Die Ereignisse vor dem Einmarsch der alliierten Truppen
Die Auswirkungen des Wahnsinns Befehls der nationalsozialistischen Führung, den für Deutschland längst aussichtslos gewordenen Krieg bis zur Selbstvernichtung fortzuführen und jede menschliche Siedlung zu verteidigen, brachte Ende März und Anfang April 1945 auch für unsere Heimatstadt kritische Stunden.
Am Karfreitag 30. März 1945 gegen 5 Uhr früh erschien in meiner Wohnung der Kommandeur des hier liegenden Ausbildungs- und Ersatz-Bataillons der Waffen-SS- Division „Wallonien“, SS-Obersturmbannführer Schulz, und teilte mir mit, dass nach den in der Nacht eingelaufene Nachrichten amerikanische Panzerspitzen im Vorstoß zur Weser begriffen sein. Befehlsgemäß müsse er die Verteidigung der Stadt Alfeld und die Sicherung der Straßen aus Richtung Hameln und Holzminden übernehmen. Er gab mir eine Reihe von Einzelmaßnahmen bekannt , die die zivile Verwaltung zum Zwecke der Verteidigung der Stadt sofort durchzuführen oder zu unterstützen habe. Unter anderem verlangte der Kommandeur die Herstellung von Panzersperren und Panzerfallen im Stadtgebiet, Beschaffung von etwa 10000 Papier Sandsäcken durch die Papierfabrik für Verteidigungsanlagen und Bereitstellung genügender Sandmengen zum Füllen der Sandsäcke. Außerdem erklärte er, das mit dem Befehl der Sprengung der Leinebrücke und der Zerstörung der Nachrichtenmittel gerechnet werden müsse.
Aus meiner inneren Verurteilung des verantwortungslos begonnenen Krieges und meinen Entschluss, eine Verteidigung unserer Stadt unter allen Umständen zu verhindern, versuchte ich, den Kommandeur davon zu überzeugen, dass eine Fortsetzung des Kampfes seit langem aussichtslos sei und bat ihn, sich die Frage vorzulegen, ob bei dieser Aussichtslosigkeit des Kampfes Blutvergießen und weitere Zerstörungen nicht als Wahnsinn bezeichnet werden müssten. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich mich gegen alle Maßnahmen wenden würde, die zu unnützem Blutvergießen führen könnten, und dass ich nicht in der Lage sei, im Bereich der Stadt Alfeld irgendwelche Schritte zu dulden, die zu Verbrechen an unseren Mitmenschen führen könnten.
Der Kommandeur erwiderte mir, dass für ihn allein seine Befehle maßgebend sein und machte mich darauf aufmerksam, dass er gezwungen sei, etwaige auf eine Nichtverteidigung der Stadt hinzielende Tendenzen seinen vorgesetzten Dienststellen zu melden. Er könnte dann wahrscheinlich für das Leben derjenigen, die sich einer Verteidigung der Fortsetzung des Kampfes widersetzen würden, nicht mehr garantieren. Außerdem sei nach den von seinen höheren SS-Führungsstellen an ihn ergangenen Informationen stündlich mit dem Einsatz der neuen deutschen kriegsentscheidenden Waffen zu rechnen und es sei schon deshalb im Hinblick auf den unmittelbar bevorstehenden Endsieg unklug und kurzsichtig, sich jetzt gegen die Führung aufzulehnen.
Am Nachmittag meldete sich ein Adjutant, der von mir meine endgültige Stellungnahme forderte. Ich erklärte, dass ich an meiner Einstellung nichts geändert und ich bereits am Morgen dem Kommandeur meine endgültige Stellungnahme mitgeteilt hätte. Der Adjutant verabschiedete sich kurz mit der Bemerkung, dass bei einer Beibehaltung meines Standpunkts zum Bedauern des Kommandeurs eine Meldung nach oben gehen müsse.
