Für Alfeld und seine Ortsteile geht ein festliches Jahr zu Ende …Selig sind, die Frieden stiften…
…denn sie werden Kinder Gottes sein“. Die Verantwortlichen der Kirche hatten sich bei der Ausgabe der Jahreslosung 1983 einiges gedacht, als sie gerade die Unsicherheit auf dieser Welt in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellten. Sie konnten aber nicht ahnen, dass die Friedlosigkeit zu einer derart aktuellen Quelle der Angst eskalieren würde, so dass die Ausläufer bis in die letzte Provinz schwappten. Wann hat es das nach dem Krieg wie 1983 gegeben, dass Politiker in (fast) allen Ländern sich mit einer breiten Meinung gegen das Wettrüsten konfrontiert sahen? Und da unsere Volksvertreter erleben mussten, wie lebendig eine Demokratie in ihrer Sorge um die Friedenssicherung sein kann, gab es auch für den Alfelder Bereich kein Abseits vom weltweiten Geschehen. Deshalb steht bei einer Bilanz der lokalen Ereignisse als „Foto des Jahres“ die Abrüstungsphalanx der Schüler ganz vorn. Gleichgewicht des Schreckens oder einseitiger Abbau war das dominierende Thema der letzten 365 Tage. Wenn heute um Mitternacht die Sektkorken knallen und die Glocken ein neues Jahr einläuten, gehört schon viel Optimismus dazu, um unbeschwert fröhlich zu sein. Schaffen wir den Sprung hin zum meistgebrauchten Wort des Jahres, der Wende, in deren Sog wieder mehr Arbeit für alle zur Verfügung steht? Was wird aus dem Balanceakt der Supermächte auf dem Drahtseil, das sich Frieden nennt? Wen wundert es bei derart Schwergewichtigem, dass die kommenden Wahlen zum Europarat noch nicht den Aufmerksamkeitsgrad erreicht haben, der ihnen ohne Zweifel zusteht.
Mit der Forderung nach Abrüstung wurde in Alfeld der Wunsch nach einem dauerhaften Frieden unterstrichen
Hoher Besuch und seine Folgen
Alfelds Stadtväter beherbergten in den Mauern der altehrwürdigen 725jährigen Jubilarin in diesem Jahr Gäste aus aller Herren Länder. Bei vielen Delegationsempfängen musste Ludwig Köhler die dekorative Kette des Bürgermeisters umhängen, u. a. für Landesvater Ernst Albrecht. Niedersachsens Ministerpräsident verschenkte sein sprichwörtliches Lächeln im Rahmen einer Kreisbereisung huldvoll an seine Untertanen. Anders, als oft bei hohen Herren üblich, hatte er aber nicht nur Goodwill, sondern die handfeste Zusage mitgebracht, dass mit dem Bau der Nordtangente zu rechnen sei. Nun war die Reihe an den Vertretern von Rat und Verwaltung, mit ihm um die Wette zu strahlen. Hinter der Hand hörte man es tuscheln, dass dem Albrecht Konvoi, bestehend aus Dienstwagen mit dem Stern auf dem Kühler, die Fahrt in die Innenstadt nur im Schneckentempo gelungen sei. Ganz plötzlich habe es eine wahre Invasion von Lkw auf der Route gegeben. Demonstrativer war dem Gast aus der Landeshauptstadt wohl nicht klarzumachen, welcher Art von Wunsch er seine begehrte Zusage geben sollte und wo die Leinestädter der Schuh drückt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ministerpräsident Ernst Albrecht vor dem Alfelder Rathaus. Er brachte die Zusage für den Bau der Nordtangente mit
Wahlen – und Sorgen um die Arbeitsplätze
Bis die Bürger landesweit merkten, dass sie sich in einem Wahljahr befanden, dauerte es geraume Zeit. Es lag zwar genug Zündstoff in der Luft, doch mangelte es nicht an „vornehmer“ Zurückhaltung. Als es dann zwischen den Parteien zu knistern begann, verfolgte der interessierte Wähler dies bequem aus der Distanz. Die Thematik wechselte fast sprungartig und umfasste die ganze Palette vom Knatsch um die Mieten bis hin zur inneren Sicherheit und der Problematik auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt. Verbale Entgleisungen und Attacken, wie sie via Television oder Zeitung ins Haus kamen, blieben dem Alfelder Raum vorenthalten. Dr. Hanna Neumeister und Hermann Rappe konnten sich nach der Wahl beruhigt in die Augen sehen. Sie waren ihrem Stil treu geblieben und hatten in der Sache emsig, aber fair um die Gunst der Massen geworben. Rappe musste dem bundesweiten Trend Tribut zollen und besiegte die charmante Zahnärztin nur knapp. Zu viele hofften auf blitzartige Auswirkungen und Signale aus Bonn, stattdessen schnellten die Arbeitslosenzahlen weiter nach oben. Dem bundesweiten Trend folgte der heimische Markt. Den Anfang machte Wabco, rund 510 Mitarbeiter der Werke Hannover/Gronau erhielten die Kündigung. Alfelds Unternehmer waren sich in einer AZ-Umfrage einig und standen dem Aufschwung mit Pessimismus gegenüber. Mut zur Investition besaßen sie alle, wobei der größte Arbeitgeber, Hannover Papier, über Schwierigkeiten bei der Ausweitung des Firmenareals klagte. Besonders trübe beurteilten die Duinger ihre Situation. Ob man in einigen Tagen beim Neujahrsempfang des Fleckens auf ein besseres Jahr 1984 anstoßen kann?
