1988

Das war das Jahr 1988 in Stadt und Land
Alfeld im Zeichen der Sanierung:
Neues Zeitalter für die Stadt eingeläutet – Einweihung der Fußgängerzone als historisches Ereignis geleiert

Das Jahr 1988 war für die Stadt wahrhaftig nicht gerade arm an Ereignissen, dennoch stellte ein Thema nahezu alles andere weit in den Schatten. Wie bereits im Vorjahr bestimmte die Altstadtsanierung das Geschehen – inzwischen ist der erste Meilenstein gesetzt. Mit der Einweihung der Fußgängerzone in der Leinstraße begann für Alfeld ein neues Zeitalter, nicht zuletzt aus diesem Grund wird der 21. Oktober als historisches Datum in die Annalen der Stadtgeschichte eingehen.
Nach einem „Happy-End“ sah es zu Beginn des Jahres jedoch keineswegs aus. Zunächst ließ das Land Niedersachsen die Stadtväter lange zappeln, bis endlich die zugesagten Sanierungsmittel eintrafen, erst am 12. April – wesentlich später als geplant – konnte im kleinen Kreis der erste Spatenstich gesetzt werden.
An ein Ende der Arbeiten noch vor November wagte niemand zu hoffen, selbst Optimisten zeigten ernsthafte Zweifel. Vorsorglich nahmen die Planer die Pauli- sowie die Kurze Straße aus dem Programm der 1. Ausbaustufe heraus, zu groß schien der Zeitverzug.

Februar: Hannover Papier investiert 50 Mio. DM für den Umweltschutz

Dennoch hatte die Stadt schon im April einen ersten Grund zum Feiern. Kurz nach dem Sanierungsstart wurde der Parkplatz an der GudewiIIstraße fertiggestellt, rund 90 Stellplätze standen ab sofort als Ersatz für die entfallenen Parkplätze in der Innenstadt zur Verfügung.
Bereits zuvor trat zudem die neue Verkehrsführung in Kraft. Ehe nach wie vor unbekannte Scherzbolde die Kanalarbeiten in der Leinstraße mit einem U-Bahn-Schild witzig kommentierten. Erfreulicherweise erwies sich die Sorge um weitere Verzögerungen der Sanierung als unbegründet, schon im Wonnemonat Mai entspannte sich die Lage.

März: Die AlM erlebt 1988 einen neuen Besucherrekord

Diesmal früher als erwartet nahmen die ausführenden Baufirmen die 2. Phase in Angriff, während die Bürger und Politiker bereits in die Zukunft blickten und zum Teil heftig über eine offene Warne in der Marktstraße stritten.
Die Zahl der Kritiker schrumpfte allerdings zusehends, stattdessen wuchs die Begeisterung für diese Idee des Planers. Auch im Stadtrat überwog die Zustimmung, lediglich Anneliese Peck (FU) stimmte gegen das Vorhaben, das jetzt 1989 zur Freude der Alfelder verwirklicht werden soll.

März: Hochwasser verwandelt das Leinetal in eine Seenplatte

Zwischenzeitlich gingen die Arbeiten in der Leinstraße und „Unter der Kirche“ zügig weiter. Anfang August wurden unter anderem die neuen Lampen installiert, darüber hinaus stellte die Stadt am Ende des gleichen Monats die auserwählten Sitzbänke vor.
Ebenfalls im August stimmten die Politiker außerdem dem Antrag der Werbegemeinschaft zu, private Parkplätze öffentlich zu widmen und Kurzzeitparkern zur Verfügung zu stellen. Durch diese lobenswerte initiative entstanden am Perkwall weitere 275 Stellflächen in unmittelbarer Nähe der Kernstadt.

April: Ganz Alfeld lacht über das ()riginelle U-Bahn-Schild

Im Oktober liefen die Vorbereitungen für das Alfelder Jahrhundertereignis auf Hochtouren, bis zur letzten Minute wurde der sanierte Bereich so weit wie möglich auf „Hochglanz poliert“, zugleich entschloss sich die Stadt kurzfristig, die Paulistraße doch noch 1988 in Angriff zu nehmen. Als schließlich Niedersachsens Sozialminister Hermann Schnipkoweit am Freitag, 21. Oktober, offiziell das obligatorische Band durchtrennte, ließen es sich Hunderte von Alfelder Bürgern nicht nehmen, dem historischen Moment beizuwohnen.

