2020

Januar 

Frieden für den Kaiserhof?
Die Hängepartie um die Einkaufszentrum-Ruine Kaiserhof kommt, so scheint es, zum Ende. Das Grundstück an der Bahnhofsstraße ist verkauft, die schon 2016 erteilte Baugenehmigung wird rechtsfest angepasst. Vor allem geht es um die EU-Richtlinie „Seveso III“, die in nächster Nähe zu einer Chemiefabrik wie Sappi bestimmte Nutzungen untersagt. Sappi hatte Rechtsmittel gegen die Baugenehmigung eingelegt, aus Sorge, Sappis Betriebserlaubnis sei in Gefahr. Der Hildesheimer Investor VSP ist ganz sicher: bis Weihnachten 2020 entsteht hier ein 1500-Quadratmeter-Rewe-Supermarkt mit Parkplätzen. Die noch stehenden Gebäude sollen abgerissen werden, Parkplätze kommen nach vorn, ein neues Gebäude in den hinteren Teil.Traumstart fürs Pub-Quiz
In den ersten Wochen des Jahres 2020, lange vor Coronaangst und den geschlossenen Rollladen des Lockdowns, probiert Alfeld eine neue Partyidee aus. Mit einem Rätselturnier nach dem Vorbild anderer Städte versuchen Alfelds Altstadt-Kneipenwirte die Leute zum Ausgehen auch unter der Woche zu bewegen. Wöchentlich wechseln die Gastronomen sich ab als Gastgeber beim „Pub-Quiz“. Die Gäste finden sich in Mannschaften zusammen, die um Punkte ringen, die sie mit richtigen Antworten einsammeln. Als Moderatorin wirkt Lena Xyländer, die für die Idee lange geworben hat. Den Auftakt beim „Pub-Quiz“ am Mittwoch, 15. Januar, die „Lounge 7“. Schon um halb sieben füllt sich die Kneipe, drei Stunden lang sind 60 Teilnehmer in ihren Rätselteams dabei. Es ist eine Erlebnisveranstaltung, die zieht – es gibt Unterhaltung und einen Anlass, um auszugehen und Leute zu treffen.

Ärger beim Ticketkauf
Seit der ersten Januarwoche gibt es technische Probleme bei den Metronom-Ticketautomaten. Das Lösen von Einzeltickets ist oft unmöglich. Wer beispielsweise in Alfeld versucht, ein solches Ticket nach Hannover zu lösen, kommt lediglich zu einer Menüansicht, auf der man unter anderem zwischen Monats- und Wochentickets sowie einer Jugendnetzkarte wählen kann. Das Problem bekommt die Eisenbahngesellschaft aus Uelzen wochenlang nicht in den Griff. Die Computer der Ticketmaschinen greifen auf zwei Tarifdatenbanken zu – eine für den Verbund Großraum Hannover (VGH), eine für den Landestarif. bei der Verknüpfung der Datenbanken gab es Probleme. Die Firma informiert die Fahrgäste nur spärlich und verunsichert dadurch die Kundschaft.Fagus-GreCon: Kai Greten muss gehen
Rauswurf mit Komplimenten: Kai Greten (50) ist nicht mehr Firmenchef bei Fagus-GreCon – wegen „unüberbrückbarer Differenzen“, teilt das international bedeutende Alfelder Familienunternehmen nach einer Mitarbeiterversammlung mit. Sein Onkel Ernst Greten (75), Mitgesellschafter und bis 2014 selbst langjähriger Geschäftsführer, übernimmt vorübergehend die Leitung des Unternehmens gemeinsam mit dem bisherigen Geschäftsführer Uwe Kahmann.
„Ich habe nicht hingeworfen“, sagte Kai Greten der AZ. „Ich bin gegen meinen Willen und gegen meinen Wunsch sehr überraschend abberufen worden.“ Offenbar geht es um einen Machtkampf und um Kai Gretens modernen Management-Stil.ZAH lässt gelbe Säcke liegen
Ein Irrtum im zu früh verteilten Abfallkalender und Fehlkommunikation des Zweckverbands Abfallwirtschaft Hildesheim (ZAH) haben übelriechende Folgen: Anfang Januar stapeln sich die gelben Säcke entlang Alfelder Straßen. Der ZAH hatte die Abholtermine und den Rhythmus geändert. Zehn Tage später als ursprünglich angekündigt kommen die Lastwagen der Müllwerker und holen die Wertstoffsäcke ab. Doch die Neuigkeit dringt nicht zu allen Kunden vor. Eine frühere Abholung ist unmöglich. Haushalte aus Mehrparteienhäusern weigern sich, ihre Säcke wieder hereinzuholen. Die Stadt ärgert sich über herumfliegenden Unrat und fürchtet Rattenbefall.

Februar

Johanna will Heldin werden
Johanna (11) nimmt Gesangsunterricht an der Alfelder Gerhard-Most-Musikschule. Ihr Ehrgeiz richtet sich auf den Wettbewerb „Vocal Hero“ der Gesangsschule Holzminden. Es ist eine Talentshow für die Jüngsten, ähnlich wie „The Voice of Germany“, aber mit nicht öffentlichem Vorentscheid. Am 1. Februar nimmt Johanna an diesem teil – und die Jury eröffnet ihr den Weg ins große Finale am 21. März. In Holzminden sollen alle Teilnehmer mit der Bigband der Musikschule auf der Bühne stehen.

Die AZ wird ab jetzt jede Nacht in Hameln gedruckt
Die Alfelder Zeitung wechselt ihre Druckerei und kommt seit der Ausgabe vom Sonnabend, 1. Februar, aus Hameln. sie entsteht im Druckzentrum Hottenbergsfeld, das zur „Deister- und Weserzeitung“ (Dewezet) gehört. Bisher kam die AZ jede Nacht aus Rodenberg (Schaumburg). Nun wird sie 20 Kilometer südlich gedruckt. Die AZ steigert damit ihre Druckqualität und entsteht nun meist in vier statt zwei Teilen („Büchern“). Und sie wird früher gedruckt.
Alfeld tanzt
Der Turniertanz hat ein eindrucksvolles Comeback in Alfeld gefeiert. mehr als 700 Zuschauer verwandelten die rappelvolle Sporthalle der Berufsbildenden Schulen (BBS) Alfeld beim vierten Turnier der Regionalliga Nord Latein, das die TSG Bremerhaven für sich entschied, in ein wahres Tollhaus. „Dieses Turnier ist super für Alfeld und zeigt, welche Bedeutung der Tanzsport hier hat“, sagte Mit-Organisator Thorsten Schuppmann. Der enorme Zuschauerzuspruch – die Halle war bereits einige Tage vor Turnierbeginn ausverkauft – unterstreiche, dass der Tanzsport noch immer eine große Begeisterung entfachen könne. beim von der Tanzsportabteilung von Hannover 96 in Kooperation mit dem Tanzsportclub (TSC) Schwarz-Silber Alfeld sowie der Tanzschule Schuppmann organisierten Latein-Formationsturnier sorgte das Publikum mit lautstarken Gesängen und Anfeuerungsrufen von Beginn an für eine ganz besondere Atmosphäre. 

Biergarten sucht wieder einen Wirt
Alfeld sucht zum dritten Mal nach Betreibern für den Biergarten im Auenpark. Der Förderverein für Kunst und Kultur hat die frühere Idee eines „Kulturbiergartens“ aufgegeben, Hauptsache, es meldet sich überhaupt ein Pächter. Das Duo Arthur Armbrecht und Cornelia Möhle will es wagen.17 Millionen Euro für zwei Seniorenheime
Die Unternehmer Richard Tenner und Ulrike Borsch aus Grünheide bei Berlin wollen mit ihrer Tebo Sozialimmobilienbau den Seniorenpark Winzenburg und das Altenheim an der Hildesheimer Straße in Alfeld aufmöbeln. 17 Millionen Euro fließen in Kauf und Sanierung. Das Haus in Winzenburg soll im Herbst 2020 fertig sein, dass in Alfeld 2021.