725 Jahre Stadt Alfeld – ein Erlebnis
Vereins- und Verbandsjubiläen standen 1983 mehr denn je im gesamten Verbreitungsgebiet der AZ im Mittelpunkt. Sie alle wurden überstrahlt von der Fülle an Feierlichkeiten, die im Rahmen der 725 Jahre Stadt Alfeld über so manche Bühne gingen. Im Beisein zahlreicher Ehrengäste bildete ein Festakt in der Aula des Gymnasiums den Auftakt. Dabei stand im wahrsten Sinn des Wortes der Festredner im Mittelpunkt, was nicht unbedingt immer der Fall sein muss. Prof. Niemann erzählte den Alfeldern und ihren Besuchern aus nah und fern aber derart Interessantes über die Entwicklung der Jubilarin hin zur Industriestadt, dass der Einstieg in das festliche Jahr als gelungen bezeichnet wurde.
Der Einstieg in das festliche Jahr erfolgte in einem würdigen Rahmen
Das Eintauchen in die Historie fand seine Fortsetzung im Historischen Markt. Man muss schon sehr tief in die poetische Schatzkiste greifen, um diese Verwandlung der Bürgerschaft und ihrer Stadt zu beschreiben. Die Identifizierung der Einwohner mit dem Ereignis ließ die Herzen der Stadtväter höherschlagen. Es brauchte keinen Drehbuchautor – als die Fanfaren erklangen, erlebte Alfeld einen Jahrhunderttag, der auf seine Art malerisch schön war, wie der ganze Sommer. Die Betriebsamkeit hatte die Tradition zum Ziehvater, Alvelde erschien wiedererwacht.
Bürgermeister Köbler eröffnet die Feierleichkeiten zum 725-jährigen Jubiläum der Stadt Alfeld (Leine)
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, vereinte der Festumzug alles an Superlativen auf sich. Originalität und Masse, doch überwog einwandfrei bei den rund 3000 Umzugsteilnehmern die Klasse. „Rat und Verwaltung tagen fein, in Röllinghäuser Rotsandstein“. Mit dem deutlichen Hinweis darauf, wem ein wesentlicher Anteil an der Schönheit des Alfelder Rathauses und St. Nicolai gebührt, wanderte der 1. Preis im Festwagen-Wettbewerb berechtigt nach Röllinghausen. Dabei verdienten alle Teilnehmer Lob und Anerkennung im Übermaß. Egal, ob sie sich wie Wallensteins Truppen als Rathausstürmer betätigten, nichts anderes im Sinn, als die prallgefüllte Stadtkasse zu plündern, oder aber die Farben ihres Vereins in geschickten Variationen Revue passieren ließen. 54 Festwagen und über 100 Gruppen verliehen der Parade zu Ehren der Stadt Einmaligkeit.
Röllinghäuser Rotsandstein glänzte beim Festumzug
In Feierstimmung sorgte die Bevölkerung beim Katerfrühstück dann dafür, dass auch hier jeder Rahmen gesprengt wurde. Der Veranstalter sah sich mit Menschenmassen konfrontiert, deren Abfütterung sich als nicht einfach erwies. Ober 3000 Personen kamen zum „Essenfassen“, die letzten erhielten ihre Portionen nach ewigem Schlangestehen, als die ersten schon lange die Qualität des Bieres und der „Lüttjen Lagen“ testeten. Wer etwas später drankam, musste schneller trinken, so dass ab einem gewissen Zeitpunkt selbst Nachzügler von der schunkelnden Menge förmlich aufgesogen wurden.
