25 Jahre nach dem 30-jährigen Krieg wurde in Alfeld , auf der Winde 14, von dem Stückgießer Cordt Pagel eine große Bronzeglocke für die St. Nicolaikirche gegossen. Stückgießer war damals die Bezeichnung für Geschützhersteller.
Auf ihr stand folgender Reim „Mein Schall zur Kirche ruft die Gemein, mein Gott laß ihn nie vergeblich sein. Wenn ich zum Grab dem Toten klinge, hilf, dass es Tods Erinnerung bringe. Gibs aber, dass mans nie erleb, dass ich im Unglück Zeichen geb“.
Sie war die 3. Glocke im Turm von St. Nicolai und das Geläut erklang nun im Molldreiklang A-C-E. Die Glocke, 1673 gegossen, bekam im Jahre 1699 einen Riß und im Dezember 1700 fielen Stücke von 45 –und 104 Pfund aus der Glocke heraus. Im Kirchenbuch von 1700 ist dazu vermerkt, dass sie jetzt besser klang als mit dem Riß.
Da in der damaligen schweren Zeit große Teuerung bestand, war ein Umgießen der Glocke nicht möglich. Im Jahre 1705 hatte die Kirchengemeinde wieder Geld und erteilte dem Nachfolger von Cordt Pagels ,Herrn Christian Ludwig Meier, den Auftrag, die Glocke neu zu gießen. Als Verzierung trug sie das Alfelder Wappen, über weitere Inschriften ist leider nichts bekannt.
Zusammen mit der Glocke von 1929, deren Vorgänger, gegossen 1624, und bereits 1918 vom Kaiser für die Waffenproduktion erbeten worden war , wurden 1941 beide Glocken durch das Naziregime für kriegswichtige Produktionen beschlagnahmt. Der Herr Zimmermeister Pramann aus Alfeld musste beide Glocken ausbauen und nach Hamburg abtransportieren lassen.
Für den damaligen Superindentendenten Herrn Kuhlgatz und der Kirchengemeinde war es ein großer Verlust, aber sich zu wehren, war zwecklos.
1948 wurde dann in Bockenem aus minderwertigem Schrott Ersatz für beide Glocken gegossen. Diese Stahlklangglocken der Firma Weule hatten einen hohen Kohlenstoffanteil und nur eine begrenzte Lebensdauer von ca. 60-80 Jahren. Da die Glocken von St. Nicolai viele Jahre auch für die katholische Kirchengemeinde
St. Marien geläutet haben, (bis1997) hatten unsere Stahlglocken ihre höchste Lebensdauer erreicht und wurden 2010 durch neue Bronzeglocken ersetzt.
Die ausgebauten Stahlglocken wurden nicht verschrottet, sondern an der Friedenskirche und an St. Nicolai aufgebaut.
„Mögen die Glockendenkmale daran erinnern, dass ein Leben in Frieden ein hohes Gut ist“.
Verfasser: Horst Klages, Alfeld
Klingende Glocken
Das komplette Geläut mit allen 6 (!) Glocken von St. Nicolai. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1968 und wurde von uns neu abgemischt. Um die MP3-Datei zu hören bitte auf den nachfolgenden Link klicken.
Sie hören das volle, aber mittlerweile alte Geläut von St. Nicolai aus dem Jahre 1968. hier klicken. [824 KB]
Wenn Sie hier klicken [87.593 KB] erklingt das neue, volle Geläut wie es seit 2010 aus den Türmen von St. Nicolai schallt.
Glockenturm, Glockenstuhl und natürlich die alten Glocken von St.Nicolai, so wie sie bis 2010 nach dem Ersteigen der Kirchtürme vorgefunden wurden |
Neue Glocken
Die Geburtsminuten einer Kirchenglocke
Neues Geläut für die St.-Nicolai-Kirche: Alfelder verfolgen den Guss in Karlsruhe mit.
Die Alfelder Stadtkirche St. Nicolai erhält zwei neue Glocken.
Die größere der beiden ist am Freitag in Karlsruhe gegossen worden. Aus diesem Anlass hatten 13 Mitglieder der St. Nicolai-Gemeinde Alfeld am Freitag die Glockengießerei Bachert in Karlsruhe besucht, um die Entstehung der neuen, 2200 Kilogramm schweren Glocke mitzuerleben.
Nachdem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zwei der alten Bronzeglocken der Alfelder St. Nicolaikirche für militärische Zwecke eingeschmolzen und diese später durch aus Eisenschrott hergestellte Stahlglocken ersetzt worden waren, müssen diese nun aus Altersgründen ersetzt werden.
Daher wurden zwei neue Bronzeglocken beim Glockengießer Bachert (Karlsruhe) in Auftrag gegeben.
Empfangen von der Chefin Christiane Bachert, wurden die Alfelder mit einem sehr interessanten Film in die GlockenHerstellung – Form und Guss einer Glocke – eingeführt.
Dabei erfuhren sie, dass Glocken wie schon seit Hunderten von Jahren immer noch in eine in der Erde erbauten Lehmform gegossen werden. Der Lehm wird unter anderem aus Stroh, Kälberhaaren, Pferdemist und Wasser hergestellt.
Die Besuchergruppe aus Alfeld erlebte dann den Guss in der Gießerei, der mit einem Gebet eröffnet wurde und außerordentlich eindrucksvoll war.
Nach rund 20 Minuten war die neue Glocke für St. Nicolai gegossen, die nun einige Tage abkühlen muss, bevor die Form entfernt werden kann. Die kleinere der beiden in Auftrag gegebenen Glocken war bereits fertig. Meister Bachert schlug diese an und überprüfte für seine Gäste mit entsprechendem Stimminstrumenten
den Klang der Glocke, den er als „zielgenau“ bezeichnete.