In der Nacht von Ostermontag zum Dienstag dem 3. April erschien in meiner Wohnung ein Standartenführer der SS zusammen mit dem stellvertretenden Kommandeur des hier stationierten Ausbildungs- und Ersatzbataillons der Waffen-SS-Division „Wallonien“, SS Sturmbannführer Reinfahrth und eröffnete mir, dass er den Befehl habe, mit einem SS-Verfügungsbataillon von Braunschweig nach hier zu kommen, um zwei Aufgaben zu erfüllen:
- auf einer besonders begrenzten Linie westlich Alfeld zurückflutende Truppenteile aufzufangen, sie wieder der kämpfenden Truppe zuzuführen und sich weigernde Soldaten vor einem sofort in Alfeld zu errichtenden Standgericht abzuurteilen;
- die Verteidigung der Stadt Alfeld endgültig vorzubereiten und zusammen mit den Wallonen durchzuführen.
Am Dienstag, dem 3. April eröffnete mir der Ortsgruppenleiter Ihde, dass er von mir die Änderung meiner Einstellung verlangen müsse und erklärte als meine Pflicht, im Volkssturm oder einer Einheit der Wehrmacht um Alfeld zu kämpfen und mich dann kämpfend mit zurückzuziehen. Bei einer Beibehaltung meines Standpunktes müsse ich nach den Befehlen der Parteiführung mit Erschießung rechnen.
Am gleichen Tage machen mir zwei Offiziere eines im Kreise stationierten Pionierstabes davon Mitteilung, dass sie seitens des Armee-Oberkommandos und der Partei den Auftrag zur Sprengung der Leinebrücke und der Fabriken in Alfeld hätten. Ich versuchte, auf die Offiziere einzuwirken und sie von der Durchführung der beabsichtigten Sprengung abzubringen. In einer am Mittwoch, dem 4. April stattgefunden weiteren Besprechung mit den gleichen Pionieroffizieren wurde mir der Vorwurf der Sabotage gemacht und erklärt, dass von der Sprengung der Leinebrücke und einiger kriegswichtiger Fabriken nicht Abstand genommen werden könne. Ich suchte sofort nach dieser Besprechung den beim SS-Bataillon „Wallonien“ weilenden Kommandeur der Pionier-Einheit auf und trug ihm meinen Standpunkt erneut vor. Der sehr einsichtsvolle Major frug nach längerer Verhandlung, ob ich bereit sei, die Verantwortung auf mich zu übernehmen, er wolle in diesem Fall versuchen, die Durchführung seiner Befehle hinauszuzögern. Ich bejahte diese Frage. Ein weiteres Vorgehen der Pioniere erfolgte dann nicht mehr.
Hinsichtlich des Plans der Sprengung der Leinebrücke wurde vereinzelt die Auffassung vertreten, dass die Sprengung im Interesse unserer Bürger liegen könne, da bei gesprengter Brücke die anrückenden Panzer nicht in die Stadt hinein, sondern an ihr vorüberfahren würden. Die ersten kritischen Stunden würden so leichter vorüber gehen. Diesen Auffassungen, die von einigen ernsten Männern vertreten wurden, die sonst in keiner Weise die ergangenen Wahnsinnsbefehle guthießen, konnte ich mich nicht anschließen. Ich war vielmehr der Ansicht, dass alles darangesetzt werden müsse, die Stadt völlig unversehrt zu übergeben, eine solche kampflose Übergabe würde der beste Schutz für alle unsere Bürger sein.
Die Sprengung unserer Fabriken war auf einer Besprechung der Betriebsinhaber, an der ich nicht zugegen war, auch seitens der Arbeitsfront verlangt worden. Wie mir nachträglich berichtet wurde, hatten sich jedoch die infrage kommenden Unternehmer in verantwortungsbewusster Haltung gegen die Anweisung des Kreisobmanns der Arbeitsfront gestellt.
So wirkten viele Kräfte in der gleichen Richtung und die Sprengung, die eine verheerende Wirkung gehabt haben würden, blieben unerfüllte Befehle der verantwortungslosen Hasardeure.