März 

Vorboten von Corona: Hamsterkäufe auch in Alfeld
In den Supermärkten leeren sich Anfang März bei einigen Grundnahrungsmitteln die Regale. Grund: Es zeichnet sich ein Lockdown wegen der Coronapandemie ab. Mehl, Reis, Nudeln und passierte Tomaten für die Soße werden rar. Kunden stapeln Tiefkühlpizza und Konserven aller Art in ihre Einkaufswagen. Auch die Nachfrage nach Handseife und Toilettenpapier ist gewaltig. Desinfektionsmittel sucht man in Drogerien und Apotheken vergeblich. Alle wollen gewappnet sein, falls es im Leinebergland zu einem Ausbruch des Corona-Virus kommt und die Menschen tagelang oder sogar wochenlang in ihren Häusern ausharren müssen. Die Verkäufer sind sich sicher: So eine Kaufwelle gab es noch nie.

Corona trifft die Alfelder Tafel
Die Corona-Krise trifft auch die Alfelder Tafel. Nachdem bereits viele Stellen im Bundesgebiet geschlossen oder die Ausgabe von Lebensmitteln vorübergehend eingestellt haben, muss auch die Alfelder Tafel nachziehen. Sowohl die Türen der Ausgabestelle in Delligsen im Gemeindehaus der katholischen Kirche als auch die in Alfeld an der Holzer Straße bleiben Mitte März geschlossen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber es geht jetzt darum, die ehrenamtlichen Mitarbeiter vor dem Coronavirus zu schützen“, sagte Tafelchefin Karin Knust. Viele Helfer gehören zur Corona-Risikogruppe.

Alfeld kann den Kunstrasenplatz bauen
Unmittelbar nach dem ersten Corona-Lockdown Mitte März hat die Stadt Alfeld eine positive Nachricht bekommen: Sie erhält 1,2 Millionen Euro an Fördergeldern des Bundes für die Sanierung der Laufbahn im Hindenburgstadion sowie den Bau eines Kunstrasenplatzes auf dem Sportgelände südlich des „7 Berge Bades“ an der Ziegelmasch. Dort befindet sich im Moment ein Rotgrandplatz. Das hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal mitgeteilt. Der Sozialdemokrat hatte sich mehrfach in Berlin für das Projekt eingesetzt.
Neues Seniorenheim an Hannoverscher Straße
Nach 115 Jahren ist der Alfelder Firmenbetrieb Krösche Natursteine Geschichte. Auf dem Gelände an der Hannoverschen Straße rollen seit Anfang März die Abrissbagger. Dort soll ein Senioren- und Pflegeheim gebaut werden. Dafür investiert der Bauherr, die INP-Gruppe aus Hamburg, nach eigenen Angaben etwa 14,5 Millionen Euro. Auf dem etwa 5000 Quadratmeter großen Gelände entsteht ein Senioren- und Pflegeheim mit 110 Einzelzimmern mit barrierefreien Badezimmern und sieben Wohngruppen. Die Planer sehen zudem einen offenen Demenzbereich für 15 Bewohner vor.
Ameos eröffnet Abstrichzentrum
Das Ameos Klinikum Alfeld hat ein Abstrich-Testzentrum für das Coronavirus eingerichtet: Mitte März können Ärzte Patienten dorthin schicken, wenn der Verdacht besteht, sie könnten sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das Zentrum befindet sich zunächst an der Göttinger Straße. Später ist das Testzentrum in die Räume der ehemaligen Hauptpost an der Bahnhofstraße umgezogen, ehe dann die Tests im Ameos Klinikum selbst vollzogen wurden. Über einen Mangel an Arbeit konnten sich die Beschäftigten aus dem Ameos Klinikum nicht beklagen. Damit die Zahl der zu Testenden nicht zu groß wurde, mussten die Patienten zunächst mit ihrem Hausarzt sprechen. Der beurteilte den Fall dann nach den Patientenangaben und schickte sie im Verdachtsfall ins Testzentrum. Ausgewertet wurden die Tests im Zentrallabor von Ameos im sachsen-anhaltinischen Staßfurt. Innerhalb von nur zwei Tagen gab es 50 Tests: Alle negativ.

Neuer Aldi öffnet am Tag des Frühjahrs-Lockdown
Am 12. März, dem ersten Tag des Frühjahrs-Lockdowns wegen der Coronapandemie, öffnet der neue Aldi-Markt an der Hannoverschen Straße seine Pforten. Der dort zuvor betriebene Discountmarkt war im Jahr 2019 abgerissen worden. An gleicher Stelle entstand ein Gebäude mit deutlich größerer Verkaufsfläche. Seit Mitte März verfügt Aldi dort über eine Fläche von 1200 Quadratmetern. Zudem hat der Discounter sein Angebot, verglichen mit dem alten Markt, deutlich ausgeweitet. Dazu gehört auch ein großer Back-Shop. Außerdem wurde auch der Parkplatz vor dem Gebäude neu angelegt. Die 91 Parkplätze sind mit 2,91 Metern deutlich breiter als die auf dem bisherigen Parkplatz (2,50 Meter).
Gastronomieprofis sollen es richten
Die Zukunft des Alfelder Biergartens in den Leineauen ist gesichert: Trotz der wegen der Corona-Krise unsicheren Zukunftsaussichten wollen Arthur Armbrecht (45) und Cornelia Möhle (50), beide aus Alfeld, die in den Sommermonaten beliebte Gastronomie in unmittelbarer Nähe zum Leineufer betreiben.


April

Wirtschaft legt eine Vollbremsung hin
Geschäfte geschlossen, ganze Wirtschaftszweige stillgelegt, Lieferketten unterbrochen und Mitarbeiter in Kurzarbeit – der Coronavirus hat in den vergangenen Wochen die regionale Wirtschaft zur Vollbremsung gezwungen. Über 90 Prozent der Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover-Hildesheim spüren mittlerweile deutlich die negativen Folgen von Pandemie und Shutdown, so das Ergebnis einer aktuellen Blitzumfrage bei rund 300 Unternehmen in der regionalen Wirtschaft. „Wir machen seit 1. April auch in einigen Bereichen Kurzarbeit“, sagte Uwe Kahmann, Kaufmännischer Geschäftsführer von Fagus-GreCon aus Alfeld.
Die Auslastung einzelner Geschäftsbereiche sei um 20 bis zu 70 Prozent zurückgegangen. „Der Bau von Großanlagen im Messbereich ist zum Beispiel stärker in Mitleidenschaft gezogen als die Produktion von Brandschutzanlagen“, so Kahmann. Etwa ein Drittel der Beschäftigten arbeite mobil von zu Hause aus. Ähnlich ist die Situation bei Inno Tape in Alfeld. 50 Prozent der Mitarbeiter des Spezialisten für die Weiterverarbeitung von selbstklebendem material sind seit monatsbeginn in Kurzarbeit. Grund: Als Zulieferer für die Automobilindustrie trifft die Schließung der großen Automobilwerke das Alfelder Unternehmen massiv. Der Rest der beschäftigten produziert weiter für andere Kunden.

„In meinem Garten fühl’ ich mich sicher“
Die Kleingärtner in der Region Leinebergland trotzen Anfang April dem Coronavirus. Lothar Wolf, Vorsitzender des Bezirksverbands der Kleingärtner Alfeld, gab Anfang April an, bisher keine besorgten oder verstimmten Anrufe aus den Vereinen erhalten zu haben. Auch dort gilt beim Shutdown: Sicherheitsabstand einhalten und das Kontaktverbot von mehr als zwei Personen beachten. Irmtraud und Otto Hachfeld haben das beherzigt und in der Alfelder Kolonie Dudingen den Abstand zu den Nachbarn eingehalten.  

Ostern ohne Flammen
Sie haben Anziehungskraft für Jung und Alt, bringen vielerorts Hunderte von Menschen zusammen. Und gerade das ist aufgrund der Coronakrise die Gefahr: zu viel Nähe, zu viel Kontakt. Zusätzlich noch ein Dienst- und Aktionsverbot für die Feuerwehren. Darum wurden die Osterfeuer, die vielerorts brennen sollten, abgesagt. Viele Menschen aus dem Leinebergland sind traurig, dass die Osterfeuer nicht brennen dürfen, obwohl jeder versteht, dass es aus gesundheitlichen Gründen die richtige Entscheidung ist.