April: Mit erheblicher Verspätung beginnen endlich die Sanierungsarbeiten in der Leinstraße

Mit Genugtuung vernahmen sie die Zusage des Ministers, Alfeld im kommenden Jahr weitere 3 Mio. DM zukommen zu lassen, ehe sie anschließend zwei Tage lang ausgelassen feierten. Tausende von Schaulustigen aus dem gesamten Altkreis und sogar weit darüber hinaus drängten zum Stadtfest in die Fußgängerzone – ein Ansturm, wie ihn die Leinstraße bisher noch nicht erlebt hatte.
Sowohl am Sonnabend wie am Sonntag hatte die Werbegemeinschaft als Veranstalter für ein farbenfrohes und abwechslungsreiches Programm gesorgt, das keine Wünsche offenließ. An allen Ecken lockten zahlreiche Aktionen und Attraktionen, zudem hatte die Geschäftswelt nach hartem Ringen einen verkaufsoffenen Sonntag durchgesetzt.
Inzwischen ist im sanierten Bereich der Alltag eingekehrt, während sich die Diskussionen in den letzten Monaten des Jahres auf den Lieferverkehr und die harte Linie der Verwaltung konzentrierten. Auch im kommenden Jahr wird die Altstadtsanierung das dominierende Thema in Alfeld sein – der erste Schritt auf dem Weg in eine lebenswertere Stadt ist vollzogen, weitere werden folgen.

Mai: Landrat Friedrich Deike setzt den Grundstein für den Neubau der Kreissparkasse


Bau- und Sanierungsboom in nahezu allen Bereichen
Zahlreiche Maßnahmen prägten In Alfeld die zurückliegenden zwölf Monate – Farbenfrohe Feste und viel Gesprächsstoff 

Die Stadtsanierung und insbesondere die Einweihung der Fußgängerzone haben dem Jahr 1988 ihren Stempel aufgedrückt, allerdings waren dies nicht die einzigen bedeutenden Ereignisse der zurückliegenden zwölf Monate. Zahlreiche weitere Themen standen nicht minder beachtet im Blickpunkt der Öffentlichkeit, darunter vielfältige Baumaßnahmen in den unterschiedlichsten Bereichen.

August: Das traditionelle Schützenfest begeistert die Alfelder

Den Auftakt bildete die Kreissparkasse Alfeld, deren HauptsteIle aus allen Nähten platzt und unbedingt einer Vergrößerung bedarf. Bereits im Januar begannen die Erdarbeiten für den Neubau am Walter-Gropius-Ring, bevor im Mai der Grundstein gelegt und im November Richtfest gefeiert werden konnte.

August: Mit einem bunten Fest feiert das Freibad sein 50jähriges Bestehen

Direkt neben dem Geldinstitut bezogen die Mitarbeiter der AOK nach einem offiziellen Festakt im September ihr neues Gebäude, nachdem das alte Haus am Marktplatz schon im März einen Käufer gefunden hatte.
Getrübt wurde die Freude der Alfelder Krankenkasse jedoch durch die Diskussionen über den drohenden Verlust ihrer Selbständigkeit – eine Hiobsbotschaft, die die AOK schockte, ehe im Dezember vorerst Entwarnung gegeben wurde.

September: Minister Schnipkoweit übergibt das AOK-Gebäude seiner Bestimmung

Für Gesprächsstoff sorgte Alfelds größter Arbeitgeber Hannover Papier, der im April eine neue Turbine installierte und außerdem 50 Mio. DM für den Umweltschutz investierte. Die neue Rauchgasentschwefelungsanlage und vor allem die damit verbundene Verfahrensumstellung brachte der Papierfabrik allerdings zunächst mehr Ärger als Schulterklopfen ein. Statt besser wurde es phasenweise schlechter, beißender Schwefelgestank in der Innenstadt erregte den Zorn der Gemüter. Inzwischen scheinen die Startschwierigkeiten behoben, zumal HP zusätzliche Sicherheitsrnaßnahmen ergriffen hat.

