Warne

Die Warne

Bild oben: Die Warne wurde im Mittelalter um die Stadtmauer herumgeführt. Ein Warnestrang verlief mitten durch die Stadt. Dieses Wandgemälde der mittelalterlichen Stadt zierte einstmals eine Wand im Ratskeller, eher es später leider übergemalt wurde.

Im Jahr 1317 wurde die Warne umgeleitet und erhielt im Alfelder Ortsbereich einen neuen Verlauf. Der Bach hat seinen Anfang im Bollhasen, fließt am Schiefen Holzer Berg, oft Schneider Berg genannt, in Richtung Lieth-Weg  bzw. Maate(Weg) weiter. Direkt südlich schließt sich der Solbrink an.
Ein anderes Quellgebiet liegt direkt nördlich an der Kreuzung von Säcker Straße und Warnetalstraße. Ein geografischer Sprung nach Alfeld bringt den Straßennamen „Holzer Straße“. Er deutet auf gleich drei Orte mit derselben Grundbezeichnung „Holzen“ bei derselben Richtung an: Eberholzen, Wrisbergholzen und Langenholzen. Der Stadt liegt „natürlich“ Langenholzen am nächsten. Der heutige Alfelder Ortsteil wird der Länge nach von der Warne durchflossen.
Im östlichen Dorfteil liegt der Gottesbrunnen und damit die größte Einzelquelle der Warne mit ihren sagenhaften Geschichten.  An die den Bachlauf begleitende Straße schließen sich viele Hofstellen an, die als Hägerbauernstellen entstanden sind und damit  „Holzen“ zu „Langenholzen“ machten.
Westlich vom Ortskern liegen die 1772 erbaute Mühle und das Wassergrundstück (heute Altenheim), aus dem Alfeld zeitweise sein Trinkwasser bezog. Das Gut verlagerte man von der Ortsmitte an den westlichen Gemarkungsrand, wo sich zeitweise auch die Schleifmühle bzw. Drallesche Weberei (heute zum Teil AWA- Couvert) befand.

Am Heiligenhölzchen fließt die Warne am Sportplatz des Gymnasiums vorbei. Er wurde erheblich aufgeschüttet und ist damit vor Überschwemmungen sicher. Anschließend folgt der ehemalige Eisteich der Alfelder Brauerei – „Stiefels Teich“. Sein Wasser bekam er von Quellen, die durch  den Bau des Gymnasiums verschwanden. Infolgedessen sorgt eine Leitung vom Langenholzer Wassergrundstück seitdem für einen ausgeglichenen Wasserstand. Dieser, ursprünglich zur Bierkühlung angelegte flache Teich, heißt nach den Brauereibesitzern „Greiners“  oder auch „Stiefels Teich“, wobei letzteres sich im Bewusstsein der Alfelder „durchgesetzt“ hat.

Die Warne floss bis zur Umleitung im Jahre 1317 durch den Bereich  der Weißen Erde (=Kalkmergel). Leichte Bodenerhebungen und –senken rund um die Blücherstraße, die Bezeichnungen Vorderer Siek, Hinterer Siek (=Hinsiek, ein Siek ist eine Sumpf- oder Wassergegend, vgl. auch versickern) erinnern noch an das ursprüngliche Bachbett.
Etwas irreführend ist der Straßenname „Altes Dorf“. Da man nie Gebäude in einem Feuchtbereich errichtet, weist diese Straßennamenform natürlich auf den alten Flurnamen „Hinter dem alten Dorf“ hin. Die Siedlung lag auf beiden Seiten der Gudewillstraße. Der Brunnen an der Gudewillstraße ist der letzte bauliche Rest des „Alten Dorfes“. Ganz deutlich ist das weite Warnebachtal noch zwischen Eimser Weg und Kaiser-Wilhelm-Straße erkennbar. Seine Ufer erheben sich im Süden, also am Nordrand des Alten Friedhofs, und auf der gegenüberliegenden Seite bei den Hausgärten.

An der Kaiser-Wilhelm-Straße steht das Arbeitsamt direkt im ehemaligen Bachbett, deutlich sichtbar durch eine Senke in der Fahrbahn. Die Warne floss von hier in Richtung Weinberg, der mittelalterlichen Limmer Burg, weiter. Das Erosionsmaterial der Warne wurde über lange Zeiträume hinweg in der Leine abgelagert und wird eine heute nicht mehr nachweisbare Furt ermöglicht haben. Dabei ist davon auszugehen, dass die heutigen Leinewiesen ein junges Oberflächenniveau anzeigen. Geht man davon aus, dass pro Jahrhundert rund 20cm Aufschüttungs- bzw. Erosionsmaterial hinzukamen, muss man die „Perk- wiesenoberfläche“ vor gut 1000 Jahren mindestens 2,5 bis 3m tiefer ansetzen.

Nachdem feststand, welchen Umfang die junge Stadt Alfeld haben sollte, verlegte man 1317 die Warne zunächst aus dem Blücherstraßengebiet parallel zum „Antonius-Anger“ gradlinig nach Westen. Stückweise folgt dann der Warneweg dem Wasser bis hin zum Warneverteiler. Ein Strang ging südlich der Stadt entlang und mündete bei der kleinen Brücke in den Mühlengraben. Der mittlere innerstädtische Strang  verlief an der Mauer entlang, „knickte“  dann hangabwärts in Richtung Obere Warnemühle, Marktplatz, „Rollberg“ (=Marktstraße), Untere Warnemühle ab, um ebenfalls in den Mühlengraben zu fließen. Der dritte Warneverlauf bewässerte den Befestigungsgraben östlich und nördlich der Stadt, um auch den Mühlengraben zu erreichen.
Im frühen 20. Jahrhundert wurde er teilweise umgestaltet und u. a. mit zwei Teichen, Steingärten und oft sehr seltenen Pflanzen versehen. Da diese auch der Lehrerausbildung des Lehrerseminars dienenden Änderungen aus der ehemaligen Befestigung hervorgingen und die Warne aufnahmen, sprechen die Alfelder von den Oberen und Unteren Anlagen – und nicht von einem Park.

Quellen: Gerhard Kraus, Alfeld

Siehe auch:
Warne-Hochwasser 1946
Warne-Hochwasser 2017
Warne-Hochwasser 2023