1964

leinstr1964-07-sylvesterauslageEin ereignisreiches Jahr für die Stadt Alfeld
Fortschritte auf vielen Gebieten und wichtige personelle Veränderungen –
Ein Zeitungsband spiegelt Freuden und Sorgen

Das Jahr 1964 ist sicher für die meisten wie im Fluge vergangen. Wieder liegt vor uns ein dicker Zeitungsband, der getreulich alle Ereignisse und das Geschehen in der Stadt Alfeld widerspiegelt. Aus ihm stellten wir die folgende Übersicht zusammen.

Januar
„Das neue Jahr begann sehr friedlich“ hieß es in der ersten Nummer dieses Jahres. In ihr stellten wir fest, dass sich am Neujahrstag nur ein einziger Unfall ereignete. Beim Neujahrsempfang des Regierungspräsidenten wurde noch kein Termin für den Baubeginn der Pädagogischen Hochschule in Hildesheim genannt und auch bis zum Ende dieses Jahres war der erste Spatenstich noch nicht getan. Am 8. Januar mussten wir melden, dass der langjährige Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Syndikus Dr. Fritz Saß, im Alter von 59 Jahren verstorben war. Wichtig für die Sicherheit der Schüler im Straßenverkehr ist, dass am 8. Januar auch in Alfeld der Schülerlotsendienst eingeführt wurde. Die Allgemeine Ortskrankenkasse für den Kreis Alfeld feierte im Januar ihr 50jähriges Bestehen. Am 11. Januar starb  Bankdirektor Rudolf Meyer, der viele Jahre dem Rat der Stadt Alfeld angehört hatte und von 1956 bis 1961 stellvertretender Bürgermeister der Stadt Alfeld gewesen war, im Alter von 79 Jahren. Gegen Ende des Monats wurde die Wasserbohrung am Fuß der Sieben Berge fündig, durch die eine Quelle für die spätere Wasserversorgung der Stadt Alfeld erschlossen werden sollte. Am 25. Januar wurde Heinrich Sievert als Nachfolger von Willi Nikulka zum ersten Vorsitzenden des Kreissportbundes Alfeld gewählt. Die Vollversammlung der Kreishandwerkerschaft wählte Dr. Teutloff aus Hildesheim zum Nachfolger ihres verstorbenen Geschäftsführers.

Februar
Auch die Sportvereinigung Alfeld musste einen neuen Vorsitzenden anstelle von Willi Nikulka wählen, ihre Wahl fiel auf Dr. Suck während Dr. Habermalz zweiter Vorsitzender wurde. Am 1. Februar wurde Werner Traupe aus Freden einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Turngaues Alfeld gewählt. Nach den Bestandsmeldungen der Vereine hatte der Kreissportbund am 1. Januar 10370 Mitglieder.  Während Fastnacht und Karneval auch in Alfeld einige Wellen schlugen, ehrten Rat und Verwaltung der Stadt Oberamtmann Linnekugel für seine 40jährige Tätigkeit im Dienste der Stadt. In der gleichen Ratssitzung wurde mitgeteilt, dass die Mittelpunktschule für die .Alfelder Randgemeinden in Alfeld gebaut werden solle. Tatsächlich ist es aber bis zum heutigen Tage zwischen den beteiligten Gemeinden noch zu keiner Einigung über den Standort dieser Schule gekommen. Verwirklicht wurde dagegen die Anregung der Ratsherrin Frau Helene Lange, in Alfeld eine Altentagesstätte zu schaffen. Am 20. Februar berichteten wir zum ersten Mal über die weitreichenden Pläne zur Neugestaltung der Alfelder Stadtwerke, die im Laufe des Jahres schon zu einem beträchtlichen Teil in die Tat umgesetzt wurden. Auf dem Alfelder Wochenmarkt fand am Monatsende eine „Volksabstimmung“ statt, bei der sich viele Marktbesucher in Listen eintrugen, die für das Verbleiben des Marktes in der unteren Perkstraße sorgen sollten. Dort ist der Markt auch bis zum heutigen Tage geblieben. Die Studenten der überfüllten Alfelder Pädagogischen Hochschule drängten in der Immatrikulationsfeier auf den Neubau ihrer Hochschule, konnten dabei aber offensichtlich das Hildesheimer Bauvorhaben auch nicht beschleunigen.