Auch der Kampfkommandant, Oberst Brussatis, der sich nach Auflösung seiner Wiener Dienststelle zu seinem hier wohnhaften verwandten, Privatlehrer Förster, begeben, beim Wehrbezirkskommando zur weiteren Verwendung gemeldet hatte und dann vom Generalkommando in der ersten Apriltagen als Kampfkommandant für den Kreis Alfeld bestimmt worden war, widersetzte sich nicht den Forderungen der Vernunft. Der Oberst hatte den Befehl, vor allem die Sprengung der Brücken und die Zerstörung der Nachrichtenmittel im Kreise durchzuführen. Er hatte auch anfänglich erklärt, dass er nach Alfeld gekommen sei, um zu kämpfen, gab aber dann ohne weiteres zu, dass er eine wirksame Verteidigung der Stadt infolge des Fehlens schwerer Waffen militärisch für aussichtslos halte. In ihm rang wohl die innere Bindung an den Fahneneid mit der Erkenntnis der Aussichtslosigkeit des weiteren Kampfes und den sich daraus ergebenden Folgerungen. Er fühlte sich an seinen Offizierseid und die Durchführung seiner Befehle gebunden, eher nicht die Oberste Kriegsführung eine allgemeine Waffenruhe befohlen habe und hielt sich deshalb für verpflichtet, den feindlichen Truppen in irgendeiner Form Widerstand entgegenzusetzen, erkannte auf der anderen Seite aber die Unmöglichkeit, weiteres Blutvergießen sittlich rechtfertigen zu können, an. In einem ernsten Gespräch in meiner Wohnung am Vorabend des Einmarsches der Amerikaner verschloß sich der Oberst meinen Gedanken, dass sich das deutsche Volk in seiner überwiegenden Mehrheit innerlich längst von seiner Führung abgewandt habe und dass auch Offizier angesichts des Elends, dass diese Führung immer noch bewusst über das deutsche Volk brächte, an den früher gegebenen Fahneneid nicht mehr gebunden sei, nicht. Durch seine Zurückhaltung wurde meine auf eine kampflose Übergabe der Stadt hinzielenden Bestrebungen wesentlich erleichtert.
Bei der Führung der Waffen-SS Verbände bestand eine sichtliche Unentschlossenheit, die mir täglich grösser zu werden schien. Nur dadurch war mir das Wagnis möglich, durch Verzögerung angeordneter Maßnahmen und Unterlassung von Meldungen und Berichten zu versuchen, die auf eine Verteidigung der Stadt gerichteten Absichten zu durchkreuzen. Durch persönliche Beeinflussung der Offiziere des SS-Bataillons „Wallonien“ und des SS-Verfügungs-Bataillons, von dem Teile am 3. April in Alfeld Quartiere bezogen hatten, versuchte ich der Auffassung Geltung zu verschaffen , dass in Anbetracht der Gesamtlage einen Widerstand in Alfeld sittlich nicht zu rechtfertigen sei. Bei den beiden Kommandeuren der SS-Verbände bat ich noch mehrmals, im Interesse der noch heilen Stadt und ihrer Bewohner mit der Truppe Alfeld zu verlassen, um so die Möglichkeit zu Kampfhandlungen herabzudrücken.
Am frühen Morgen des 5. April bat mich der stellvertretende Kommandant der Wallonen, SS-Sturmbannführer Reinfarth, zu sich und eröffnete mir, dass er aus Alfeld abziehen und Anschluss an einen größeren Verband suchen werde. Eine wirksame Verteidigung der Stadt könne ohnehin nicht durchgeführt werden, wenn nicht die Bürgerschaft, die er als „feige“ bezeichnete, geschlossen vom Widerstandswillen erfüllt sei. Seine Truppe könne anderswo besser um den Endsieg kämpfen. Er wolle davon absehen, persönliche Maßnahmen gegen mich wegen meines Verhaltens zu ergreifen, wie er es sich eigentlich tun müsse Punkt er werde seiner vorgesetzten SS-Dienststelle Meldung erstatten, der nationalsozialistische Staat sei noch so stark, und mit seinen Gegnern rücksichtslos aufräumen zu können.