Kupferkapsel gibt Geheimnisse Preis
Als sich am 17. September 1925 die Kupferkapsel auf dem Südturm der Alfelder Stadtkirche St. Nicolai schloss, steckten in ihrem Bauch Dokumente, Postkarten, Münzen und Zeitungen. 95 Jahre lang hielt sie auf dem südlichen Turm der Stadtkirche St. Nicolai Wind und Wetter stand. Am 15. April gab es im Alfelder Lutherhaus Anlass dazu, an jenen Herbsttag zurückzudenken, als man die Dose hoch über Alfelds Dächern anbrachte – sie wurde im Rahmen der Sanierung beider Kirchentürme geöffnet.
Im Halbkreis um den historischen Kugelschatz stehen Kirchen- und Stadtvertreter um die beiden Dachdecker Guido Orzschig und Mirko Fischer der Thüringer Firma „Style Dach“ herum. Das Öffnen einer Zeitkapsel aus einer Kirchturmkugel ist eine besondere Zeremonie. sobald die Dacharbeiten abgeschlossen sind, erhält St. Nicolais Südturm eine neue Zeitkapsel mit neuen Zeitzeugen – diesmal aus dem Jahr 2020.
Mit Steinen gegen den Müll
Fast ein Jahr war es her, dass nach starkregenfällen vermehrt Müll vor dem Rechen am Dohnser Bach in Alfeld gefunden wurde. Grund: Ein Hangrutsch hatte die alte Mülldeponie in Gerzen freigelegt und dem Müll den Weg in Richtung Alfeld ermöglicht. Im April kommt die Last der Vergangenheit wieder unter die Erde. „Den Dreck bekommen wir hier nicht mehr weg, aber es ist gut, dass hier endlich etwas passiert“, sagte Gerzens Ortsbürgermeister Uwe Höltgebaum während einer Begehung der Baustelle. Mit einem Bagger werden dort Wassersteine gesetzt, um eine natürliche mauer aufzubauen. „Sie wird vier Meter hoch und steht sieben bis acht Meter von der eigentlichen Deponie entfernt“, erklärte Jens Schatz, Chef des Leineverbands.

Mai

St. Elisabeth wird kommerziell, die neuen Chefs sind Berliner
Die insolvente Diakonie übergibt das Alfelder Seniorenheim St. Elisabeth an das Berliner Privatunternehmen Cosiq. Das traditionsreiche St. Elisabeth ist ein Sanierungsfall: Brandschutz- und Bauprobleme, dazu noch die finanzielle Schieflage – das war zu viel für die gemeinnützige GmbH des lutherischen Kirchenkreises Hildesheim. Nach 50 Jahren gibt sie den Pflegebetrieb in Alfeld auf.
Jetzt wird das Haus in eine gewinnorientierte Firmenkette eingegliedert. Das Berliner Unternehmen Cosiq teilt mit, dass alle 90 Arbeitsplätze „dauerhaft“ abgesichert seien. Und mehr noch: Die Investoren wollen St. Elisabeth aus- und umbauen, sodass in Zukunft sogar mehr Pflegebedürftige in Alfeld betreut werden können. Gemeinsam mit dem Bauinvestor Carestone (Hildesheim und Garbsen) soll der Gebäudekomplex für rund 12 Millionen Euro erneuert werden. Cosiq übernimmt die Betriebsführung. Leineaufwärts traten die beiden bereits als Retterduo des privaten Seniorenzentrums Göttingen-Weende auf. Der neue Geschäftsführer in St. Elisabeth wird Andreas Schillmann, der auch für Einrichtungen in Göttingen, Eschwege und Braunlage verantwortlich zeichnet.
Kirche und Diakonie versuchten, zum Abschied positive Worte zu finden. „Es ist wirklich bitter, dass das Altenheim St. Elisabeth nicht weiter in der Diakonischen Trägerschaft gehalten werden kann. Wir haben alles versucht und in Alfeld arbeitet ein engagiertes Team“, sagt Hildesheims Superintendent Mirko Peisert. Und auch seine Alfelder Amtskollegin, Katharina Henking, sagt über die loyalen Mitarbeitenden: „Sie werden auch in Zukunft den christlich-diakonischen Geist verkörpern.“
Alfelds neuer Polizeichef
Nach acht Jahren im Amt nimmt die Alfelder Polizeichefin Ruth Lüder ihren Hut, verabschiedet sich in den Ruhestand und macht Platz für den 52-jährigen Thomas Brandes. Auf eine große Abschiedsfeier muss Lüder verzichten – wegen Corona. In kleiner Runde in der Polizeiinspektion Hildesheim lobt der Göttinger Polizeipräsident, Uwe Lührig, „die Mutter der Kompanie“, wie Kollegen sie nennen: „Ruth Lüder ist eine Powerfrau. Dienstlich konnten wir sie immer mit Vollgas erleben.“
Ihren Posten in Alfeld übernimmt zum 1. Mai der Erste Polizeihauptkommissar Thomas Brandes. Brandes, der im Hildesheimer Vorort Himmelsthür lebt, war vor seiner Dienstzeit an der Leine unter anderem in Seesen und Sarstedt im Einsatz. In Alfeld ist der dreifache Familienvater kein Unbekannter: Der begeisterte Handballer trainierte in der Vergangenheit die Spieler der SV Alfeld. „So eine Dienststelle ist vergleichbar mit einer Mannschaft. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können“, sagt Brandes.

25 Jahre hinter der Theke
Als Eberhard „Ebi“ Schmidt 1995 die Kneipe Annas Alte Liebe in Alfeld eröffnete, war die Stadt noch eine völlig andere. An kaum einem deutschen Ort tummelten sich – in Relation zur Gesamtbevölkerung – so viele Industriearbeiter wie in Alfeld.
Und die wollten nach getaner Arbeit nur eins: kühles, frisch gezapftes Bier. „Das Kneipenleben war da ein völlig anderes“, erinnert sich Schmidt an seine Anfangszeit als Kneipier zurück. Nicht nur, dass es damals deutlich mehr Schankstuben in der Innenstadt gab als heute: „Vor 25 Jahren waren die Kneipen ein sozialer Treffpunkt. Die Menschen kamen, um sich hier zu verabreden. Der eine brauchte Hilfe im Garten, der andere beim Auto. Heute läuft das alles über Smartphone und WhatsApp“, erzählt Schmidt. Heute hat Alfeld einige Tausend Einwohner und potenzielle Kneipengänger weniger als noch vor 25 Jahren. Doch in Annas Alter Liebe hat ein Stück der alten Alfelder Kneipenkultur überdauert.
Alter Mercedes-Bus zur Kur in Alfeld
Für Oldtimer-Fans grenzt der Fall an ein kleines Wunder: Nach 66 Jahren ist ein Mercedes-bus der Typenbezeichnung „O 6600H“ nahezu im Originalzustand wieder aufgetaucht. Es ist eines von nur fünf Exemplaren, dass die Jahrzehnte überdauert hat. Als das in einem dunklen Beigeton lackierte Fahrzeug Ende des vergangenen Jahres auf den Hof der Firma Mercedes-Dreyer rollte, staunten die Profis von Mercedes-Benz Classic Alfeld nicht schlecht. Sie haben seit 1994 zahlreiche Oldtimer mit dem Stern restauriert, doch ein derart altes und trotzdem so gut erhaltenes Nutzfahrzeug haben sie noch nie gesehen. Das seltene Exemplar wurde von einem Oldtimersammler aus Hamburg in Argentinien entdeckt. Er hat sich auf das Aufspüren und Weiterverkaufen von seltenen Oldtimern spezialisiert.
Großeinsatz bei Sappi: Maschine 3 gerät in Brand
Mehr als 100 Feuerwehrleute waren am Abend des 12. Mai in der Papierfabrik Sappi im Einsatz. Die Feuerwehren aus Alfeld, Föhrste und Bad Salzdetfurth waren bis nachts um ein Uhr mit zwei Drehleitern im Einsatz.
Am Mittwochvormittag rückte der ABC-Zug des Landkreises auf dem Werksgelände an der Mühlenmasch an. Sie blieben bis zum Abend dort. Verletzte gab es keine.
Was war passiert? Am Dienstag ging um 18.28 Uhr der Alarm bei der Feuerwehrleitstelle in Hildesheim über einen Brand in einer Sappi-Produktionshalle ein. Dort war nach Angaben des Unternehmens eine Antriebswelle an der Papiermaschine 3 defekt. Sie habe Schmieröl und Papierfetzen in Brand gesetzt.
Die Sprinkleranlage habe danach ihre Arbeit getan. Doch diese Einschätzung erwies sich im Laufe des Abends als zu optimistisch. Denn das Feuer hatte sich, ausgehend von der Papiermaschine 3, in die über der Maschine befindliche Zwischendecke ausgebreitet. Stundenlang suchten Feuerwehrleute im Fabrikgebäude immer wieder nach Glutnestern, die gelöscht werden mussten.
Der Traum vom Ironman lebt
Wenn Leon Neudenberger das Leinebergland in seinen Laufschuhen oder auf dem Hightech-Rennrad durchquert, fühlt er sich frei. Da, wo viele andere Hobbysportler ihrer Erschöpfung nachgeben, versucht er, noch eine Schippe draufzulegen. Denn für den Athleten aus Alfeld gibt es kaum etwas Schöneres, als sich mit eigener Muskelkraft durch jedes noch so kräftezehrende Terrain zu bewegen. Und dabei die eigenen Grenzen auszuloten – und nach Möglichkeit stetig neue Bestleistungen zu erreichen.
Der Lehramtsstudent erklärt, dass er von seinem Sport auch in anderen Lebensbereichen profitieren möchte. „Sport ist der beste Lehrer fürs Leben: man kann alles erreichen, wenn man hart arbeitet“, sagt er. In Neudenbergers Fall vielleicht sogar eines Tages den Ironman auf Hawaii. „Das wäre ein Traum.“