September: Das 15. Hirschschberger Treffen sorgt für einen emotionsgeladenen L.eserbriefstreit

Kräftig investiert wurde aber auch in anderen Bereichen. So ließ die Stadt im Freibad die Gehwege neugestalten und ein modernes Planschbecken errichten, während das Hallenbad im großen Umfang saniert werden musste. Des Weiteren erstrahlt seit September die Nikulka-Halle in neuem Glanz, bevor im Oktober über dem Erweiterungsbau des Bauhofes der Richtkranz wehte.

Oktober: Tausende drängen sich zur Einweihungsfeier in der Fußgängerzone

Die Deutsche Bundespost entschloss sich, ihr Postamt an der Bahnhofstraße für 2 Mio. DM zu renovieren. Ebenfalls erweitert und im Januar seiner Bestimmung übergeben wurde die Jugendarrestanstalt, zudem ist die Kreisstraße zwischen Warzen und Brunkensen 1988 fertiggestellt worden.
Kosten in Höhe von insgesamt 8 Mio. DM verschlang der neue OP-Trakt des Alfelder Stadt- und Kreiskrankenhauses, der im Dezember feierlich eingeweiht wurde, während ebenfalls im Dezember das alte Kriegerdenkmal am Marktplatz abgebaut wurde und jetzt saniert wird.
Doch nicht nur Baumaßnahmen bestimmten in Alfeld das Jahresgeschehen. Im März lockte die AlM erneut weit mehr als 20 000 Besucher an, bevor im August zunächst das Freibad sein 50jähriges Bestehen feierte und später die Alfelder Schützen zum traditionellen Schützenfest luden.
Im September stand die Stadt zum 15. Mal ganz im Zeichen des Hirschberger Treffens, das diesmal allerdings eine heftige AZ-Leserdebatte auslöste. Nach elf Jahren Pause wagten außerdem die Brunkenser Schützen erstmals wieder ein Dorfschützenfest, zudem ließ der Stadtjugendring im April durch den 1. Alfelder Pop-Hammer sowie Ende Juli mit dem 1. Alfelder Jugendfestival aufhorchen.

Oktober: Mit einem Tag der offenen Tür enden die Sanierungsarbeiten im Hallenbad

Obwohl die positiven Ereignisse überwogen, musste die Stadt auch Rückschläge einstecken. Trotz Rats-Resolution und großer Unterschriftenaktion im Februar ließ sich die Deutsche Bundesbahn nicht erweichen, Alfeld als Haltepunkt für den Interregio-Verkehr einzuplanen, erst 1991 wolle sie ihre Position noch einmal überdenken.
Keineswegs erfreut sind die Stadtväter zudem über die Absicht des Landes, Alfeld mehrere Landesstraßen zu übertragen, dagegen erhoffen sich SPD und Verwaltung durch den Beschluss des Rates, per Antrag, Alfeld in den Rang einer selbständigen Stadt zu stellen, positive Auswirkungen auf vielen Ebenen. Der Antrag, im November gestellt, ist bereits über den Landkreis Hildesheim im Dezember an die zuständigen Stellen weitergeleitet worden.

November: Der erste Spatenstich für die neue Sporthalle ist gesetzt

Begleitet von einem „Trauermarsch“ endete im Oktober nach 175 Jahren die Lehrerbildung in Alfeld, bevor Anfang November Landrat Friedrich Deike mit dem ersten Spatenstich für die neue Sporthalle an den Berufsbildenden Schulen wieder für eine erfreulichere Meldung sorgte. In die Schlagzeilen rückte dafür die Firma Schwarze aus Limrner, deren Arbeit auf dem Gelände des ehemaligen Kaliwerkes Desdemona in Godenau heftig kritisiert wurde. Im September standen die untragbaren Zustände auf dem Gelände im Blickpunkt, ehe im November Altlasten auf dem Grundstück entdeckt wurden.

Dezember: Der neue OP-Trakt im Krankenhaus ist fertiggestellt

„Last, but not least“ war natürlich das Wetter ein Thema. Im März verwandelten sich wie so oft die Leinewiesen in eine einzige Seenplatte, bevor Anfang Dezember Eisregen in den Wäldern des Altkreises erhebliche Schäden anrichtete.

Dezember: Schäden durch Eisregen

Quelle: Alfelder Zeitung vom 31. Dezember 1988