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März
Wesentliche personelle Veränderungen gab es im Alfelder Kulturleben. Als Geschäftsführender Vorsitzender der Kulturvereinigung trat Studienrat Gerhard Most an die Stelle von Gerhard Zenke, während sein Amt als Leiter der Volkshochschule Studienrat Dr. Hans-Joachim Meyer übernahm. Auch an der Spitze des Postamts Alfeld gab es einen Wechsel. Postoberamtmann Rudolf Schmöe wurde feierlich verabschiedet, sein Nachfolger wurde Postamtmann Helmuth Onnen. Der neue Musikraum der Mittelschule wurde am 5. März eingeweiht. Der Regierungspräsident kündigte in einer Pressekonferenz den Baubeginn des Katasteramts in diesem Jahre an, tatsächlich wurden im Dezember Ausschachtungsarbeiten vorgenommen. Die DRK-Bereitschaft richtete wegen der Kündigung ihres Heims an der Göttinger Straße, das dem Neubau der Stadtwerke weichen musste, eine Resolution an die Stadt. Am 22. März nahm Rektor Längsfeld Abschied von der Schulrat-Habermalz-Schule und trat in den Ruhestand. Am 29. März feierten wir weiße Ostern.

April
Immer wieder beschäftigten wir uns mit der Alfelder Verkehrsmisere. So stellten wir am 3. April fest, dass Alfeld spätestens 1966 „verkehrsverstopft“ sein würde. Die bisherige Entwicklung hat uns recht gegeben. Anfang April wurde der Alfelder Kaiserhof an Herrn Heinz Henkel aus Isernhagen bei Hannover verkauft, der das Gebäude im Laufe des Jahres weitgehend umbauen ließ. Infolge des trockenen Frühjahrs musste die Alfelder Feuerwehr wiederholt zur Bekämpfung von  Waldbränden ausrücken. Bürgermeister und Stadtdirektor gaben am 24. April die Erklärung ab, dass die Verbesserung der Stadtdurchfahrt Landessache sei. Diese Erklärung löste zum Teil heftige Reaktionen in der Bevölkerung aus. Am 29. April wurde im Lutherhaus der Verein „Altersheim der Inneren Mission in Alfeld“ gegründet, der die Vorbereitungen für den Bau eines Altersheimes der Stadt übernahm.

Mai
In den ersten Tagen des Monats wurde das DRK-Heim in der Göttinger Straße abgerissen. Die Pädagogische Hochschule erreichte die Grenze ihres Fassungsvermögens, da ihre Studentenzahl mit der Neuimmatrikulation von 117 Studenten auf fast 400 stieg. über die Alfelder Durchfahrtsstraßen wurde in einer Ratssitzung heftig debattiert. Am 13. Mai regten wir an, die Abfahrten von der B 3 nach Alfeld besser zu beschildern. Diesem berechtigten Wunsch wurde einige Zeit später entsprochen. Im Norden der Stadt wuchs im Laufe des Jahres an den Steinköpfen ein neues Wohnviertel heran, über das wir in unserer Pfingstausgabe ausführlich berichteten. Im Rohbau vollendet wurde das neue Gebäude der Kreisverwaltung, das im Herbst sang- und klanglos bezogen wurde. Polizei-Hauptkommissar Heinrich Wekel trat seinen Dienst als neuer Leiter des Polizeiabschnitts Alfeld an. Die Friedlandglocke traf am 24. Mai auf ihrer Reise durch Niedersachsen auf dem Alfelder Marktplatz ein. Der Kreisschützenverband AIfeld weihte am 30. Mai anlässlich seines zehnjährigen Bestehens auf dem Alfelder Marktplatz eine Standarte. Am 29. Mai billigte die Generalversammlung der Molkereigenossenschaft Alfeld die Zusammenlegung der Molkereien Alfeld, Brüggen, Gronau und Eime zu einer neuen Genossenschaft mit dem Namen „Molkerei Leinetal“.

