Hier wollen wir uns mit dem Erlernen des Autofahrens in unserer schönen Stadt – anhand der damaligen ganz besonderen Verkehrssituation – beschäftigen.
Um an den seinerzeit noch grauen „Lappen“ zu kommen musste, damals wie heute, eine Fahrschule besucht werden. Alfeld hatte schon immer recht viele Fahrschulen, einige davon gibt es bis heute, von einigen existiert zumindest noch der Name: Wir erinnern uns beispielweise an Fahrschulen wie Hofmann, Klose, Nietmann und so weiter, aber auch bis heute an Dammann und Dittrich.
Letzterer, die Fahrschule von Peter Dittrich, ist der Ausgangspunkt unserer kommenden Fahrstunde die uns auch zu einem der neuralgischsten Verkehrspunkte der Stadt in der damaligen Zeit führt, dem Marktplatz.
Aber der Reihe nach, warum der Marktplatz eine Herausforderung für jeden angehenden Autofahrer war, „erfahren“ im wahrsten Sinne des Wortes vor allem die jüngeren Besucher unserer Internetseite im Verlauf dieser nachfolgenden Geschichte.
In verblüffender Weise stellte sich diese Strecke am Ende der Fahrschulzeit immer wieder als Prüfungsstrecke für den Fahrprüfer alter Schule heraus.
Unsere Geschichte spielt sich anhand der Fotos in der Hauptsache in den Jahren von 1969 bis 1971 ab. Einige Kraftfahrerkarrieren begannen wie eingangs erwähnt in der Winzenburger Straße, in der Fahrschule von Peter Dittrich.
Vom ehemaligen kleinen Parkplatz des damaligen Hallenbades ging es für gewöhnlich los. Die erste große Hürde war bereits schon das Verlassen des Parkplatzes. Meistens ging es dann links ab in Richtung der Seminarstraße, denn hier ging es eigentlich nur geradeaus, rechts vor links gab es zu dieser Zeit noch nicht, also freie Bahn in Richtung der ersten große Herausforderung dieser ersten Fahrstunde in einem damals zumeist Opel Kadett.
Aber der geneigte Fahranfänger spürte schnell dass das alles nicht so einfach bleibt. Nun, das Gefühl sollte nicht trügen, schnell hatte man das vermeintlich sadistische Ziel des Fahrlehrers erreicht: den Marktplatz, das seinerzeitige Mekka der Verkehrsplaner und Straßenmaler!
Der nachfolgende kurze Film gibt einen kleinen Einblick in die Verkehrssituation im Jahr 1969
Zum ersten Mal hinter dem Volant eines Kraftfahrzeuges und dann das: Diese Verkehrsführung war einzigartig, wenn nicht sogar einmalig in ganz Niedersachsen an der so manch’ junger Kraftfahrer zur dieser Zeit so sein tun hatte, mancher gar gescheitert ist. Zumindest aber in den ersten Fahrstunden.
Gefühlt tausende Variationen von abknickenden Vorfahrten, Vorfahrt gewähren Schildern, dutzenden Fußgängerüberwegen, Verkehrszeichen, Fußgängern und so weiter. Überforderung machte sich schnell breit. Das grinsen im Gesicht des Fahrlehrers sprach Bände, denn es waren eigentlich nur sechs Zebrastreifen, dennoch bildeten diese schon eine Besonderheit, da der Marktplatz noch recht vielseitig anzufahren und zu befahren ab.
Es gab mehrere Möglichkeiten auf den Marktplatz zu oder von ihm wegzukommen: über die Holzer Straße, die Perkstraße, Unter- und Über der Kirche, Marktstraße, Obere Mühlenstraße. Zumeist auch noch in beide Richtungen befahrbar, immer mit einem Zebrasteifen (Fußgängerüberweg) versehen. Die vielen dazugehörigen Verkehrszeichen taten ihr Übriges zur jetzt vollkommenen Verwirrtheit dazu. Meist musste man ohnehin an einem der Überwege halten, so hatte der jetzt meist schweißgebadete Fahrschüler einen Moment des Verschnaufens. Mit etwas „Glück“ ergab sich zum Beispiel in der Oberen Mühlenstraße meist noch die Gelegenheit das Anfahren am Berg zu üben. Wunderbar, kaum hatte man das Kfz einigermaßen geradeaushalten können, schon kam eine Kombination aus Handbremse, Gas geben, auskuppeln und lenken ins Spiel. Aber gelegentlich sollte der Fahrschüler Glück haben, denn wenn der Mühlenbesitzer Vonnekold mal wieder mit seinem Schlepper einen Unfall gebaut hatte, ging auf der Straße nichts mehr.
Irgendwann war aber auch die Straße wieder frei und es ging weiter mit der Fahrstunde. Manchmal, ja manchmal „brauchte“ ein Führerscheinanwärter gar nicht erst über den Marktplatz fahren, sondern durfte eine Abkürzung über den Mönchehof und Bismarckstraße zurück zur Fahrschule nehmen. Wenn dann auch noch der Prüfer auf der Rücksitzbank saß wusste man eigentlich das man sich für ein wiederholen der Fahrprüfung qualifiziert hatte.
Aber es gab auch noch den Innenstadtrundkurs. Bis zur Innenstadtberuhigung konnte die Leinstraße noch befahren werden, von ihr konnte man in jede abzweigende Straße fahren. So zum Beispiel über die Paulistraße in den Klinsberg, in die Kurze Straße oder auch Marktstraße. Auch dies stellte eine Besonderheit dar und forderte die ganze Aufmerksamkeit des Fahrschülers, aber auch die des Fahrlehrers, den es durfte auf diesen Straßen noch geparkt werden. Wie wir wissen sind diese Straßen gestern wie heute nicht sonderlich breit. Sehr gerne wurde als besondere Belohnung für die an den Tag gelegte Leistung eine Fahrt in den Südwall unternommen. Oben angekommen, musste man sich mit dem Fahrschulwagen langsam in die Straße vortasten um überhaupt die Seminar- und Winzenburger Straße einsehen zu können. Das war eine gemeine Ecke.
Durfte der Fahrschüler während seiner Prüfungsfahrt, die eigentlich immer nur eine knappe halbe Stunde dauerte, nach rechts in Richtung Fahrschule einbiegen war das Ziel, der Führerschein, in greifbare Nähe gerückt. Gab der Prüfer aber vor noch einmal nach links abbiegen zu wollen wurde man relativ schnell gewahr das einem die zweite Chance geboten wird. Irgendwo hatte man einen Fehler begangen. Also ging es für gewöhnlich noch einmal über den Marktplatz um begangene Fehler souverän auszubügeln, oder auch nicht. Dann ging es eben wieder über den Mönchehof zurück zur Fahrschule…
Der Straßenverkehr in Alfeld im Jahr 1971
Natürlich hielt unser Städtchen noch ganz andere Ecken im Straßenverkehr bereit die auch nicht Ohne waren. Nachfolgend nicht minder gemeinen Verkehrsführungen der damaligen Zeit:
Aber irgendwann war es dann soweit, nach dem wir den Fahrlehrer an den Rande des Suizides gebracht haben: die Prüfung stand an!
Aber so gut wie jeder hat es am Ende doch geschafft und hielt den begehrten Lappen in seinen Händen.
Aber was war das? Der Lappen in PINK – SCHWEINCHENPINK??? Was für ein hässliches Ding…
Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an Peter Dittrich für die vielen schönen Fotos.