Die St. Nicolai Kirche geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Ursprünglich war sie eine romanische Basilika, wurde aber im 14. Jahrhundert im gotischen Stil praktisch neu erbaut.
Die evangelische Kirche St. Nicolai enthält noch das Querhaus des spätromanischen Vorgängerbaus. Innerhalb der heute sechsjochigen Hallenkirche handelt es sich um das vierte Joch von Westen. Die Pfeiler haben hier für die Romanik typischen Kantensäulchen, die Gewölbe sind rippenlos. Der Ausbau des gotischen Langhauses (15. Jh.) wurde mit den drei westlichen Jochen begonnen, auf die etwas später die beiden östlichen Joche mit dem rechteckigen Chorschluss und zwei Chornebenkapellen folgten.
1409-23 entstand südlich vor dem romanischen Querhaus die Steinbergsche Kapelle (Grablege, zugleich Kircheneingang). Um 1500 wurde der mächtige Westbau erneuert, der in wesentlichen Teilen aber schon aus dem 13. Jh. stammt. Von der mittelalterlichen Ausstattung blieben nur das bemerkenswerte frühgotische Triumphkreuz der zweiten Hälfte des 13. Jh., das spätgotische Sakramentshäuschen und ein reliefverzierter Taufstein (um 1400) bewahrt. Die Steinbergsche Kapelle bewahrt den Renaissancegrabstein der Catharina von Steinberg (geb. von Hanstein, gest. 1568) und das Bild der vor dem Kruzifix Betenden auf; 1576 entstand die Grabplatte für Margarethe von Veltem.
Wenn bereits das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes etwas über dessen Entwicklung und Nutzung aussagt, dann erst recht das Innere. Dies gilt auch für die St.-Nicolai-Kirche. Sie ist das zentrale Gotteshaus für den evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Alfeld, der aus einem katholischen Archidiakonat hervorging und seit 1355 für mehrere Jahrhunderte mit dem Kloster Marienrode bei Hildesheim verbunden war.
Das Gotteshaus ist in West-Ost-Richtung gebaut und entspricht so den seit der Bronzezeit in Norddeutschland üblichen Totenkult-Häusern. Betritt man St. Nicolai durch das Westwerkportal, liegt links die heute anders genutzte St. Bartholomäuskapelle. Dort fand man bei der Renovierung 1977-78 einen mächtigen Sandsteinblock mit Metalltür, während im südlichen Turmteil zur Treppenspindel hin ein kleiner Gang festgestellt werden konnte. Unterhalb der Orgelempore kamen zahlreiche Gruftanlagen zum Vorschein. Sie waren bis zu 1,40 m hoch, 1,20 m breit und gut 2,40 m lang. Besonders fundreich war der Chorraum. Er brachte eine Fülle von Knochen bzw. Schädeln.
Zu den in der Kirche bestatteten Personen gehörten viele Geistliche, Adlige und Bürgermeister. Die übrigen Einwohner begrub man auf dem südlichen und nördlichen Kirchhof. Den Begräbnisfeiern und Gottesdiensten dienten z. B. Totenschilder, Epitaphe, Altäre, die Kanzel, Orgel, das Triumphkreuz, Sakramentshäuschen, Opferstock, Taufsteine, Glocken, Leuchter, verschiedenartige Altargeräte, viel Schriftgut, spezielle Kleidung, Musikinstrumente und Fahnen. Ferner war die Kirche mit einigen Priechen ausgestattet, so für die Kalandbruderschaft und den Stadtrat. Als neuer Friedhof kam ab 1609 der heutige „Alte Friedhof“ hinzu, während die städtische Oberschicht sich nach wie vor bei St. Nicolai bestatten ließ und zeitweise einen eigenen Begräbnisplatz beim Hörsumer Stadttor wünschte. Sie erhielt ihn um 1840 am „Alten Friedhof“ mit dem Stück, auf dem später der evangelische Kindergarten entstand.
Informationen zur „aktuellen“ St. Nicolai Kirche finden Sie auch auf den Seiten der St. Nicolai Kirchengemeinde.