Juni

St. Nicolais zweiter Turm trägt neue Spitze
Sie trägt drei Kupferzeitkapseln im Bauch, gefüllt mit einer AZ und Dokumenten. Seit Donnerstag, 4. Juni, steckt eine neue Kugel an St. Nicolais-Südturmspitze, über ihr dreht sich ein vergoldeter Wetterhahn. Bei kaltprasselndem Regen montierten Meister Mirko Fischers Handwerker den Goldschmuck auf 60 Meter Höhe.
Es ist der symbolische Höhepunkt der langen Bauarbeiten hinter dem Rathaus. Insgesamt 1,4 Millionen Euro kostete die seit 2009 laufende Sanierung der beiden Kirchtürme. In die Zeitzylinder kamen Zeitungen, Gemeindebrief, Geldscheine und Münzen, Fotos und Kirchenpapiere von 1886, 1925 und 2020 – in diesen Jahren waren die Türme saniert und die Kugeln geöffnet worden. Fischer und Kollege Guido Orzschig verschweißten die Behälter, die in der Kugel im Beisein durchnässter Stadt- und Kirchenprominenz für die nächsten Jahrzehnte ihren Himmelsposten einnahmen.
(Symbolfoto)

Falke eins hat Starterlaubnis
Noch gestern Vormittag hockten fünf Jungfalken im vertrauten Giebelfensternest hoch über der Gudewillstraße neben dem AZ-Pressehaus.
Gegen Mittag schon tapsten die Greifvögel waghalsig auf dem Dach herum. Das endete mehrmals in putzigen Rutschpartien und in der Regenrinne. Dort erholte sich der Turmfalkennachwuchs eine Weile beim Gruppenkuscheln, erinnerte sich allerdings bald an den Zweck der Nestflucht: das Fliegen zu lernen. Die Flugschüler entdeckten die Nützlichkeit der Dachentwässerungsanlage als Startrampe. Von zweifelnden Geschwisteraugen begleitet, entfaltet dieser verwegen dreinblickende Pilot seine beachtliche Flügelspannweite für den Erstflug. AZ-Tower an Falke eins, Start frei und guten Flug über Alfeld.

Alfeld in rotes Licht getaucht
Mit Sonnenuntergang soll der Alfelder Marktplatz in rotes Licht getaucht werden. In 1500 Städten werden dann bundesweit 9000 Gebäude in alarmrotem Licht angestrahlt sein. Mit der „Night of Light“ wollten die 8000 teilnehmenden Unternehmen der Veranstaltungs- und Kulturbranche am 22. Juni auf die prekäre Lage, ausgelöst durch fehlende Einnahmen während der Coronakrise, aufmerksam machen – so auch in Alfeld. Auf Alfelds Wahrzeichen, dem Sappi-Schornstein, erscheinen Botschaften, die zur Verdeutlichung der Aktion beitragen sollen. „0 Prozent Einnahmen, 3 Millionen Beschäftigte, 200 Milliarden Umsatz im Jahr, #wirsindnochda, Kultur retten.“

Schlange stehen für ein Fahrrad
Während die niedersächsische Automobilbranche über die Folgen der Coronakrise stöhnt, jubeln die Fahrradhändler. Ihnen hat der coronabedingte Lockdown einen wahren Kundenboom beschert. Vor allem E-Bikes sind gefragter denn je. Doch an ein Bike zu kommen, ist nicht einfach. Der Markt scheint wie leergefegt. Wer ein Fahrrad kaufen möchte, Beratung benötigt oder nur nach etwas Neuem schauen will, muss vor allem eines haben: Geduld. Meterlange Warteschlangen vor den Fachgeschäften sind normal – Corona und die Abstandsregeln lassen grüßen.

Koloniales Erbe
Wie einst wilde Tiere aller Kontinente vom Bahnhof durch die Straßen trabten und hier Quarantänequartier bezogen, bevor sie an Zoos und Zirkusse verkauft wurden – das erzählen die Alfelder gern. Doch die bunte Stadtfolklore mit dem Hauch exotischer Abenteuer ist nur die halbe Geschichte. Kolonialhistoriker der Universität Göttingen schlagen mit Bundesgeld nun neue Seiten dieses Kapitels auf. Drei Jahre lang sollen sie ab Ende 2020 Alfelds Museums- und Archivschatz auswerten und dann auf Reisen gehen, um die Stützpunkte und Verflechtung der legendären Tierhändler zu erkunden – in Nord- und Südamerika, Afrika und der Südsee (wenn das Forschungsgeld reicht). Sie sollen herausfinden, wie Reich und Ruhe ihr globales Handelsnetz knüpften, wo, wie und mit wem sie die Tiere beschafften. Es geht nicht nur um die 120 zoologischen Objekte. Im Magazin lagern 110 völkerkundliche Objekte oft unklarer Herkunft: Waffen, Werkzeug, Schmuck, Kleidung und kurioser Kleinkram, auch menschliches wie Haare und Haut.
(Symbolfoto)

Alfelder feiern ihren Biergarten
Bei strahlendem Sonnenschein öffnete der Biergarten in den Alfelder Leineauen am Wochenende des 21. Junis seine Pforten. Auch wenn die vom Bundesland Niedersachsen vorgeschriebenen Hygienevorgaben diszipliniert umgesetzt wurden, entstand auch in diesem Jahr das gewohnte Biergarten-Flair – allerdings mit Abstand. Für die Umsetzung sorgte der Betreiber, die Schaustellerfamilie Armbrecht. „Das Wetter ist natürlich perfekt – besser hätten wir es nicht erwischen können“, freute sich Betreiber Arthur Julius Armbrecht zum Start. Sein Team sei in den vergangenen Wochen fleißig gewesen und hätte das Gelände am Leineufer mit viel Liebe zum Detail hergerichtet. Entstanden ist dabei ein einladender Biergarten, der seine Gäste mit einer bunten Mischung aus Sitzbänken, gemütlichen Stühlen und sogar von aufgeschüttetem Sand umgebenen Sonnenstühlen empfängt.
Juli