Stolze 650 Jahre wurde die Alfelder Bäcker-Innung alt und unterstrich ihre Leistungskraft mit einer gelungenen Ausstellung
Museum verzeichnete Besucherrekord
Im Windschatten des Jubiläumsjahres verbuchte das Heimat- und Tiermuseum einen absoluten Rekord. 17 080 Personen kamen zu den Ausstellungen oder nahmen an den Veranstaltungen teil. Damit wurde das bisher beste Ergebnis seit der Gründung im Jahre 1928 übertroffen, das 1982 mit 13 518 Besuchern aufgestellt wurde. Zurzeit werden in beiden Häusern Renovierungsarbeiten ausgeführt. Für 1984 ist eine Änderung in dem ständigen Ausstellungsaufbau geplant.
Beide Bilder oben: Georg Stolzenberg (Foto links zusammen mit Dr. Christof Toetzke und Kreisheimatpfleger Gerhard Kraus) ließ in mühevoller Kleinarbeit Alfelder Fußballgeschichte aufleben. Die Ausstellung Im Heimatmuseum fand große Beachtung. Dort war auch für einige Wochen ein geschichtlicher Überblick von C. Behrens untergebracht, der nicht nur Firmenangehörige lnteressierte (Foto ganz oben Direktor Günther Kuhlebert bei Motiverläuterungen)
Erinnerungen an den Flop des Jahres
Schon beinahe vergessen ist das Theater um die verunglückte Volkszählung. Die Diskussionen um das Für und Wider, gepaart mit der berechtigten oder teilweise unberechtigten Angst der Bürger vor dem „Big Brother“, sammelten sich in einer großen Kampagne gegen die vielbefürchtete Schnüffelaktion. Das Bundesverfassungsgericht gab in seinem Urteil denen Recht, die aus ihrer Anti-Einstellung kein Hehl machten – die Aktion wurde verschoben. Da dies aber nicht gleichzusetzen ist mit aufgehoben, läuft der Countdown für des Dramas nächsten Akt. Einen Tag vor dem Urteil gab es in Delligsen die erste Zählerversammlung, und die Stadt Alfeld rechnete aus, dass ihr rund 23 000 DM Kosten entstanden sind.
Der Sport in einem Wechselbad
Mit der Ausrichtung des Niedersachsen-Cups und viel „Grün ringsherum“ machte der VfL Alfeld Furore bei allen, denen der Handball das liebste Kind ist. Die VfLer verstanden es, den Namen ihrer Heimatstadt in den Balkenüberschriften überregionaler Zeitungen unterzubringen, das Management des Vereins sorgte für positiven Gesprächsstoff. Bei den Fußballern ging es nach Jahren großer sportlicher Erfolge etwas bergab. Der FC Alfeld und ebenso Nachbar SV Freden mussten aus ihren Klassen absteigen und sich mit mehr oder weniger Erfolg an eine neue Umgebung gewöhnen. Die Alfelder Kicker feierten trotzdem 25 Jahre FC und 70 Jahre Fußball in Alfeld und hoffen auf bessere Zeiten. Die SVA, als größter Verein weit und breit, stellte ihre Vielfalt durch eine tolle Sportschau dar. Sämtliche Abteilungen sorgten für den richtigen Einstieg in die 125-Jahr-Feier. Gutes sportliches Nebeneinander zugunsten der Lebenshilfe demonstrierten SVA, VfL und FCA bei einer Mammutveranstaltung mit hervorragender Resonanz. Sportlich am wertvollsten ist ohne Frage die Vize-Weltmeisterschaft des Karateka Antonio Leuci. Der Alfelder errang diese hohe Auszeichnung mit der deutschen Nationalmannschaft in Kairo.
