Unter dem heutigen Parkplatz des Alfelder Hallenbads stand bis 1972 ein Mehrfamilienhaus der Hannoverschen Papierfabrik. Ich habe in der Zeit von 1943—1952 darin gewohnt. Dieses Haus, von mir liebevoll „Fuchsbau“ genannt, war für uns Kinder ein herrliches Spielparadies. Den Namen verdankte es seinem Standort. Tief in die Mulde des Südwalls geduckt, konnte man von der Straße her nur seinen Dachgiebel sehen. Der tiefe Standort dieses Hauses war der Grund, warum dieses Gebäude im 18. Jahrhundert als Ölmühle benutzt wurde. Das Warnewasser, aus den oberen Anlagen kommend, floss unter der Winzenburger Straße hindurch, musste dann einen Höhenunterschied von ca. acht Metern überwinden, um dann ruhig am Haus entlang Richtung Leine weiterzufließen.
Die Kraft des Wassers hatten die Alfelder erkannt, und es wurde diese Mühle gebaut, in der man aus Raps Öl gewann.
Auch in der Zeit, als ich mit meinen Eltern in diesem Haus wohnte, floss das Wasser der Warne noch immer dicht an den inzwischen rissig gewordenen Kellerwänden entlang. Führte die Warne Hochwasser, drang das Wasser in den Keller ein, wir mussten unsere Schweine herausholen und auf den höher liegenden Hof bringen. Dass diese Arbeit nicht immer ganz einfach war, lässt sich sicher denken.
Meine Großmutter wurde einmal vom Hochwasser überrascht, als sie im hinteren Vorratskeller Kartoffeln abkeimte. Das Wasser stieg so schnell, dass mein Vater in größter Eile seine riesigen Gummistiefel, die bis an die Hüften reichten, anzog, ins Wasser stieg und meine Großmutter auf dem Rücken herausholte.
Für mich waren das immer aufregende Erlebnisse.
1952 sollte das Haus wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Aber durch die noch herrschende Wohnungsnot wurde mein liebes, altes Haus wieder voll bezogen und bot noch viele Jahre hindurch Wohnung für Werksangehörige.
1972 fiel es dann endgültig der Planierraupe zum Opfer, wurde eingerissen, zugeschüttet; und es entstand der Parkplatz des Alfelder Hallenbads am Südwall.
Ursel Sandvoß, aus „Alfelder Geschichten“ Herausgegeben von einer Alfelder Arbeitsgemeinschaft im Jubiläumsjahr 1983