Der nach der am 1. April erfolgten Pensionierung des Landrates Willikens amtierende Landrat, Oberregierungsrat Bernhard, gab mir am Donnerstag dem 5. und Freitag dem 6. April auf, mich ebenso wie die leitenden Beamten der Kreisverwaltung mit ihm gemäß allgemeiner Anweisung des Gauleiters abzusetzen, um an einem anderen Ort einer „Restverwaltung“ einzurichten. Ich erklärte in mehrmaligen Besprechungen, dass ich in der mir anvertrauten Stadt verbleiben würde, um Blutvergießen und Zerstörungen noch in letzter Stunde zu vermeiden, gleichgültig, welches persönliche Schicksal mich dabei ereilen würde. Er öffnete mir, dass ich mit Gewalt gezwungen werden könnte, höheren Anweisungen nachzukommen und dass ich mir bewusst sein müsste, dass ich mich einem Befehl widersetzte und die Folgen selbst tragen müsse. Landrat Bernhard verließ im Dienstwagen der Kreisverwaltung mit einigen Kreisbeamten Alfeld, ohne nochmals vorzusprechen, als am Sonnabend die ersten Panzer im Kreisgebiet bei Brücken gemeldet wurden.
Das am 5. April erfolgte abziehen der SS war von großem Einfluss auf etwaige weitere Entscheidungen übergeordneter Parteistellen und dem Einsatz des Volkssturmes. In einer letzten Besprechung in der Kreisleitung am Freitag, dem 6.April wurde zwischen dem Kreisleiter Koch, der sich klar gegen einen Widerstand in der Stadt Alfeld aussprach und einen solchen als Wahnsinn bezeichnete, dem Kampfkommandanten Oberst Brussatis und mir volles Einverständnis darüber erzielt, dass eine Verteidigung der Stadt unterbleiben müsse und der Volkssturm und die Einheiten der Hitlerjugend aufzulösen seien. Verschiedene örtliche Parteiführer verließen mit dem Ortsgruppenleiter nach dieser Besprechung die Stadt, um angeblich in der Wehrmacht zu kämpfen.
Entgegen der in der Kreisleitung am 6. April erreichten Übereinkunft verfolgte der Bannführer der Hitlerjugend Pöthe mit einem Teil bewaffneter Jungen das Ziel, heranrückende Panzerspitzen mit Panzerfäusten zu bekämpfen. Am Vormittag des 7. April wurde mir gemeldet, dass sich diese Hitlerjugend-Einheiten an der Limmerburg und der Leinebrücke befänden, um hier Widerstand zu leisten. Ich erteilte sofort dem Polizeileutnant Barleben Befehl, die Schar an der Limmerburg aufzufordern, die Waffen wegzulegen und sich zu entfernen. Ich selbst begab mich nach der Leinebrücke, um hierfür eine Auflösung der Einheit Sorge zu tragen. Barleben wurde bei der Übermittlung meiner Anweisung an der Limmerburg von Pöhte bedroht.
Kurz nach meiner Rückkehr von der Leinebrücke stürzte Pöhte in Begleitung mehrerer HJ.-Führer mit gezogener Pistole in mein Dienstzimmer, richtete die Waffe auf mich und rief: „Sie hindern mich an der Verteidigung der Stadt“. Er erklärte weiter, dass er mich zur Rechenschaft ziehen müsse. Meiner ruhigen Aufforderung, die Waffe herunterzunehmen und sich zuerst einmal zu setzen, kam er, etwas unsicher geworden, nach. Die zufällige Anwesenheit des Leiters des Ernährungsamtes Henke in meinem Dienstzimmer schien Pöhte ebenfalls etwas unschlüssig gemacht zu haben. Es gelang mir im Laufe der Unterredung, auf Pöhte einzuwirken und von ihm die Zusage zu bekommen, seine Schar aufzulösen und selbst Alfeld zu verlassen. Herr Henke, der sich inzwischen aus dem Dienstzimmer entfernt hatte, schildert mir später, dass nach Beendigung der Besprechung mit Pöthe dieser mit wütenden Ausrufen wie „Memmen“, „Feiglingen“ aus dem Zimmer gekommen sei. Der Ratsbote Brandt trat gleich nach dem Weggang Pöthes auf mich zu und erklärte in großer Erregung, dass er draußen mit anderen Mitarbeitern gewartet habe, wenn Pöthe geschossen hätte, würde er nicht mehr lebendig vom Rathaus heruntergekommen sein.