„Ein Kessel Buntes“ von Januar bis Dezember
- Nach wie vor kämpfen die Grünenplaner mit aller Kraft um ihren alten Ortsnamen
- Ludwig Köbler geht nach 28jähriger Tätigkeit als Geschäftsführer der ÖTV-Kreisverwaltung in den Ruhestand
- Sozialminister Schnipkoweit ist bei der Einweihung des Alfelder Ravenhauses dabei
- Walter Krippendorff, jahrzehntelanger Leiter der Deutschen Uhrglasfabrik Grünenplan, M.-H. Ewert, ehemaliger Lehrer am Alfelder Gymnasium und Alfelds Ehrenbürger Fritz Lampe gestorben
Alfelds Ehrenbürger Fritz Lampe (rechts) starb kurz vor seinem 90. Geburtstag
- Knappes Ergebnis: Kreisfeuerwehrverband Alfeld wird aufgelöst
- Stadt Alfeld übernimmt Patenschaft für die Panzerjägerkompanie 10 aus Hildesheim
- Wolkenbruchartige Regenfälle sorgen für eine Katastrophe. Schlammmassen wälzen sich durch Föhrste und die Börde-Dörfer
Föhrste und die Börde-Dörfer erlebten ein „Jahrhundert-Unwetter“
- Ludwig Köbler und Felix Speer rufen zu einer Spendenaktion auf
- Christof Toetzke 15 Jahre an der Spitze der Alfelder Stadtverwaltung
- Elisabeth erhält eine moderne Übertragungsanlage
- Drei Tote und sieben Schwerverletzte beim schwersten Unfall des Jahres zwischen Irmenseul und Woltershausen
- Grundsteinlegung für das neue Feuerwehrgerätehaus am Walter-Gropius-Ring
- Einweihung der „neuen“ Bürgerschule
- Toetzke wird Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Schule und Sport des Deutschen Städte- und Gemeindebundes
- Die Kali und Salz beginnt mit der Verfüllung des Schachtes „Desdemona“ in Godenau.
In Godenau wurde mit der Verfüllung des Schachtes „Desdemona“ begonnen. Die Kostprobe soll die Ungefährllchkeit der Salzlauge beweisen
Lebendiges aus dem Archiv
Die Bände der Alfelder Zeitung sprechen eine deutliche Sprache und beweisen, die letzten zwölf Monate waren nicht ohne. Auf rund 7000 Seiten versorgte Sie die Redaktion mit Wissenswertem aus aller Welt und entsprechendem Lokalkolorit. Besonders liebevoll nahmen sich die Alfelder des 500. Geburtstages von Martin Luther an und ehrten den großen Reformator mit einer Ausstellung. Was aus dem Neubau des Himmelbergturmes wird und in welcher Höhe der Spendenflut die zu erwartenden Kosten schmälert, hält das Jahr 1984 als eine von vielen Überraschungen parat.
Wie gut, dass es die Zauberkugel noch nicht gibt, die den Blick in die Zukunft schweifen lässt. George Orwells Schreckensvision vom totalen Überwachungsstaat 1984 ist einige Jahrzehnte alt. Schlimm genug, dass so manches für einen wachen Geist voraussehbar war, vor dem sich heute Menschen in aller Welt, nicht nur in Diktaturen, ängstigen. Demnach kann das neue Jahr nur noch positive Überraschungen bringen, damit es besser wird als sein Ruf, der ihm schon so lange vorauseilt.
Zum Jahreswechsel
Im Namen des Rates und der Verwaltung entrichten wir allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern unserer Stadt herzliche Neujahrsgrüße. Das zu Ende gehende Jahr stand im Zeichen der Veranstaltungen aus Anlass des 725jährigen Stadtjubiläums. So wurde in einem Festakt der Verleihung des Stadtrechts im Jahre 1258 gedacht und Zeugnis darüber abgelegt, welcher Gemeinsinn die Bürgerschaft dieser Stadt auszeichnet. Wir dürfen heute im Rückblick mit Genugtuung feststellen, dass der „Historische Markt“ am 13. August und das gemeinsame Zeltfest Anfang September mit dem herausragenden Festumzug zu einer einzigartigen Demonstration. des in dieser Stadt herrschenden Bürgersinns wurde, wobei ganz besonders auch die Mitbürger in den Ortsteilen ihre Zugehörigkeit und Verbundenheit zum Ganzen unter Beweis stellten.
Dafür gebührt allen, die an diesen Erfolgen mitgewirkt haben, ein herzlicher Dank!
