Das Kriegsende in Alfeld (Leine)
Heute, im Jahr 2025, also vor 80 Jahren, war auch für die Alfelder der II. Weltkrieg nach sechs entbehrungsreichen Jahren vorbei.
Am 8. April 1945 war für die Alfelder Einwohner der Krieg zu Ende. Gegen Mittag erschienen die ersten amerikanischen Panzer in der Stadt, fuhren zum Marktplatz, und dort wurde im Rathaus die Stadt den Amerikanern vom Bürgermeister Dr. Siegmund kampflos übergeben.
Das alles ist jetzt 80 Jahre her und nicht mehr viele Menschen, die das Geschehen als Erwachsene miterlebt haben, leben heute noch. Es ist aber erstaunlich und auch anrührend, wieviel die damals 10 bis 20-Jährigen noch in Erinnerung behalten haben und was sie an Einzelheiten noch wissen.
Andererseits wird auch deutlich, dass bei vielen sich im Rückblick die Ereignisse auf einen einzigen oder einige Augenblicke konzentrieren. Insofern sind viele Erlebnisse einerseits auf die schriftlichen Darstellungen der Akten und Zeitungen angewiesen, andererseits aber eben ein Mosaik solcher Einzelbeobachtungen von Leuten, die an einer bestimmten Stelle diesen Tag und die Tage davor und danach miterlebt haben. Es ist durch die lange Zeit und die verschiedenen Standpunkte (auch im wörtlichen Sinne) der Erinnerer auch erklärlich, dass es verschiedene Versionen der Erzählung über dasselbe Ereignis gibt.
Wir möchten hier an das Ende des zweiten Weltkrieges in Alfeld erinnern und innehalten in einer Zeit, in der die nicht nur unsere Stadt, sondern nahezu die ganze Welt – 80 Jahre später – abermals von einer der wahrscheinlich größten Krise seit Beendigung der Schrecken des II. Weltkrieges und des bis dato herrschenden Regimes heimgesucht wird.
Alfeld hatte das Glück den II. Weltkrieg ohne größere Kampfhandlungen oder gar Zerstörungen zu überstehen. Dennoch ist auch diese Zeit an Alfeld nicht spurlos vorübergegangen.
Neben dem eigentlichen Tag des Einmarsches und den vielen Überlieferungen sind es vor allem drei Geschehnisse, die in den meisten Erinnerungen eine Rolle spielen…
Das ist einmal der Marsch der Insassen des Arbeitslagers in Holzen/Ith durch die Stadt zum Abtransport in Hildesheim.
Die zweite immer wiederkehrende Erinnerung ist der Abzug einer Gruppe von Hitlerjungen unter Leitung des Bannführers in Richtung Harz und die Ermordung des Bürgermeisters von Everode durch den Bannführer.
Diese beiden Ereignisse haben, ob sie nun dabei gewesen sind oder nicht, die Zeitgenossen und die Zeitzeugen erschüttert, weil ihnen gerade bei diesen Erlebnissen der Widersinn, aber auch die menschlichen Tragödien bewusst wurden, die sie möglicherweise bis dahin eben nicht wahrgenommen hatten, nicht wahrnehmen wollten oder nicht wahrnehmen konnten.
Das dritte Hauptereignis wird von vielen eigentlich nicht als solches gesehen, aber es war die Voraussetzung für das Weiterleben der Stadt: die Tatsache, dass die Stadt trotz der Befehle der NS-Regierung und der untergeordneten Stellen , die sich in Alfeld befanden oder sich in der Stadt zeigten, eben nicht verteidigt worden ist.
Wir möchten aber auch an dieser Stelle darauf hinweisen und dafür sensibilisieren, dass es sich bei den/diesen vielen Berichten um Zeitzeugenberichte handelt. In den Jahrzehnten der Überlieferung ist es daher durchaus möglich, dass sich die Ereignisse sicher so zugetragen haben, aber im Laufe der Jahre in der Erzählung verändert haben könnten.
Die Kriegs- und Nachkriegsjahre in der Stadt Alfeld (Leine) bedürfen noch immer einer historischen Aufarbeitung. Auch aus diesem Grund haben wir von alt-alfeld uns dazu entschieden, auf eine ursprünglich geplante, größere Veranstaltung des Erinnerns zu verzichten.
Unsere hier veröffentlichen Berichte sind historisch und inhaltlich zwar noch nicht überprüft, entstammen aber nachweislich aus seriösen Quellen von unmittelbaren Zeitzeugen.