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Juni
überraschend gut fanden sich die Alfelder mit der neuen Verkehrsregelung an den Zebrastreifen ab. Die Stenografen feierten einen glänzend verlaufenen Bezirkstag. In der Hauptversammlung der Papierfabrik wurden die Pläne für den Bau eines neuen Zellstoffkochers und einer Bleicherei in Alfeld bekanntgegeben. Auf einer CDU-Frauenversammlung forderten Alfelder Frauen in einer Resolution an den niedersächsischen Verkehrsminister die Beseitigung des Verkehrschaos in der Innenstadt. Am Vorabend des 17. Juni loderte ein Mahnfeuer auf dem Steinberg. Heftige Kritik übte die Alfelder Zeitung am 24. Juni an der Zunahme der wilden Schuttplätze. Im Zusammenhang mit der geplanten Steinberg-Umgehungsstraße, deren Bau auch in diesem Jahr seiner Verwirklichung nicht näher rückte, stand eine Verkehrszählung am 25. Juni.

Juli
Die Kreissiedlungsgesellschaft kündigte auf ihrer Generalversammlung den Bau von 125 Wohnungen im neuen Geschäftsjahr an. In der Ratssitzung vom 10. Juli wurde die Asphaltierung der Marktstraße angekündigt, die dann auch als erste und einzige Maßnahme zur Verbesserung der Alfelder Ortsdurchfahrt erfolgte. Den Besuch des Bundesschatzministers hatte das Pumpspeicherwerk Erzhausen, das dann im Oktober seinen Betrieb aufnahm. Mehrfach nahmen wir im Laufe des Jahres auch gegen eine übertriebene Geheimniskrämerei im Rathaus Stellung. So forderten wir am 25. Juli, dass die Kommunalpolitik nicht zur Verwaltungsroutine erstarren dürfe. Im übrigen erwies sich der Juli als echter Ferienmonat, der zahlreiche „Tropentage“ brachte. Alfelder Jungen halfen in dieser Zeit einen deutschen Soldatenfriedhof in Frankreich instand zu setzen. Am 31. Juli berichteten wir Einzelheiten über die Pläne für eine neue Alfelder Wassergewinnungsanlage.

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August
Dänische Handballer waren Anfang des Monats in Alfeld zu Gast. Kreisheimatpfleger Barner berichtete über seine Grabungen auf der Hohen Schanze, bei der auch eine oströmische Münze ans Tageslicht kam. Der Anbau der Jugendherberge Wernershöhe wurde am 13. August gerichtet. Am 17. August wurde das neue Zweckverbandskrankenhaus auf dem Eiberg eingeweiht, an der auch Niedersachsens Sozialminister Partzsch teilnahm. Im Gebäude der Kreisverwaltung wurde ein großes Rübezahl-Standbild aufgestellt, das der Holzbildhauer K.-H. Türk schuf. Das große Treffen der Hirschberger fand am 22. und 23. August in Alfeld statt. Dabei wurde Herr Joachim Winter-Peter zum neuen Heimatkreisvertrauensmann für die Stadt Hirschberg gewählt. Schwimmer aus England und der Bürgermeister der Stadt Wakefield wurden am 24. August im Rathaus empfangen. Die Landtagsabgeordnete Frau Helene Lange erörterte mit dem Bundesverkehrsminister Seebohm die Alfelder Verkehrsprobleme. Am 25. August spielten englische Schülerinnen aus Liverpool im Kaiserhof „Der Kaufmann von Venedig“ in englischer Sprache, sie wurden am folgenden Tage im Rathaus empfangen. Die 14. Alfelder Stadtsportwoche wurde am 28. August eröffnet.

September
In mancherlei Veranstaltungen des Monats warf die Kommunalwahl ihre Schatten voraus, obwohl in Alfeld nur ein sehr gelinder Wahlkampf geführt wurde. Alfelder Gymnasiasten machten einen Tagesausflug zur Wartburg in die Sowjetzone. Am 3. September war Oberamtsrichter Karl Stiegemeyer 25 Jahre als Aufsichtsrichter in Alfeld tätig. Die für das kommende Jahr zu erwartende Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft im Kreis AIfeld beschäftigte die Haus- und Grundbesitzer auf ihrer Versammlung. Durch Erdbewegungen am Warberghang wurden die Anwohner des Tannenkamps stark beunruhigt, jedoch wurden sie glücklicherweise nicht ernstlich gefährdet. Der Kreis Alfeld war wieder- Schauplatz britischer Herbstmanöver. Bürgermeister Lange wurde am 17. September feierlich verabschiedet, wobei Sprecher beider Fraktionen ihm für 18jährige Ratsarbeit dankten- und seine Verdienste würdigten. Am 20. September versammelten sich 120 goldene und diamantene Konfirmanden in der Stadt. Am 22. September wurde das erste Richtfest der neuen Siedlung am Kuckuck  gefeiert, wo 52 Wohnungen entstehen. Bei der Kommunalwahl am 27. September wurden in der Stadt Alfeld neun Ratsherren der SPD acht der CDU und je einer von FDP und BHE gewählt.