An der Schwelle des Jahres 1984 müssen wir uns wiederum fragen, ob der Frieden erhalten bleibt und wie sich die wirtschaftliche Lage entwickelt. Wir müssen davon ausgehen, dass das weltpolitische Geschehen, insbesondere die allgemeine Wirtschafts- und Finanzpolitik mehr denn je die Entwicklung unserer Stadt beeinflussen wird.
Trotz aller Schwierigkeiten besteht in unserer Stadt nach wie vor kein Grund zum Pessimismus. Die notwendige Einsicht aller und ein gesundes Augenmaß für die anstehenden Probleme vorausgesetzt, wird es den Bürgern dieser Stadt gemeinsam mit Rat und Verwaltung auch in Zukunft gelingen, Alfeld lebens- und liebenswert zu erhalten. . Wir wünschen ein gesundes und friedliches 1984.
Ludwig Köbler Dr. Christof Toetzke
Bürgermeister Stadtdirektor
Zum Jahreswechsel an die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Hildesheim
Allen Angehörigen der Feuerwehren im Landkreis Hildesheim, die viele Male im zurückliegenden Jahr 1983 zum Wohle der Bürger tätig waren, spreche ich für die geleistete Arbeit, für den selbstlosen Einsatz und für das mir entgegengebrachte Vertrauen meinen herzlichen Dank aus. Bei den Politikern sowie bei den Verantwortlichen in den kommunalen und staatlichen Verwaltungen, die der Feuerwehr bei der Bewältigung der Aufgaben behilflich waren, bedanke ich mich ebenfalls.
Das Jahr 1983 stand mit der bundesweiten Brandschutzwoche unter dem Motto „Sicherheitshalber – deine Feuerwehr“. Der Bevölkerung wurde das Aufgabengebiet der Feuerwehren im Bereich des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes, der technischen Hilfeleistung und des Rettungsdienstes vorgestellt.
Für die Freiwilligen Feuerwehren wurde durch den Zusammenschluss der bisherigen Kreisfeuerwehrverbände Alfeld und Hildesheim zu einem Verband im Landkreis Hildesheim nunmehr der Grundstein für einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft gelegt, der mit 9000 Mitgliedern den zweitgrößten Kreisfeuerwehrverband im Land Niedersachsen darstellt. Tatkraft, Verantwortungsfreude und Einsatzbereitschaft, Durchstehvermögen und Eintreten für eine gute Sache sind Leitmotive der Feuerwehr. Daher richte ich an alle Frauen in der Feuerwehr, Feuerwehrmänner und Jugendfeuerwehrmitglieder die Bitte, 1984 in ehrlicher Gemeinsamkeit die vor uns liegenden Aufgaben zu lösen.
Die technische Entwicklung unseres Lebens und der Arbeitswelt wird unaufhaltsam weitergehen. Die Feuerwehren stellen sich dieser Technik mit dem Können und Wissen aus ihrem täglichen Arbeitsleben. Neue technische Errungenschaften werden dazu beitragen, die Wirksamkeit des Helfens, des Rettens und des Schützens zu verbessern. Auf die freiwillige, ehrenamtliche Hilfe kann eine Kommune in einer Zeit der knappen Finanzmittel nicht verzichten. Die Feuerwehren erfüllen damit einen wichtigen gesellschaftspolitischen Auftrag in unseren Gemeinden, was immer so bleiben möge. Allen im Brandschutz Tätigen und ihren Angehörigen wünsche ich für 1984 Gesundheit, Glück und Zufriedenheit!
Kurt Rühmkorf, Kreisbrandmeister
Lebt wohl, liebe Leser in Stadt und Land!
Chefredakteur Heinz Linke nimmt Abschied von seiner 34jährigen Arbeit in der Alfelder Zeitung
Mit dem letzten Tag dieses Jahres endet auch mein Dienst als Chefredakteur der Alfelder Zeitung. Unter einen Abschnitt ihrer Geschichte wird ein Schlussstrich gezogen. Deshalb möchte ich – auch wenn ich wegen einiger noch ausstehender Urlaubstage schon vom Verlag verabschiedet wurde – unseren Lesern dieses Kapitel noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen.
Der Eintritt ins Rentenalter hat ein doppeltes Gesicht. Es muss Abschied genommen werden von vielen Dingen, mit denen man sich das ganze Berufsleben hindurch unablässig beschäftigt hat, es wird aber auch das Tor zu einer neuen Freiheit aufgestoßen, in der selbstverständlich nicht alle alten Bindungen abgebrochen werden sollen. Doch lässt sich die Zukunft auch in diesem Falle nicht voraussagen. Sollte ich gesund bleiben, so hoffe ich, dass unsere Leser heute nicht die letzte Zeile von mir zu Gesicht bekommen.
