Die Hospitäler St. Pauli für Männer und St. Catharinae für Frauen lagen damals an der Ecke der Lein- und Paulistraße, dazu gehörte eine Kapelle. Um 1850 waren die Hospitalgebäude in schlechtem baulichen Zustand. Es lebten noch zehn Frauen dort, Männer nicht mehr. Das städtische Armenkollegium beschloss, die Hospitäler zu verkaufen und mit ihnen die noch sehr stabile Kapelle.
Am 1. Oktober 1855 erwarb das Bischöfliche Generalvikariat den ganzen Komplex und ließ sogleich die beiden baufälligen Hospitäler abreißen. Die Kapelle wurde erweitert und restauriert. Nach dem Um bau konnte am 7. Oktober 1857 die neue Kapelle geweiht werden. Diese kleine Kirche wurde ebenfalls der Mutter Gottes und dem HI. Bonifatius geweiht.
In die Frontmauer der Kapelle wurde ein Portal eingebaut und dem Dach ein Giebelreiter mit einer kleinen Glocke auf gesetzt. Am Eingang stand der Taufstein und im Innern der Kapelle gab es eine Marien- und Josephs-Statue. Im Jahre 1893 kam ein von Bildhauer Bütefisch aus Hildesheim aus Eichenholz geschnitzter Altar in die St. Pauli-Kapelle. Diese neue Kirche hatte 120 Plätze.
Die Schulkinder nahmen an jedem Wochentag an der Hl. Messe teil, aber am Sonntag traf sich die ganze Gemeinde zum Gottesdienst. Auch die katholischen Chris ten aus den umliegenden Orten kamen dazu nach Alfeld in die St. Pauli-Kapelle. Jeden Sonntagnachmittag war Christen- lehre, bei der alle Schulkinder zugegen sein mussten. Schule und Kirche waren damals eine Einheit. Die Schule zählte etwa 25 Kinder, erst im Jahre 1900 wurde sie zweiklassig. Aus der Reihe der Schulkinder kamen auch die Ministranten. Die frühere Schul- und Pfarrvikarie Alfeld wurde im Jahre 1895 zur selbstständigen
Pfarrei erhoben. Alfeld hatte zu diesem Zeitpunkt 4.128 Einwohner, davon waren 200 katholische Christen.
Aus: 100 Jahre St. Marien 1903-2003
1901
Die St. Pauli-Kapelle 1904
Ein absoluter Leckerbissen ist dieses Bild. Eine der ganz wenigen Aufnahmen vom Innenraum der St. Pauli-Kapelle. Diese Aufnahme entstand 1890 und wurde vom Gronauer Fotografen Wilhelm Breiner aufgenommen und zeigt den Altar vor dem ab 1855 wieder freigelegten Chorfenster. Nach der Fertigstellung der St.-Marien-Kirche gab man St. Pauli 1902 auf und ersetzte es durch ein Wohn- und Geschäftshaus.