Der Besuch war hochinteressant und hat bei allen Teilnehmern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Glocken werden ausschließlich aus Bronze, bestehend aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn, gegossen.
Der Klöppel besteht aus Stahl, der weicher als die Bronze sein muss. Die Bronze hat zum Zeitpunkt des Gusses eine Temperatur von 1020 Grad Celsius. Bei der Herstellung kommt es elementar auf die Tongenauigkeit an. Wenn diese mehr als zwei Sechzehntel von der Vorgabe abweicht, wird sie verworfen. Das ist
auch deshalb so wichtig, weil alle Glocken im Kirchturm klanglich genau aufeinander abgestimmt sein müssen.
Die Firma Bachert stellt im Jahr etwa 100 Glocken her, zwei pro Woche. Sie werden stets am Freitag zur Sterbestunde Christi um 15 Uhr gegossen. Lediglich zwei Prozent aller Glocken müssen wegen Fehlerhaftigkeit wieder eingeschmolzen werden.
Als vor wenigen Jahren von einer anderen Gießerei sechs Glocken für die Frauenkirche in Leipzig hergestellt worden waren, erwiesen sich fünf von ihnen als fehlerhaft. Daraufhin hat die Firma Bachert den Auftrag bekommen, die fünf Ersatzglocken zu fertigen, was auch auf Anhieb einwandfrei gelang.
Der entscheidende Moment – die geschmolzene Bronze fließt in die Glockenform.
Sie sind da
Glockenweihe und Gemeindefest
Am 12. September 2010 war es denn nun endlich soweit, die Glocken wurden geweiht und Ihrer endgültigen Bestimmung übergeben. Dieses wurde mit einem Gemeindefest zusammen mit der Alten Lateinschule begangen, die Ihr 400-Jähriges Jubiläum im Jahr 2010 hatte.
Nachfolgend dein paar Eindrücke.
Baubeginn für Glocken-Fundament
Im Juli 2010 wurde auf dem Kirchplatz von St. Nicolai damit begonnen, ein Fundament für eine der Glocken des Geläuts zu bauen.
Die St. Nicolai Kirche ist eine der ältesten Kirchen der Stadt und zugleich eines der imposantesten Bauwerke. Ihr Geläut besteht von je her aus insgesamt 6 Glocken, welches sich aus 4 Amtsglocken und 2 Uhrzeitglocken zusammensetzt. Die Amtsglocken läuten die kirchlichen Dienste ein, wie Gottesdienste, Hochzeiten und dergleichen.
Die zwei großen Bronzeglocken aus dem Jahr 1740 wurden 1941 von den Nazis enteignet und für die Waffenproduktion in Hamburg eingeschmolzen.
Erst im Jahre 1948 erhielt die Kirchengemeinde Ersatzglocken, die in Bockenem aus Schrott gegossen wurden. Leider haben diese Glocken aus Eisenguss nur eine begrenzte Lebensdauer von ca. 60-80 Jahren. Diese beiden Glocken haben nach einem Gutachten des Glockensachverständigen der Landeskirche nunmehr das Ende ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Um das traditionsreiche volle Geläut unserer Kirche zu erhalten ist eine Neuanschaffung der beiden Glocken unumgänglich geworden.
Die beiden neuen Glocken wurden am 06. August 2010 in Karlsruhe im Beisein einiger Mitglieder der Kirchengemeinde gegossen und am 12. September 2010 im Rahmen eines Gemeindefestes und der 400-Jahr Feier der Alten Lateinschule feierlich geweiht.
Eine der beiden alten Glocken wird nun auf dem Fundament vor den Türmen von St. Nicolai ihren Lebensabend als historisches Denkmal verbringen.
Die zweite Glocke geht als Spende an die Gemeinde der Friedenskirche an den Steinköpfen in Alfeld.
v.l.n.r.: Horst Klages, Bernhard Anders, Michael Lisner, Olaf Pfeiffer, Uwe Röbbeln
Alte Glocke auf neuem Fundament
Die größere der beiden alten Glocken von St. Nicolai wurde jetzt Dank tatkräftiger Unterstützung zweier Mitglieder des Männerkreises der Alfelder Friedenskirchengemeinde auf ihren letzten Ruheplatz auf dem Kirchplatz von St. Nicolai gesetzt.
Fortan bildet sie, zusammen mit dem Hirschberger-Gedenkstein, eine neuen Blickfang im Schatten der Türm von St. Nicolai. Somit erhält Alfeld ein weiteres Ausstellungsstück zur Stadtgeschichte.
Die kleinere Glocke wurde vor dem Glockenturm der Friedenskirche aufgestellt.
Zwischenzeitlich wurde die alte Eisenglocke mit einem Schutzanstrich gegen Rost versehen und ein Hinweisschicld wurde aufgestellt | Foto folgt |
Friedenskirchengemeinde stellt Glocke auf
Mit einer feierlichen Andacht, in der die Geschichte der Glocken noch einmal Revue passierte, begann die Friedenskirchengemeinde am 11. Dezember 2010 eine besondere Feier.
Eine der ehemaligen St. Nicolai Glocken wurde vom Männerkreis der Friedenskirche vor der Kirche mit Hilfe eines Kranes aufgestellt. Unter Beifall der Gemeindemitglieder bekam die kleinere der beiden ehemaligen Glocken nun auch endlich ihren letzten Ruheplatz.
Diese kleine Glocke wurde aus Kriegsschrott gegossen und hat den Zenit Ihres Lebens laut Gutachten des Glockensachverständigen überschritten.
Somit schließt sich der Kreis der beiden Glocken die durch neue im Geläut von St. Nicolai ersetzt wurden.