Als die Meinungsvielfalt verkümmerte
Unsere Zeitung ist eine Heimatzeitung. Dieses Wort markiert ihre Bedeutung und ihre Grenzen, und der Auftrag der Heimatzeitung bestimmt auch die Aufgabe ihrer Redakteure. Jede einzelne Zeitungsnummer ist eine Gemeinschaftsleistung von Verlag, Redaktion, Anzeigenabteilung, Vertrieb und Herstellungstechnik. Sie ist, wenn man so will, eine Ware, die auf dem Markt verkauft werden muss – und sie ist zugleich ein geistiges Produkt. Vor dem Krieg zeichnete sich Deutschland durch eine einzigartige Zeitungsvielfalt aus, die jedoch schon im Laufe der nationalsozialistischen Herrschaft zu einer staatlich gelenkten Presse verkümmerte. Selbstverständlich gab es durchaus achtbare Versuche, den verbleibenden, immer mehr schrumpfenden Freiraum für eine gute Berichterstattung zu nutzen, doch setzte schließlich der Krieg den Schlusspunkt unter all diese Möglichkeiten.
Die Zeit der Lizenzblätter
Nach dem Krieg gab es zunächst keinen Platz für die Heimatzeitungen. Die Siegermächte vergaben an Männer ihres Vertrauens Lizenzen zur Herausgabe von Zeitungen. Diese Blätter erschienen zunächst nur in den Großstädten. In Hannover gab es vier Zeitungen, von denen eine bald wieder aufgeben musste. Die anderen drei bauten ein Netz von Bezirksausgaben auf, die auch in Alfeld ihre Leser fanden. Erst am 1. November 1949 durften die Heimatzeitungen wieder erscheinen. Unter den vielen alten Verlegern, die diese Chance sofort nutzten, befand sich auch Ewald Dobler.
Schwerer Neubeginn
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer dieser Neuanfang war, denn ich war schon von der noch im Oktober erscheinenden zweiten Probenummer an dabei. Für die wieder erscheinende Alfelder Zeitung wurde damals eine kleine, aber vollständige Redaktion etabliert, d. h. auch der politische Teil, der Sport und die Landesmeldungen wurden damals in Alfeld hergestellt. Wir belieferten damit etwa ein Dutzend südniedersächsischer Heimatzeitungen, die nicht in der Lage waren, sich eine Vollredaktion zu schaffen. Doch trotz dieser Zusammenarbeit war die Basis sehr schmal, der Zustrom alter Leser blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Immerhin war der allgemeine Teil unserer Zeitung so gut, dass sich auch kleine Zeitungen in Nordhessen anschlossen, die von Alfeld aus nicht mehr günstig zu beliefern waren. Die Zentralredaktion siedelte deshalb damals nach Frankfurt um.
Was damals wie ein Verlust für Alfeld aussah, erwies sich als Glück. Mein unmittelbarer Vorgänger Karl Granzow war ein Alfelder Junge und hatte von Anfang an erkannt, dass auf die Dauer hier nur eine Zeitung eine Chance haben konnte, die sich der Dinge annahm, die sich in der unmittelbaren Umgebung des Lesers abspielen. Von seiner genauen Kenntnis der örtlichen Verhältnisse habe ich viel profitiert. Wir waren beileibe nicht immer einer Meinung, aber nach harten Auseinandersetzungen respektierten wir uns stets gegenseitig, und es kam zu einer fast zwanzigjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit.
Dienst am Leser
Bei der selbstverständlichen Treue gegenüber den Grundsätzen des Verlegers und der schon im Anstellungsvertrag verankerten Loyalität gegenüber allen demokratischen Parteien dienten wir in erster Linie dem Leser, den wir so umfassend wie möglich über das heimatliche Geschehen zu unterrichten suchten. Dass ich meine ersten beruflichen Schritte bei einer Großstadtzeitung gemacht habe, verhinderte wohl für alle Zeiten, dass ich je in Krähwinkelei und kurzsichtigen Lokalpatriotismus verfallen konnte. Keineswegs wurde ich von allen sofort mit offenen Armen aufgenommen, es brauchte seine Zeit, bis ich hier richtig heimisch wurde. Doch diese Landschaft und ihre Menschen wuchsen mir so ans Herz, dass ich sie später auch nicht gegen verlockende Angebote eintauschen mochte.
