Der Stammtisch war verödet, nur drei Mitglieder hatten sich um den Präsidenten geschart, der etwas unwillig dreinschaute. „Wo sind sie?“ fragte erDer Jurist beruhigte den Boss“. „Sie kommen etwas später, die meisten befinden sich auf der Jagd und lassen sich durch mich entschuldigen. Aber sie kommen sicher bald.Die Wartezeit dauerte auch nicht lange, dann erscholl durch die alten Gewölbe des Ratskellers uriger Hörnerklang. Es erscholl das Jagdsignal „Sau tot“, oder sollte es wenigstens sein. Der Bläser gab sich alle Mühe.
Herein strömte die ganze Bande, hoch gestimmt und voller Freude. Dem Präsidenten wurde gemeldet: „Die Strecke beträgt ein Keiler, sie ist zu besichtigen.“
Man hatte Jagdglück gehabt an dem Tag und sich gleich etwas ausgedacht. An die Folgen dieses Nachdenkens erinnert man sich heute in einschlägigen Kreisen noch voller Freude. Der Keiler lag in einem Transporter, den man rückwärts vor die Ratskellertür gefahren hatte, und so schien der Keiler mit offenen Lichtern in den Keller zu sehen.
Der Präsident – kein Jäger, das muss erwähnt werden, nahte sich dem erlegten Tier mit langsamen und vorsichtigen Schritten, stieg langsam die fünf Stufen hinauf, streckte die Hand aus, berührt das Haupt des Keilers nur zögernd und stellte klar und deutlich fest: „Offensichtlich tot“.
Da wären bald einige Jäger vor Ergriffenheit die Treppe hinunter gefallen.
Bevor nun die Beute tot getrunken wurde, machte der glückliche Waidmann dem Präsidenten noch eine traurige Mitteilung. „Leider, Herr Präsident ist ein kleines Malheur passiert: Die Sau hat einen Treiber angefallen und ihn nicht unerheblich am Bein verletzt. Er sitzt vorne im Transporter. Wir müssen ihn herausholen und einen Doktor rufen, der ihn versorgt.“
Sie trugen den baumlangen Treiber hinein und legten ihn mitten auf den Stammtisch. Das eine Bein baumelte herab und trug einen blutgetränkten Verband. Was die Jäger fachgerecht mit einem Glas .Rotwein simuliert hatten. Es wirkte wie echt. Auch das Stöhnen. Es klang herzerweichend.
Der Präsident lief hin und her wie ein aufgescheuchtes Huhn „Der Mann verblutet ja, ein Arzt muss her und, Herr Ober, bitte ein Glas Wasser.“ Bei dem Wort „Wasser“ schien der Verunglückte zu erschauern. „Bitte kein Wasser “ stöhnte er, „lieber einen Cognac, mir wird sonst schlecht.“ „Uns ist es auch nicht gut“, echoten die Waidmänner unisono, „wir können auch nicht mit ansehen wie er leidet.“ Die Runde Cognac kam, vom Stammtisch-Arzt war zu hören, er hätte einen schweren Tag gehabt und mache den Quatsch nicht mit. Der zweite Arzt, auch ein guter Bekannter. Hatte grade nichts zu tun „Ich komme, und mache das Theater mit.“ Man hatte ihn gründlich instruiert. Inzwischen nahm das Stöhnen am Stammtisch kein Ende und immer wieder der Ruf nach hochprozentiger Betäubung.
„Sonst halte ich das nicht aus“, sagte der Treiber und den Waidmännern ging es genauso.
Eine Runde folgte der anderen bis der Arzt erschien der die ganze Bande in den Nebenraum jagte. „Ich muss den Mann in Ruhe untersuchen.“
Nebenan wurde weiter zur Beruhigung Cognac getrunken, dann erschien der Medizinmann mit sorgenvollem Gesicht. „Ihr könnt wieder reinkommen.“ Dann erklärte er dass der Mann Ruhe benötige, er die Blutung stillen konnte, man den Verletzten aber nach Haus bringen sollte. Zur Beruhigung und Schmerzstillung empfehle er … Cognac. Dann Bettruhe. Die Frage des Herrn Präsidenten, ob das Bein amputiert werden müsse, verneinte der Mediziner. Das kriegen wir schon so wieder hin. „
Die Frau des Treibers, ebenfalls telefonisch instruiert, holte ihren Mann nach einer Stunde ab. Da konnte er tatsächlich nicht mehr gehen, wegen des Beruhigungsgetränks. Und beim Hinausgehen humpelte er auch noch auf dem falschen Bein. Aber das merkte keiner aus der Gesellschaft mehr… Als die Stammtischbrüder und Waidmänner die Sorge los waren, wurde die Sau tot getrunken.
Es wurden viele lustige Lieder gesungen, von dem Jäger, vor dem sich das Mädchen in Acht nehmen soll, oder von dem aus Kurpfalz, der durch den Hühnerstall geritten war und sich den Hals gebrochen hat – wobei man sich noch ganz kurz an den Treiber erinnerte – und an die anderen Waidgenossen, die Hirsche in wilden Forsten gleich reihenweise erlegten und auch den Adler nicht verschonten, der auf der Klippe hauste. Es waren auch einige Gesänge darunter, die man sozusagen hinter vorgehaltener Hand intonierte, weil sie aus einer der unteren Schubladen geholt wurden.
Und der denkwürdige Abend wurde waidgerecht, wie er auch begonnen hatte, mit Hörnerklang beendet.
Der Herr Präsident, der die Rechnung bezahlte, sie lautete über 82,50 für Cognac und die herzliche Bitte äußerte, die nächste Jagd nicht gerade auf den Tag zu legen ,an dem der Stammtisch tage, schließlich sei er kein Krösus, überreichte Herrn Oberkellner Fritze den Schein mit einem „Waidmannsheil“. Dieser antwortete ob des reichlichen Trinkgeldes mit einem herzlichen „Waidmann – Dankeschön.“