Zirkus in Föhrste gestrandet
Das Coronavirus hat die Zirkusfamilie Frank, Sohn Michael und Mutter Emmy, in die Zwangspause geschickt. Keine Auftritte, keine Einnahmen. Mit ihrem Wanderzirkus, den Wohnwagen und ihren Tieren sind die beiden jetzt in Föhrste gestrandet. Auf einer Wiese gegenüber dem Felix- Speer-Sportplatz haben sie ihr Lager aufgeschlagen, Strom und Wasser fließen nur notdürftig. Für den Föhrster Ortsbürgermeister Thomas Stadler, den Pächter der Wiese, war sofort klar, dass er den beiden helfen wird, wo er kann. Eigentlich wollten Michael und Emmy Frank auf der Wiese Zirkusshows vor Publikum spielen und danach weiterziehen. Jetzt ist sie ihr vorübergehendes Zuhause geworden. Die Franks sind froh über die Offenheit der Dorfgemeinschaft. „Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist enorm. Wir freuen uns auch sehr, dass viele Menschen offen das Gespräch suchen und eigentlich alle stets freundlich grüßen“, sagt Emmy Frank. Trotzdem vermissen sie die Auftritte ihrer kleinen Manege: „Wir gehören einfach auf die Bühne – das fehlt uns schon sehr“, sagt Michael Frank. Um nicht aus der Übung zu kommen, trainiert er auch in der Coronapause fleißig weiter, wie auf dem Foto links zu sehen ist.

Stellmacher wird Erster Stadtrat
Mit 18 zu 11 Stimmen wählt der Alfelder Rat im Juli in geheimer Abstimmung den Baudezernenten Mario Stellmacher zum Ersten Stadtrat und stellvertretenden Verwaltungsleiter. Dabei erhielt er eine Stimme mehr als erforderlich. Verwaltungschef Bernd Beushausen betonte, Stellmachers sachliche und fachliche Qualifikation stehe „außerhalb jeder Diskussion“. Stellmachers Dezernentenstelle übernimmt die promovierte Juristin Sonja Granzow.

Arztpraxis zu verschenken
Eine „wirtschaftlich gut laufenden Hausarztpraxis in Alfeld sucht Nachfolger“ schreibt das Niedersächsische Ärzteblatt. Die Anzeige erschien nicht zum ersten Mal, erstmals aber war davon die Rede, die Praxis gratis abzugeben. „Es ist ein Alarmsignal, wenn der Verkauf nicht lohnt und keine Käufer kommen“, sagte die Alfelder CDU-Ratsfrau zur AZ. Als Sozialpolitikerin ist sie mit dem Medizinermangel im Leinebergland befasst. Im Sozialausschuss sagte sie: „Das zeigt die Dramatik, wie wichtig es ist, uns als Standort attraktiv zu halten, damit sich junge Hausärzte hier niederlassen.“

Plötzlich steht da ein Palindrom
Da traute der Vorsitzende des TSV Warzen am Sonntagmorgen, 12. Juli, seinen Augen kaum: Mitten aus dem Rasen des Sportplatzes ragte ein Reliefpfeiler heraus. Daneben standen eine Warnleuchte, ein Spaten und eine Schaufel. „Da wollte uns wohl jemand einen Streich spielen. Wir finden das aber gar nicht lustig“, erboste sich Detlef Schwarz gegenüber der AZ. Wer auch immer dieses „Denkmal“ hinterlassen hat, verschaffte sich unerlaubt Zutritt zum Geräteschuppen des Vereins. Dort schnappten sich die Täter Schaufel und Spaten, um ein Loch in den Rasen zu buddeln. „Woher der Leitpfahl und die Blinkleuchte stammen, das wissen wird nicht“, so der Sportvereinsvorsitzende. Er werde Anzeige bei der Polizeierstatten, kündigte Schwarz an. Übrigens: Das Wort „Reliefpfeiler“ ist laut Guinness-Buch der Rekorde von 1997 das längste deutsche Ein-Wort-Palindrom mit 13 Buchstaben. Man kann es sowohl vorwärts als auch rückwärts lesen, ohne dass sich seine Bedeutung verändert.

August 

Kellerbrand im Gymnasium
Handwerker waren gerade dabei, im Keller des Alfelder Gymnasiums alte Öltanks mit einem Plasmaschneider zu zerlegen, als sich plötzlich ein Feuer entzündete. Am Donnerstag, 6. August, um 9.52 Uhr rückten die Brandbekämpfer aus Alfeld und Föhrste aus. Bei ihrer Ankunft am Gymnasium züngelten bereits die Flammen aus den Kellerschächten. Doch schon eine Stunde später hatten sie das Feuer gelöscht und die Situation unter Kontrolle gebracht. Verletzt wurde niemand, die Handwerker konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. „Die Handwerker haben alles richtig gemacht. Sie haben den Zugang zum Kellerraum, eine Luke, geschlossen und sich in Sicherheit gebracht“, sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Stephan Janik zur AZ. Mit rund 50 Männern und Frauen sowie sieben Fahrzeugen rückten die Brandbekämpfer aus Alfeld und Föhrste an. Die Feuerwehrleute füllten den Keller nach ersten Löscharbeiten mit einem sogenannten Schwerschaum, der das Feuer erstickte. Gegen 12.30 Uhr rückten die Brandbekämpfer wieder ab. Achim Frost, Brandursachenermittler der Polizei Alfeld, sagte gegenüber der AZ, dass einer der Öltanks bei den Arbeiten mit dem Plasmaschneider Feuer gefangen haben muss. Eine genauere Einschätzung könne er aber erst am Freitag nach Inspektion der Kellerräume liefern. „Ich gehe in keine heiße Brandstelle. Das wäre leichtsinnig“, sagte er. Auch Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) war als oberster Dienstherr der Feuerwehr am Einsatzort und machte sich ein Bild von der Lage.
Aus Bücherparadies wurde Thalia
Im August hat sich eine Nachricht im Leinebergland verbreitet, die das Ende von etwas altbekanntem und die Übernahme durch etwas Neues verkündete. Nina Rittgerodt, Inhaberin von Alfelds Buchhandlung „Bücherparadies“ an der Marktstraße teilte der AZ mit, sie werde das Geschäft an den Sortimentsbuchhändler Thalia abgeben. Damit sei zumindest der Fortbestand einer Buchhandlung für Alfeld gesichert. „Das Konzept, das Thalia zur Fortführung meiner Buchhandlung vorgeschlagen hat, ist überzeugend und zukunftsfähig. Es freut mich besonders, dass alle sechs Mitarbeitende in Rinteln und Alfeld übernommen werden“, sagte Rittgerodt. Das Bücherparadies war über 20 Jahre in Alfeld, die Buchhandlung in Rinteln gibt es seit 2013.
Tatort Tankstelle
Zwei junge Männer, 22 und 23 Jahre alt, haben am Morgen des 23. August, um kurz vor halb fünf einen 42-Jährigen an der Aral-Tankstelle in Limmer brutal überfallen. Die Staatsanwaltschaft Hildesheim hat deshalb gegen die beiden angreifenden Männer wegen versuchten Totschlags die Ermittlung aufgenommen. Das hat die Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde, Christina Pannek, auf Nachfrage bestätigt. Die beiden mutmaßlichen Täter kamen zunächst in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ging von folgendem Ablauf aus: Es ist kurz vor halb fünf Uhr, als der 23-Jährige aus Einbeck, der 22-jährige Northeimer sowie drei weitere Begleiter in ihrem Auto an der Aral-Station an der Bundesstraße (B) 3 im Alfelder Ortsteil Limmer halten, um zu tanken. Dort treffen die Fünf zufällig auf eine siebenköpfige Gruppe, die in dem Aral-Shop etwas einkaufen will. Zwischen beiden Gruppen entflammt ein verbaler Streit. Die Ermittler gehen von einem nichtigen Anlass aus. Der Streit eskaliert, als einer aus der Fünfer-Gruppe seinem Kontrahenten einen Faustschlag ins Gesicht gibt.
Junge Frau aus Alfeld verliert ihr Leben auf der B3
Einen schrecklichen Anblick bot sich den Rettungskräften in der Nacht von Mittwoch, 19. August, auf Donnerstag, 20. August, auf der Bundesstraße 3 zwischen Godenau und Dehnsen. Für eine 29-jährige Frau kam dabei jede Hilfe zu spät. Sie saß auf dem Beifahrersitz eines Sportwagens Audi R8 Spyder, der mit überhöhter Geschwindigkeit in den Gegenverkehr geriet, mit einem BMW kollidierte und schließlich an einem Baum zerschellte und in zwei Teile zerbrach. Der 19-jährige Alfelder Fahrer erlitt schwere Verletzungen. Wie durch ein Wunder wurde der BMW-Fahrer nur leicht verletzt. „Es war ein schlimmer Einsatz für alle 23 Kollegen“, sagte Ortsbrandmeister Joachim Hildebrandt später über das Ereignis.
September  

