreises Hildesheim „eine weitere leichte Entspannung der Abflusslage zu beobachten“. In den zurückliegenden 24 Stunden sind die Pegel Greene und Poppenburg um jeweils fünf Zentimeter gesunken (Pegel Greene bei 6,14 Meter, Pegel Poppenburg bei 4 Meter).
Die Experten rechnen mit einem weiteren Rückgang. Allerdings sinken die Pegel insgesamt weiter nur langsam.
Wann die Meldestufe drei wieder unterschritten werde, ist laut Landkreis nicht absehbar. Das Einstauvolumen in Salzderhelden sei trotz der Niederschläge im Harz „weiter stabil mit deutlicher Tendenz zur Entspannung“. Nach Angaben der Meteorologen ist am Samstag mit vereinzelten Schauern, als Regen, Schnee oder Schneeregen zu rechnen. Am Sonntag soll es trocken bleiben.
TJ

8. Januar 2024
Hochwasser: Deutliche Entspannung erwartet
Feldweg zum Adenstedter Berg gesperrt / Straße zwischen Föhrste und Röllinghausen in Kürze wieder frei?

VON THOMAS JAHNS UND MARKUS RIESE
ALFELD. Die Hochwasserlage an der Warne hat sich am Samstag und Sonntag noch nicht entspannt. Darauf weist Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) hin. Während das Regenwasserrückhaltebecken am Bollhasen erstmals seit Weihnachten wieder gesteuert abfließt, hat sich die Situation am Regenwasserrückhaltebecken Wehmegrund südöstlich von Sack am Samstag eher noch verschärft. Insgesamt rechnet Beushausen aber mit einer deutlichen Entlastung in den kommenden Tagen.
„Am Wehmegrund ist der Pegel von Freitag auf Samstag noch einmal um fünf Zentimeter gestiegen“, so der Alfelder Verwaltungschef. Zudem bereiteten die vom Adenstedter Berg herunterfließenden Gräben inzwischen Probleme.
Dort seien am Freitag Uferbereiche abgerutscht und hätten Abläufe verstopft. Die seien mit Hilfe von Säcker Landwirten am Freitag aber wieder freigemacht worden, sagt Beushausen.

Spaziergänger sollen Bereich meiden

„Wir haben deshalb den Feldweg vom Wehmegrund zum Adenstedter Berg gesperrt“, betont der Bürgermeister. Er appelliert an Spaziergänger, diesen Weg auf jeden Fall zu meiden. Der Weg blieb auch am Sonntag noch gesperrt.
Zwar sei der Pegel am Bollhasen von Samstag auf Sonntag um etwa 20 Zentimeter gesunken. Wegen des höheren Abflusses aus dem Wehmegrund-Becken gab es laut Beushausen am Wochenende aber noch keine Entlastung für die Warne. Im Bereich Langenholzen gebe die Kanalisation weiter Wasser über zwei Gullys ab. Allerdings geht der Bürgermeister davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Tagen auch aufgrund der angekündigten Wetterlage deutlich entspannen wird.
Im Laufe des Montags soll geprüft werden, ob die Straße zwischen Röllinghausen und Föhrste wieder freigegeben werden kann. In Zusammenarbeit mit Stadtkommando und Bauhof sollen außerdem die Sicherungsanlagen voraussichtlich im Laufe der Woche abgebaut werden.

9. Januar 2024
Freie Fahrt zwischen Röllinghausen und Föhrste

ALFELD. Die Verbindungsstraße zwischen Röllinghausen und Föhrste, die bereits seit Samstag, 23. Dezember, aufgrund des Hochwassers gesperrt war, ist ab Montagmittag, 8. Januar, wieder befahrbar, teilte die Stadt Alfeld mit.
Es sei aber noch nicht absehbar, welche Schäden aufgrund des Hochwassers in Kombination mit dem aktuellen Frost zu erwarten sind. Aufgrund dessen gilt in den kommenden Tagen für die Verbindungsstraße eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde.
MT/AZ

Quelle: Text: soweit nicht anders angegeben: Alfelder Zeitung 2023 – Fotos: AZ & alt-alfeld