Es gibt nicht wenige Redakteure, die aus Liebe zur Kultur und Kunst ihren Beruf ergriffen. Ich gehöre zu ihnen, und der weite Bereich des Pädagogischen, der Vermittlung von Kenntnissen und Erfahrungen also, war in diese Liebe mit eingeschlossen. Auf diesen Gebieten gelangen mir wohl auch die ersten eigenständigen Leistungen. Mein Vorgänger gab die Parole aus, dass die Kommunalpolitik durch klare und ausführliche Berichterstattung verständlich gemacht werden müsse. Auch diesem Grundsatz schloss ich mich an und setzte ihn in mehr als 20 Jahren Berichterstattung aus dem Kreistag und in mindestens ebenso langer aus dem Rat der Stadt Alfeld in die Tat um. Auch in die Kleinarbeit dieses Gremiums erhielt ich während einer 15jährigen engagierten Tätigkeit als Bürgerdeputierter im Schul- und Kulturausschuss einen tiefen Einblick. Besonders freue ich mich darüber, dass meine Theater- und Musikkritiken und die Berichte über die Bildungsarbeit, besonders die vielfältigen „Bemühungen der Volkshochschulen, zu „Markenartikeln“ geworden sind und zu unzähligen Gesprächen mit Freunden dieser Arbeit geführt haben.
Hatten die Lizenzzeitungen die wiedererstandenen Heimatzeitungen zunächst als eine kaum ernstzunehmende Konkurrenz abgetan, so wurden sie allmählich eines Besseren belehrt. Der von Anfang an gesuchte Kontakt zum Leser und der kürzere Weg der Nachrichten zum Leser zahlten sich ebenso aus wie das von den Heimatzeitungen von vornherein betonte besondere Gewicht der lokalen Berichterstattung. Nach und nach verschwanden die Bezirksausgaben der hannoverschen Zeitungen in Alfeld von der Bildfläche, als letzte Zeitung stellte die Hannoversche Presse vor gut zehn Jahren ihre Alfelder Bezirksausgabe ein, während sich die Hannoversche Allgemeine stärker auf den Nordteil des Altkreises Alfeld konzentrierte und mehrere Bezirksausgaben zu einer zusammenfasste.
Zeitung und Raumordnung
An dieser Stelle kann und soll nicht untersucht werden, wie die Verwaltungs- und Gebietsreform in diese Entwicklung hineinspielte. Die Alfelder Zeitung trat rechtzeitig und nachdrücklich für die Erhaltung des Landkreises Alfeld ein und plädierte dann, als sich dafür keine reale Chance mehr abzeichnete, für einen Leinetalkreis. Auch diese Chance ließ sich auf der politischen Ebene nicht verwirklichen. Es kam der Großkreis Hildesheim, aus dessen Bildung der Alfelder Zeitung die Aufgabe erwuchs, die Belange der Alfelder Region in diesem Gebilde mit möglichst starkem Nachdruck zu vertreten. Eine Zukunftsaufgabe wird es sein, die Behörden an ihre Dienstleistungspflicht für die Bürger zu erinnern und das Entstehen bürokratischer Machtstrukturen im Keim ersticken zu helfen.
Wer diese vielleicht etwas hart klingenden Worte liest, möge sich daran erinnern, dass zwischen der Alfelder Zeitung und den Behörden fast immer gutes Einvernehmen bestand. Das wird sich nicht ändern müssen, wenn das gegenseitige Vertrauensverhältnis erhalten bleibt, das auf Achtung voreinander beruht. Da Zeitungen auch die Stimme der Bürger sind, haben sie das Recht zur Kritik, von dem wir stets maßvoll Gebrauch gemacht haben. Mir scheint noch heute das Florett die bessere Waffe zu sein als der Holzhammer, und je weiter die demokratische Bildung der Bürger fortschreitet, um so mehr werden sie auch die feineren Nuancen in der politischen Auseinandersetzung erkennen und alle unsachlichen Vergröberungen und Verzerrungen zurückweisen.