Pastor Diederichs, Adé
Für viele, die ihn von den regelmäßigen Kirchenbesuchen her kannten, ist die Nachricht, dass Pastor Christian Diederichs die Alfelder Kirche St. Nicolai im September verlassen musste, ein Schock gewesen. Das ging aus mehreren AZ-Zusendungen hervor. Wieder andere stehen dagegen fest entschlossen hinter dieser Entscheidung. So auch die Superintendentin Katharina Henking. Hintergrund: In einer Zeitungsandacht, dem allwöchentlich in der AZ erscheinenden Wort zum Sonntag, hat Diederichs einen kleinen Streich, dessen Opfer er wurde – er fand in seinem Briefkasten eine Pillenschachtel mit der Aufschrift „Idiotikum“ –, hat Diederichs also diesen kleinen Streich zum Anlass genommen, in seiner Zeitungsandacht den Holocaust zu verharmlosen. Wohlbemerkt in einem Textformat, das der christlichen Andacht und nicht der Bagatellisierung von Völkermorden dienen soll. Superintendentin Henking nannte den Text, den die AZ sich schlicht weigerte abzudrucken, „unerträglich“. Auch Bürgermeister Bernd Beushausen sah „die Grenze überschritten“. Die Folge: Zum 27. September hat die Landeskirche Pastor Diederichs entpflichtet. Zum 1. November sollte der 56-Jährige stattdessen eine übergemeindliche Aufgabe, außerhalb des Sprengels Hildesheim-Göttingen, erhalten. Die Superintendentin betonte noch, Diederichs habe sich „pastorale Verdienste erworben“ und sich „bei vielen Menschen in die Herzen gepredigt“. Inzwischen will aber nicht einmal mehr Diederichs seinen Text veröffentlicht wissen. Sogar dem kleinsten Zitat drohte er juristische Gegenwehr an.

Bienenklau bei Brunkensen
Ein Bienenkrimi im Leinebergland – so könnte der Klappentext zu einer wahren Geschichte lauten, die sich im September zutrug. Unbekannte haben dem Imker Henning Peine zehn seiner Bienenvölker gestohlen. Rechts sichert Polizeioberkommissar Gerhard Zirkenbach die Spuren vom Feldrand. Aber Imker Peine reicht das nicht. Er begibt sich selbst auf die Suche nach seinen Bienen – und wird fündig: Im Internet entdeckt er ein Inserat. Peine schaltet selbst einen V-Mann ein. Und noch vor Ende des Monats hat der Nebenerwerbs-Imker immerhin die Hälfte seiner Bienenvölker zurückerobert – das sind übrigens rund eine Viertelmillion Tiere.

Unfall auf Baustelle
Diese Stahlstangen haben einem 61-jährigen Bauarbeiter aus Stadtoldendorf nach seinem Sturz aus zwei Metern Höhe in die Baugrube den Oberschenkel durchbohrt. Das berichtete die AZ am 1. September. Passiert ist das Unglück einen Tag zuvor, am Montag, 31. August, gegen 15.45 Uhr auf der Baustelle Holzer Straße. Der Mann arbeitete bis zu seinem Sturz an einer Spundwand, verlor dann den Halt und fiel auf insgesamt drei Stahlstangen. Ein Bagger musste den schwer Verletzten aus der Baugrube heben. Sofort machten sich Rettungswagen, Feuerwehr und Polizei auf den Weg zur Unfallstelle. In Lebensgefahr habe der Mann nicht geschwebt, berichtete die Polizei. Schachtmeister Martin Windel betonte, der Notarzt sei zum Glück schnell da gewesen, um den Verletzten zu versorgen.
Bagger plättet Hilda
Für Hilda, das Kinder-Traumschiff auf dem Spielplatz in Langenholzen hat es Ende September ganz übel ausgesehen. Trotz vieler Proteste von Bürgerseite, walzten am Dienstag, 22. September, Bagger und andere Baufahrzeuge über das alte Spielgerät in Langenholzen, um Platz zu schaffen für ein neues Gemeindehaus. Seit März hatten die Fans des Spielplatzes gegen das Kirchenvorhaben protestiert – jedoch ohne Erfolg. Zwar verbleibt eine Hälfte des Spielplatzes unbeschadet – das Areal war sogar während der Abrissarbeiten weiterhin nutzbar – aber bei vielen Kindern und Eltern blieb der Unmut bestehen. Unverständlich erschien vielen auch, dass Hilda so einfach platt gemacht werden musste. War sie denn unrettbar? Ja, meinte Bürgermeister Bernd Beushausen und fügte erklärend hinzu: „Eine anschließende Nutzung ist unmöglich, weil die Geräte mit großen Betonmengen standsicher aufgebaut wurden.“ Der Rohbau des neuen Gemeindehauses sollte laut Septemberplanung bis zum Jahresende stehen.

Corona-Panne beim Landkreis
Zehn Neuinfektionen im Landkreis, davon zwei an der Alfelder Bürgerschule, ein Fall an der Grundschule Föhrste, eine am Gymnasium Alfeld, ein Fall und eine Kontaktperson an der Berufsbildenden Schule (BBS) Alfeld und zwei an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Gronau. Das zumindest teilte die Pressestelle des Landkreises Hildesheim am Donnerstag, 3. September, mit und betonte noch am selben Abend vehement, ein Laborfehler, etwa aufgrund der Verunreinigung von Proben, sei ausgeschlossen. Was für ein Irrtum! Bereits am nächsten Tag muss der Landkreis eingestehen: Es gab eine Panne. Insgesamt zehn Corona-Fehlalarme hatte sie zur Folge. Zwei ganze Klassen schickte Michael Strohmeyer, Schulleiter des Gymnasiums am Antonianger, wegen der Fehlermeldung nach Hause. An der KGS Gronau waren es sogar drei Klassen. Die Grundschule Föhrste schickte am Donnerstag 18 Jungen und Mädchen nach Hause. Der Kreis Hildesheim erklärte schließlich: „Das Labor wird häufig von Hausärzten beauftragt. Dem Labor war eine auffällig hohe Quote an positiven Testergebnissen am gestrigen Tag aufgefallen und hat deshalb die Abstriche erneut getestet.“