Am Nachmittag des 7. April erhielt ich mehrere Anrufe, das Pöthe den Bürgermeister der Nachbargemeinde Everode niedergeschossen habe, weil der Ort nicht zur Verteidigung eingerichtet worden sei. Unter anderem rief Dr. med. Eckhard an, der sich gerade in Everode auf Krankenbesuch befand und die Szene miterlebt hatte, ich solle mich sichern, da Pöthe geäußert habe, er wolle jetzt zurück nach Alfeld und auch mich noch erschießen. Ebenso wollte er auch den Kreisleiter, der sich noch in ein Alfeld aufhielt, erschießen.
In der Nacht zum 8. April erschien dann Pöthe mit einem Oberleutnant, der sich als nationalsozialistischer Führungsoffizier vorstellte und eröffnete, dass er Befehle des Kriegsgerichtes einer im Raum Gandersheim liegenden Panzerdivision, zu deren Bereich Alfeld zur Stunde gehöre, habe, eine Untersuchung gegen mich einzuleiten. Er erklärte weiter, dass er den Polizeileutnant Barleben zur Division mitnehmen müsse, da dieser als Polizeioffizier jetzt der Wehrmacht unterstünde. Barleben müssen von der Wehrmacht zur Verantwortung gezogen werden, weil er sich nicht geweigert habe, an Pöthe meine Aufforderung, mit der Hitlerjugend, die ebenfalls Bestandteil der Wehrmacht sei, das Stadtgebiet zu verlassen, zu überbringen. Nach langer Verhandlung erhielt ich schließlich die Zusage des Oberleutnants, von einer Mitnahme Barlebens absehen zu wollen, da dieser lediglich auf meine Anweisung gehandelt habe. Beim mir sei aber der Tatbestand der Nichtbefolgung von Führerbefehlen erfüllt. Es sei weder einem Soldaten noch einem zivilen Beamten erlaubt, sich gegen die Fortführung des Kampfes aufzulehnen, ich müsse daher eine Aburteilung durch das Kriegsgericht erwarten. Nach Schluss der Verhandlung, die auf dem Rathaus stattfand, fuhr der Oberleutnant mit Pöthe zum Divisionsstab zurück. Da bereits kurz darauf, im Morgengrauen des 8. April, das Vorrücken amerikanischer Panzer auf Alfeld gemeldet wurde, kann angenommen werden, dass dadurch weitere Schritte des Kriegsgerichts vereitelt wurden.
In den Mittagsstunden des 8. April (Sonntag nach Ostern) rückten die ersten Panzerspähwagen in Alfeld ein. Nachdem ich dem Kommandeur der Voraus-Abteilung die ehrenwörtliche Versicherung abgegeben hatte, dass keinerlei Kampfverbände mehr in Alfeld lägen, erfolgte die förmliche Übergabe der Stadt im Bürgermeisterdienstzimmer. Die Einzelangehörigen der Wehrmacht, die sich noch in der Stadt aufhielten, u. a. der Kampfkommandant, gingen in amerikanische Gefangenschaft. Der Kreisleiter hatte Alfeld kurz vor dem Einrücken der ersten Panzerspähwagen verlassen.
Bereits am Nachmittag des Einmarschtages begannen mit dem ersten amerikanischen Stadtkommandanten und einem deutsch sprechenden Verwaltungsoffizier Besprechungen über die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen und die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern.
Die kampflose Übergabe, mit der unsere Heimatstadt vor dem Wahnsinn der letzten Phase des unseligen Krieges bewahrt wurde, ist durch die Haltung und den Einsatz vieler einsichtsvoller und verantwortungsbewusster Männer unterstützt worden. Gott hat dabei unsere Bürgerschaft sichtbar geschützt und und so den Weg aus dem Elend, dass die Vermessenheit und Gewaltpolitik der nationalsozialistischen Staatsführung über das deutsche Volk gebracht hat, im Vergleich zu vielen Schwesterstädten fühlbar erleichtert. Ihm gilt unser aller Dank!
Alfeld (Leine) im Dezember 1945
Gezeichnet per Unterschrift:
Dr. Arthur Siegmund