Notwendiger Partnerwechsel
Noch einmal müssen wir einen Blick auf die Frankfurter Zentralredaktion werfen, die immer mehr kleine Zeitungen in ihre Obhut genommen hatte. Da sie auf deren Entwicklung keinen direkten Einfluss ausüben konnte, kam sie bald in die Lage eines Geleitzugs, dessen Tempo sich bekanntlich nach dem langsamsten Schiff richten muss. Die Alfelder Zeitung konnte Verbesserungen des von dort bezogenen Zeitungsteils immer schwerer durchsetzen. Da sie als Gründungsmitglied zu den „Vätern“ dieser Frankfurter Redaktion gehörte, fiel ihr die Trennung schwer. In unserem Raum gab es, wenn der Charakter der Heimatzeitung nicht verlorengehen sollte, keinen anderen Partner als die Hannoversche Allgemeine, die seitdem für den überörtlichen Teil unserer Zeitung sorgt.
Heute offen für alle
Als ich vor 15 Jahren das Amt des Chefredakteurs übernahm, in das ich fast wie selbstverständlich hineingewachsen war, musste ich eine schwere Aufgabe lösen. Bei ihrem Wiedererscheinen war die Alfelder Zeitung mit einer bürgerlich-konservativen Grundhaltung auf den Plan getreten, der die persönlichen Neigungen der Redakteure liberale Züge im Sinne freiheitlicher Gedanken hinzugefügt hatten. Die Industriestadt Alfeld wurde und wird aber seit langem von einer sozialdemokratischen Mehrheit regiert, zu der sich natürlich auch ein großer Teil unserer Leser bekennt. Das gleiche galt für den Altkreis Alfeld und gilt mit etwas anderer Gewichtung auch für den neuen Landkreis Hildesheim. Weder die dieser Richtung zuneigenden Bürger noch ihre politischen Vertreter durften auf Dauer in der Berichterstattung benachteiligt werden. Eine wahre Heimatzeitung muss auch für alle politischen Gruppierungen offen sein, so lautete unsere Erkenntnis, die nicht auf Anhieb von allen verstanden wurde. Seit wir sie in die Praxis umgesetzt haben, hat sich das Verhältnis zwischen den politischen Parteien in Alfeld weitgehend entkrampft. An die Stelle des häufig fruchtlosen Meinungsstreits trat die gemeinsame Arbeit für das Wohl der Bürger. Selbstverständlich ist das nicht oder zumindest nicht allein unser Verdienst, und schon gar nicht wird durch eine solche kommunalpolitische Grundhaltung die in Sachfragen notwendige Auseinandersetzung verkleistert.
Sprachrohr für viele
Sie, liebe Leser, können selbst darüber urteilen, wie weit es uns gelungen ist, die Zeitung zum Sprachrohr und zum Richtpunkt aller zu machen. Sie alle wissen, dass die Bezugsgelder der Leser den Aufwand in der Nachrichtenbeschaffung und ZeitungshersteIlung nur zu einem Teil decken können und der größere Teil aus dem Anzeigenaufkommen finanziert werden muss. Die heimische Wirtschaft wurde dadurch zu einer wichtigen Stütze unserer Zeitung, die umgekehrt wieder wichtige Funktionen für die Wirtschaft wahrnimmt. Auch hier kann man von einer echten Partnerschaft sprechen. Zu vielen gesellschaftlichen Gruppen unterhält die Zeitung beste Beziehungen: zu den Kirchen, den Verbänden der Kriegsopfer, zu Sportlern und Künstlern, zu Einheimischen und Vertriebenen, um nur einige zu nennen. Ich bin stolz darauf, dass wir ihnen allen in kritischer Distanz dienen konnten.
An einigen Stellen dieses Artikels konnte ich nicht umhin, von mir selbst zu sprechen. Schon bei meiner offiziellen Verabschiedung habe ich gesagt, dass die Zeitung eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Dabei habe ich allen gedankt, die an ihrer geistigen Gestalt und an ihrer technischen Herstellung mitwirken, die dafür sorgen, dass sie rechtzeitig zum Leser kommt und die alle finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen für ihr Erscheinen schaffen. Ich möchte diesen Dank hier wiederholen. Meinem Nachfolger, der Redaktion und dem Verlag wünsche ich dasselbe Vertrauen, das mir die Leser geschenkt haben, und dasselbe Glück, das mir 34 Jahre bei der Arbeit an dieser Zeitung zur Seite stand.
Quelle: Alfelder Zeitung vom 31.12.1983 – Fotos Alfelder Zeitung und alt-alfeld