Oktober 

Wie ein Phönix aus der Asche
Wer zündet einen Bücherschrank an? Müssten die Zeiten der Bücherverbrennung nicht lange vorbei sein? Fragen wie diese haben im Herbst viele Alfelder beschäftigt, nachdem in der Nacht zum 4. Oktober der Bücherschrank am Seminarplatz in Flammen aufgegangen war. Umso eindrucksvoller haben die Alfelder bewiesen, dass gemeinsames Engagement zu vorzeigbaren Ergebnissen führt. Die BürgerStiftung und freiwillige Helfer sammelten genug Spenden für einen neuen Schrank. Kaum drei Wochen später stand der wieder an alter Stelle – gut gefüllt, als wäre nichts gewesen. Zur feierlichen Enthüllung des neuen Bücherschranks am Donnerstag, 29. Oktober, kamen rund 40 Bürger.
Neue Bürgerinitiative in Godenau gegründet
Weil der Bauinvestor Knut Bettels aus Hildesheim auf dem alten Desdemona-Gelände in Godenau eine neue Altlastendeponie errichten will, haben sich Anfang Oktober Anwohner Godenaus zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. „Keine Altlasten im Leinebergland“ lautet ihr gemeinsames Ziel. Denn Bettels plant rund 700000 Tonnen schwach belasteten Boden in den Alfelder Ortsteil zu verfrachten. Das entspricht etwa 28 000 Lastwagenfahrten. Dabei droht schon jetzt die Gefahr, dass chemische Schadstoffe, genauer: Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die seit gut hundert Jahren auf dem Desdemona-Gelände liegen, ins Grundwasser sickern. „Sieben Berge sind genug“, sagt die Initiative.
Sappi radelt zum Erfolg
Alfelds größter Arbeitgeber Sappi hat sich im Oktober beim Wettbewerb „Stadtradeln“ im Ranking der Vereine und Unternehmen auf den kreisweiten dritten Platz geradelt. Insgesamt 14446 Kilometer hat das Sappi-Team dafür mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die Topleistung im Team der Papierfabrik gelang Mitarbeiter Mario Reichelt. Er fuhr im Zeitraum vom 6. bis zum 26. September insgesamt 1014,2 Kilometer mit dem Rad. „Die fleißigste Frau im Team war Kerstin Pfiel mit 814,6 Kilometern“, berichtet Sappis Pressesprecher Christian Otto. Laut der Urkunde, die der Landkreis an die beiden Bestplatzierten ihres Teams übergeben hat, sei es Sappi mit seiner Gesamtleistung gelungen, einen Ausstoß von 2145 Kilogramm Kohlendioxid zu vermeiden. Und das in nur 20 Tagen. Deutschlandweit sind bei der diesjährigen Aktion übrigens gut 113 Millionen Kilometer Radstrecke von insgesamt 537 775 Radelnden erzielt worden. Das entspricht laut stadtradeln. de 16600 Tonnen Kohlendioxid- Reduktion. „Wir haben hier auch echt einige Supersportler im Betrieb“, berichtete Tanja Schmidt aus Sappis Personalabteilung. Denn: „Jeder einzelne Kilometer zählt“, sagte die fleißigste Sappis Radlerin Pfiel.

Kreis wird Risikogebiet
Der Inzidenzwert des Landkreises ist am Freitag, 23. Oktober, auf 60,5 geklettert, womit die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen deutlich überschritten wurde. Die Folge: Maskenpflicht in allen Fußgängerzonen, auf allen Wochenmärkten, an Bahnhöfen und Zentralen Omnibusbahnhöfen – auch in Alfeld. Auf die neuen Bestimmungen verwiesen in Alfelds Fußgängerzone auch prompt neue Hinweisschilder – oder besser: laminierte Zettel an Laternen. Für Gastronomiebetriebe galt ab diesem Zeitpunkt eine Sperrfrist von 23 Uhr bis 6 Uhr. Die Kontakte im privaten Bereich wurden auf zwei Haushalte bei maximal zehn Personen begrenzt. Bürgermeister Bernd Beushausen kündigte neben „der sozialen Kontrolle“ auch intensivere Kontrollen durch das Ordnungsamt an. Die Ordnungshüter waren dabei angewiesen, bei Verstößen die jeweilige Person zu belehren. Ordnungswidrigkeitsanzeigen sollten hingegen keine ausgesprochen werden.

Kunstrasenplatz für die SV Alfeld
Der Traum von einem Kunstrasenplatz lebt. Doch muss die Realisierung weiter warten. „Es müssen viele Vorgaben eingehalten werden“, erklärte Mario Stellmacher, Baudezernent der Stadt Alfeld, während der Sitzung des Sportausschusses. Es sei leider ein „langwieriger Prozess, bis wir anfangen können, richtig zu planen“, so Stellmacher weiter. Für alle Beteiligten heiße das jetzt: „Wir müssen uns weiter in Geduld üben. Auch die Fußballer.“ Während einer vierstündigen Telefonkonferenz sprachen die Verantwortlichen der Stadt mit Vertretern des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“, die für die finanzielle Förderung zuständig sind. Ergebnis: Das Spielfeld kann gebaut werden.

November 

Charly überlebt fiese Köder-Attacke
Das ist Charly. Fünf Tage hatte er zwei Messerklingen im Magen. Eine konnte durch Erbrechen den Körper des Tieres verlassen. Die andere musste mittels Not-OP in der Tierklinik Northeim entfernt werden. Inzwischen geht es Charly wieder besser, er muss aber zum Schutz der Naht noch dieses Leibchen tragen. Zuerst hatten Birgit und ihr Ehemann Hamed Riazi angenommen, Charly habe einen Magen-Darm-Infekt. „Er hat dann viel geschlafen“, berichtet das Ehepaar. Erst als Birgit Riazi beim Aufwischen des Erbrochenen die Klinge eines Cutter-Messers entdeckt hat, sei dem Ehepaar schlagartig klar geworden, was Charly tatsächlich fehlte. Sofort sind sie zur Veterinärin Silke Faass nach Alfeld gefahren. Die schickte die beiden gleich weiter zur Tierklinik nach Northeim. „Weil der Magen aufgeschnitten werden muss, braucht man mindestens zwei Tierärzte“, erklärt Faass. Charly musste notoperiert werden. „Normalerweise nimmt man dafür einen Stab oder Ähnliches, aber weil es sich im Fall von Charly um eine Klinge handelte, musste der Tierarzt seinen Magen aufschneiden“, berichtet Birgit Riazi. Der behandelnde Tierarzt Christian Hackenbroich habe den Riazis gesagt, Charly habe ungewöhnlich viel Glück gehabt, dass er sich beim Erbrechen der ersten Klinge nicht die Speiseröhre aufgeschnitten und den Rachenraum schwer verletzt hat. Tierärztin Faass kenne das Phänomen. Sie sagt, das Auslegen solcher Köder sei pathologisch. „Das sind eher psychisch auffällige Leute, die eine falsche Selbstwahrnehmung haben und dadurch Macht ausüben wollen“, so ihre These. Den Tätern gehe es dabei vorrangig um Selbsterhöhung.

Heirat trotz Lockdown
„Es ist für uns der schönste Tag in unserem Leben. Darum haben wir den Termin nicht verschoben“, sagte die 24-jährige Braut nach der Trauung am 6. November. Dass Lena Schareina und Manuel Sauthoff heiraten, stand seit Mai 2019 fest. Damals hat der junge Mann seiner Freundin einen Heiratsantrag auf einem Fjord in Norwegen gemacht. Trotz der Corona-Auflagen hielten sie immer an ihrem Ziel fest. So kam die erlaubte Zahl von zehn Personen aus zwei Haushalten mit Masken und auf Abstand ins Alfelder Standesamt. Um die Familie zu schützen, gab es nur ein gemeinsames Hochzeitsessen in den eigenen vier Wänden. Für alle anderen Standesamtgäste endete die Trauung vor dem Rathaus. „Wir werden mit Familie und Freunden am 4. September 2021 gemeinsam feiern, darauf freuen wir uns schon jetzt“, so Lena und Manuel Sauthoff.

Gegen Gewalt an Frauen
Corona verschärft im Lockdown die häusliche Gewalt, gleichzeitig suchten weniger Gewaltopfer Hilfseinrichtungen auf, wie die Hildesheimer Beratungs- und Interventionsstelle vermutet. Deshalb erlangte die Bündnisaktion „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ in diesem Jahr zusätzlich an Bedeutung. Ab dem 25. November, dem Internationalen Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, fand eine Brötchentütenaktion statt. Dafür wurden in Stadt und Kreis Hildesheim insgesamt 35000 Brötchentüten verteilt, um Informationen über Hilfsangebote zu verbreiten. In Alfeld beteiligten sich die Bäckereien Zieseniß, Biel und Grube sowie Kioske, Backstuben und Lebensmittelläden im gesamten Leinebergland. Oft würden betroffene Frauen keine oder erst sehr spät Hilfe suchen. „Wenn es anfängt mit der häuslichen Gewalt, denken viele, es wird bestimmt besser“, so Kerstin Bötjer vom Aktionsbündnis.