Oktober
Eine Sportgruppe aus Stadt und Kreis AIfeld weilte bis zum 5. Oktober in Nimes in Südfrankreich. Im  Oktober machten wir uns Sorgen darüber, ob der Alfelder Bahnhof eines Tages der Rationalisierung bei der Bundesbahn zum Opfer fallen müsse. Seine Renovierung im Inneren konnte beim besten Willen nicht als Zeichen dafür gewertet werden dass er bald durch einen neuen ersetzt wird.Am 19. Oktober wurde Ludwig Köbler mit zehn Stimmen .zum neuen Bürgermeister gewählt, neun Stimmen wurden für den CDU/FDP-Kandidaten Herbert Kiszka abgegeben. Einen Tag später wurde Landrat Hinsche einstimmig wieder zum Landrat des Kreises AIfeld gewählt. Die Alfelder Schützen weihten am 22. Oktober ihren neuen Kleinkaliberschießstand ein. Beim Alfelder Fernamt wurde eine Teilautomatisierung eingeführt, mit dem Bau des neuen Fernamtes im Katthagen soll Anfang des neuen Jahres begonnen werden Die Konsumgenossenschaften Alfeld und Stadtoldendorf schlossen sich zur Konsumgenossenschaft Weser-Leine mit Sitz in Eschershausen zusammen.

November
Im Zusammenhang mit der Aufstellung eines Generalverkehrsplanes fand am 3. November eine große Verkehrszählung statt. Die Firma Ernst Binnewies, deren Alpenveilchenkulturen Alfeld weltberühmt machten, feierte am 5. November ihr 75jähriges Bestehen. Am 7. November berichteten wir über den geplanten Kirchenbau auf dem Schlehberg. Im Zuge der Neugestaltung der Stadtwerke wurde am 13. November das erste Richtfest gefeiert. Die neue über 60 Meter lange Lagerhalle war im Rohbau fertiggestellt.

Dezember
Obwohl die Ereignisse dieses Monats noch in frischer Erinnerung sind, seien einige der wichtigsten nochmals kurz genannt: Professor Dr. Heinrichs von der Pädagogischen Hochschule leitete in Hannover den ersten Versuch eines geschlossenen Schulfernsehsystems. Am 6. Dezember sang der Berliner Staats- und Domchor in der St. Nicolaikirche. Am 10. Dezember wurde in einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass die Hannoverschen Papierfabriken Alfeld-Gronau 16 Millionen DM investieren. In der Nacht zum 21. Dezember wurde die Alfelderin Ilse Rekel erdrosselt, der Täter wurde zehn Stunden später festgenommen. Der Anbau an das Schwedenhaus der namentlich mehr Platz für die Zusammenkünfte der alten Bürger schaffen sollte, wurde am 21. Dezember eingeweiht. Am gleichen Tage wurde auch der Anbau der Alfelder Mittelschule gerichtet. In der Ratssitzung am 22. Dezember wurde bei der Etatberatung mitgeteilt, dass die Stadt jährlich über eine Million DM für das neue Krankenhaus aufbringen Muss und deshalb in ihrer Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt ist. So schließen wir unseren Jahresrückblick zwar mit einer betrüblichen Feststellung ab, wir hoffen aber, dass es gelingen wird, unsere Stadt auch aus dieser Misere herauszuführen und ihr einige der Lasten zu erleichtern, die sie für eine größere Gemeinschaft zu tragen hat. Selbstverständlich mussten wir bei dieser Rückschau eine strenge Auswahl treffen, manches wichtige Ereignis, namentlich auf kulturellem Gebiet, blieb deshalb unerwähnt. Schon diese geraffte Zusammenstellung aber zeigt, dass 1964 in der Stadt Alfeld ein außerordentlich reges Leben herrschte. Möge es auch im kommenden Jahr so bleiben. Wir würden uns freuen, wenn wir unseren treuen Lesern über möglichst viele erfreuliche Ereignisse berichten konnten!

Quelle: Alfelder Zeitung vom 31.12.1964