Mit dem Aufkommen der Industrie in Alfeld wuchs auch die Zahl der Katholiken in der Stadt und in den umliegenden Ortschaf ten. Nach den Aufschreibungen von Pastor Karl Behrens waren es in der Gemeinde Alfeld 1902 ungefähr 440 Katholiken. Es waren etwa 20 Dörfer aus dem Kreis Alfeld und den braunschweigischen Kreisen Gandersheim und Holzminden, die von Alfeld aus betreut werden mussten.
Die St. Pauli-Kapelle an der Ecke Lein- und Paulistraße wurde zu klein. Man musste sich nach einem größeren Gotteshaus umsehen. Die Kapelle wurde verkauft und abgebrochen. Die katholische Gemeinde erwarb dafür ein Grundstück an der Ecke Bismarck- und Marienstraße.
Der Grundstein für die neue Kirche „Herz Mariä“ wurde 1902 gelegt, gleichzeitig wurde das Pfarrhaus gebaut. Im folgenden Jahr 1903 konnte die Kirche, die in neu gotischem Baustil errichtet wurde, vollendet und am Pfingstfest 1903 eingeweiht werden.
Der Baugrund bestand aus Mergel. Der Sockel war aus Dolomitsteinen und das übrige Bauwerk in Backsteinrohbau auf abwechselnden Putzflächen hergestellt. Der Glockenturm lag an der Westseite und war 38 Meter hoch, hier befand sich auch das Hauptportal. An den Turm schloss sich nördlich ein kreisförmiger Treppenaufgang zur Orgel und den Glocken an. Das Kirchenschiff war 20 Meter lang. Ein zweiter Eingang befand sich an der Marienstraße. An der Südseite lag die Sakristei. Die Fenster waren in Bleiverglasung gefertigt und stellten im Chor zwei Heilige dar.
Bereits in den 40er Jahren zeigten sich große Risse im Mauerwerk der Kirche. Das Gewölbe löste sich vom Chor, so dass man von der Kommunionbank den Dachstuhl sehen konnte. Der Glockenturm war mit den beiden Außenmauern verankert. Da der Baugrund Mergel keine ausreichende Festigkeit bot, hatte sich der Turm etwa 6o cm nach der Straßenseite gesenkt und so durch die Verankerung mit den Mauern die Risse verursacht. Vom Chor her wurde das Gewölbe dann 1950 unterfangen, und die Gefahr war kurzfristig beseitigt.
Durch die Förderung des Industrievereins erhielt die Kirche 1952 eine schöne, alte Madonnenstatue, eine Kölner Arbeit aus dem 15. Jahrhundert.
Der Zustand der alten Marienkirche wurde immer bedrohlicher, und ein fast diagonal verlaufender Riss zwischen Kirchenschiff und Turm drohte, die Kirche auseinander zu reißen. Es wurde ein Bauunternehmen beauftragt, den Untergrund der Kirche zu untersuchen. Man kam zu dem Ergebnis, dass auch in zehn bis elf Metern Tiefe noch kein fester Grund vorhanden war. Unter dem Mergelboden wurde nur mooriger und somit kaum Halt bietender Grund gefunden. Damit war die Entscheidung gefallen.
Die Kirche „Herz Maria“ musste abgerissen werden.
Außenansichten
Beschreibung der alten Kirche
Leider finden wir heute nur noch wenig über die alte Kirche. Sie wurde erbaut vom damaligen Diözesanbaumeister Herzog im zu der Zeit üblichen neugotischen Stil. 1903 wurde das Gotteshaus geweiht, deshalb unsere Festschrift zum Hundertjährigen, aber die Erinnerung an sie ist in unserer schnelllebigen Zeit verblasst. Wir fanden noch einige Bilder, deren Reproduktion die Kirche und das prachtvolle Innere dieser Kirche im alten Stil wiedergeben.
1905 wurde auch das Pfarrhaus fertig. Es diente seitdem und bis heute dem Pfarrer als Wohnstätte und in der Anfangszeit, ja bis zur Errichtung des Pfarrzentrums mit der neuen Kirche, auch als Verwaltungszentrum der St.-Marien-Gemeinde und zu Unterrichtszwecken, insbesondere in den Zeiten der Kirchenverfolgung und in den Nachkriegsjahren.
Innenansichten
Zwei Bilder aus den 60er Jahren:
1960er | 1967 – Winterstimmung |
Noch drei Bilder aus den 60ern:
1968 | 1968 | 1969 |
Die „NEUE“ St. Marienkirche
1969 – Grundsteinlegung | 1970 – Im Bau | |
1970er | 2003 | |
2007 – Der neue Glockenturm |
Quelle (Text): 100 Jahre St. Marien 1903-2003