Mitarbeitende Unesco-Schule
Die Carl-Benscheidt Realschule darf sich ab sofort „Mitarbeitende Unesco-Schule“ nennen. „Der Weg dahin stellte sich als eine ganz besondere Herausforderung für die Realschule dar“, so ein Schulsprecher. Vier Jahre lang bemühte sich das Team um Bettina Moormann, Birgit Hoffmann, Silke Orthuber und Florian Antosch, um die Vorgaben der Unesco letztlich zu erfüllen. „Die Leitideen im Hinblick auf eine nachhaltige Lebensweise und der Umgang auf der Erde mit Minderheiten und deren Problemen sollten uns alle interessieren und gehen alle etwas an“, sagten Orthuber und Antosch. Sie versuchen besonders bei den Schülern die Perspektiven der Denkweisen zu verändern und diese für lokale bis hin zu globalen Problemen auf der Erde zu sensibilisieren. Auch sei es ihnen wichtig, eine bewusste und nachhaltige Lebensweise zu fördern. Dabei ist es wichtig, die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken anzuregen und ihre Lebens-, als auch Konsumweise zu hinterfragen“, erklärt Antosch. Die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Fagus-Werk, Alfelds Unesco-Weltkulturerbe, soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden.

Versorgungszentrum: Kommunen reagieren auf Ärztemangel
Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) – eine Art kleine Poliklinik mit angestellten Medizinern – soll den Hausärztemangel abfedern. Ein Gutachten empfiehlt als gut erreichbaren MVZ-Standort Alfelds Alte Post an der Bahnhofstraße – jenes Gebäude, das den Rechtskonflikt mit der Sappi-Papierfabrik ausgelöst hatte. Sappi und die Stadt sind bereits vor den Verwaltungsgerichten im Streit. Als erste der sieben Mitgliedskommunen hat der Flecken Delligsen dem Vorhaben zugestimmt, ein Nebengebäude der Alten Post an der Bahnhofsstraße in ein MVZ mit drei Ärztestellen umzubauen. Die Leinebergland-Kommunen reagieren damit auf den Ärztemangel. Von insgesamt 42 niedergelassenen Hausärzten sind 18 bereits älter als 60 Jahre.

Dezember 

Willi-Nikulka-Sporthalle wird zum Impfzentrum
Für den Landkreis war die Situation ein Novum: Am 2. Dezember rief das Land Niedersachsen ein “außergewöhnliches Ereignis von landesweiter Tragweite aus“ und beauftragte den Landkreis als untere Katastrophenschutzbehörde mit der “Einrichtung und Vorbereitung zum organisatorischen und operativen Betrieb der Impfzentren“, hieß es in einer Mitteilung. Plötzlich musste also alles ganz schnell gehen: Bis zum 15. Dezember sollten die geplanten 60 Impfzentren in Niedersachsen einsatzbereit sein. Eines davon entstand auch in Alfeld: in der Willi-Nikulka- Sporthalle, die zur Alfelder Schulrat-Habermalz-Schule gehört. Vor und in der Nikulka-Halle an der Kalandstraße wuselten tagelang Menschen in blauen Uniformen hin und her, schleppten Spanplatten und Linoleumbahnen. Die Katastrophenschützer vom Technischen Hilfswerk (THW) in Elze bereiteten die Sporthalle auf ihre künftige Nutzung als Impfzentrum vor. Gleich nach dem THW kamen die Messebauer der Firma Weber Werbung aus Delligsen in die Halle. Sie hat der Landkreis beauftragt, die Halle durch Trennwände in unterschiedliche Areale zu teilen. Ob es bei dem angepeilten Starttermin am 15. Dezember bleibt, war lange Zeit fraglich. Auch beim Alfelder DRK-Chef, Mario Eißing. Denn das Deutsche Rote Kreuz soll und will Personal für das Alfelder Impfzentrum stellen. Aber: “Wir prüfen gerade, wie viele Mitarbeiter mit welchen Qualifikationen wir dafür brauchen“, so Eißing zur AZ. Immerhin solle das Impfzentrum sechs Tage die Woche, acht Stunden am Tag betrieben werden. “Der kurzfristige Termin ist eine Herausforderung für uns und alle beteiligten Hilfsorganisationen.“
Fillerturm trägt ein Stahlgerüst
Seit Jahren ist der Fillerturm ein beliebtes Ausflugsziel. Darum öffnet ihn der Verein für Heimatkunde an besonderen Tagen für Besucher. Diese schauen sich gerne die Ausstellung an und genießen bei gutem Wetter den Blick von der Empore ins Leinebergland. Nun ist das Alfelder Wahrzeichen einseitig von einem Stahlgerüst umschlossen. Laut Kreisverwaltung wurden Dachfenster und Kehlbleche saniert. Die Arbeiten, die mittlerweile erledigt seien, hätten zusammen 4400 Euro gekostet. Aktuell bleibt der Turm aber verschlossen. „Wenn die Coronakrise es wieder erlaubt, dann werden wir auch wieder Besucher hinauflassen“, so Matthias Quintel, Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde.
Cyber-Attacke auf Weinig AG
Die Weinig AG in Tauberbischofsheim ist am ersten Dezember-Wochenende Ziel einer organisierten Cyber-Attacke geworden. Zur Weinig-Gruppe, dem Weltmarktführer im Bereich Massivholzverarbeitungsmaschinen, gehört auch die in Alfeld auf dem Gelände des Fagus-Werkes beheimatete Firma Weinig GreCon GmbH. Betroffen von dem Netzangriff sind unter anderem die vier deutschen Produktionsstandorte. Wie die Weinig AG mitteilte, seien „unverzüglich die notwendigen Schritte“ eingeleitet worden, um mit schnellen, zielorientierten Maßnahmen dem Angriff entgegenzuwirken. Die Attacke habe laut Geschäftsführer Guido Kremer zu einem Totalausfall der gesamten Informationstechnik (IT) geführt. Fachleute, darunter auch externe IT-Experten, waren tagelang damit beschäftigt, wieder einen Zugriff auf die Daten zu bekommen. Büroarbeitsplätze waren längere Zeit nur stark eingeschränkt nutzbar. Die Fertigung lief dagegen weiter. Gleichzeitig seien die Ermittlungsbehörden eingeschaltet worden. Sukzessive sollen alle betroffenen Bereiche wieder an den Normalbetrieb herangeführt werden.

Erstmals seit 1923 kein Jahrmarkt
Wäre es ein „normales“ Jahr, dann hätten sich am 10. Dezember die Menschenmassen auf dem Jahrmarkt durch Alfeld geschoben. Dass Innenstadt und Marktplatz relativ menschenleer blieben, lag an der Coronapandemie. Wie in allen anderen Städten wurden auch in Alfeld sämtliche Großveranstaltungen seit März abgesagt. Normalerweise drängen sich jeweils am ersten Donnerstag nach Nikolaus vom späten Vormittag bis in die Abendstunden Tausende von Besuchern durch die Innenstadt und über den Marktplatz. Vor allem ehemalige Alfelder, die es in die Ferne verschlagen hat, kehren noch heute häufig zum Jahrmarktstag in die Stadt zurück, um gemeinsam mit alten Freunden und Bekannten zu feiern. Für den Jahrmarkt ist es die erste Absage seit 1923. Damals grassierte die Typhusepidemie in der Stadt. Sie kostete vor 97 Jahren 100 Alfelder das Leben und hatte die Stadt ein dreiviertel Jahr fest im Griff.

Quelle: Text: soweit nicht anders angegeben: Alfelder Zeitung 2020/2021 – Fotos: alt-alfeld