In unserer Alt-Alfelder Runde überlegten wir uns, in einmal den Jahrmarkt und Weihnachten im Wandel der Zeiten zu beleuchten. Unsere Fundquelle musste im Wesentlichen unsere Heimatzeitung sein (Alfelder Zeitung.).
Schorse Stolzenberg hat den Band von 1876 hervorgeholt und staunend lesen wir hier: „8. Dezember 1876. Der Verkehr war gestern anlässlich des Weihnachtsmarktes in unserer Stadt ein außerordentlich reger. Selten ist einer unserer Märkte so frequentiert gewesen, wie der letzte. Mit einer großen Anzahl Zucker- und Krambuden war auch der Ledermarkt reichhaltiger als sonst. Ebenfalls waren die verschiedenartigen Künstler vertreten, Musikanten mit und ohne Mordgeschichten. Eine Riesendame, ein Wahrsager usw. Selbst ein Schüler der Kapitäns Walton machte in dem bekannten Schwimmanzuge durch die Straßen der Stadt die Runde und produzierte sich dann später an der Leine, unterhalb der Langen Brücke. Während ein zahlreiches Publikum von der Wiese und der Langen Brücke die Leistungen bestaunte“. Soweit diese Jahrmarkts-Notiz. Der nach St. Nicolaus benannte Markt war zu allen Zeiten unserer Alfelder Geschichte ein ganz besonderes Ereignis. Natürlich sind die Aufzeichnungen spärlich, die Zeitung erschien ja auch nur zweimal in der Woche.
Interessanter ist schon der Anzeigenteil. So annonciert am 1. Dezember 1876 die Firma Koch & Dralle Porzellan, Glas- und Luxusartikel als Weihnachtsgeschenke. Im lokalen Teil bittet der hiesige Frauenverein die Bewohner Alfelds herzlich und dringend, auch der armen und notleidenden Menschen freundlich zu gedenken, um beizutragen, dass denselben Weihnachtsfreude bereitet und ihre Not gelindert werde. Gaben jeder Art, welche man dem Verein rechtzeitig übergeben wolle, würden dankbar empfangen und gewissenhaft verteilt werden.
Eine weitere Annonce gibt die Bäckerei Engelbrecht aus Gerzen auf. Sie empfiehlt Zuckerkuchen zum Preise von 1 Mark 50 Pf g., 2 Mark und 3 Mark. Eine weitere Anzeige lautet: „ Auf mein reichhaltiges Lager an Spirituosen der Firma Johann Wilhelm Ahles-Hannover sowie Punsch-und Drogenextrakten erlaube ich mir zum bevorstehendem Fest ergebenst aufmerksam zu machen. Alfeld, G. H.Rinne.“
Die Alfelder verstanden also, eine echte Weihnacht zu feiern, und wenn die Glocken von St. Nicolai die Weihnacht vor hundert Jahren einläuteten, dann hatten sie den Zuckerkuchen im Hause und die Getränke waren da. Aber sie hatten auch in echt christlicher Nächstenliebe der Armen der Stadt gedacht.
Wir blättern in den Zeitungsbänden nun 10 Jahre weiter – es ist 1886 und es ist wieder Jahrmarkt und der 10. Dezember. Hier heißt es: „Der gestrige Jahrmarkt war vom Wetter begünstigt, von Käufern und Verkäufern gut besucht. Gaukler und sonstige Schaustellungen waren schwach vertreten, während Leierkasten und andere Musikinstrumente gut vorhanden waren. Der Markt selbst konzentrierte sich mehr auf das eigentliche Geschäft. Es fand auf den Straßen ein lebhafter Verkehr statt.“
Wir finden eine Anzeige mit folgendem Text: „Den Einwohnern von Alfeld und Umgebung teile ich mit, dass soeben eine Sendung echt Kulmbacher Bier eingetroffen ist und empfehle solches in Originalfässern und Flaschen, C. Hennies.“
Die Begehrlichkeiten haben sich in den 70er Jahren unseres Jahrhunderts gewandelt. Da waren zum Beispiel Spielwaren und dergleichen in buntester Menge zu haben bei Otto Pickerott, A. Grosche, K. E. Bluess, Regenschirme und Holzwaren bei Karl Stammelbach, Heinrich Stammelbach und M. Dierking, Goldwaren bei A. von Hinten, Hüte und Pelzwaren bei Julius Pickerott, Christian Buhmann und Chr. W. Grüne, Uhren bei Franz Hohmeier und Fritz Mundt. Zigarren bei August Röttger und Gesangbücher bei H. Osten.
Für Eisenwaren wie Haushaltungsgegenstände hatten wir die Firma Koch & Dralle, bekanntlich ein Spezialgeschäft, wie es sie selten in kleineren Städten gab. Dasselbe galt für die Firma Carl Tappe, Modewaren, die stets das Neueste und Eleganteste bot.
W. ]. Rockahr bot reizende Mettlacher Sachen, Majoliken, Terracotta- und Porzellanwaren, außerdem war er eine billige Bezugsquelle für die beliebten Marcart-Buquets.
Zierrat zur Ausschmückung des Weihnachtsbaumes besorgte man sich außer in den oben genannten Geschäften bei den Firmen H. Knauer, C. W. Mundt, Ernst Pickerott, Henry Fricke oder in der Adler-Drogerie. Welch eine Fülle von Alfelder Geschäftsnamen. (Einige existierten 1976 noch, als die Alt-Alfelder Geschichten aufgeschrieben wurden. Heute besteht aus obiger Aufzählung nur noch die Firma Mundt.)
Noch ein Blick in die Tageszeitung von 1896: „Empfehle geräucherte, einmarinierte Fische jeder Art, ebenso Wal- und Haselnüsse, Apfelsinen, Kokosnüsse F. W. Loges – Alfeld.“ Im selben Jahr finden wir auch eine „Amtliche Bekanntmachung“ mit folgendem Wortlaut: „Am letzten Sonntag vor Weihnachten dürfen die Verkaufsladen bis 8 Uhr abends geöffnet bleiben. Der Landrat Kirchner“.
Otto Heyde bietet in der Weihnachtszeit Damenzug- und Schnürstiefel für 4,50 Mark an, Herren- und Knabenkonfektion, Herren-Barchenhemd für 1 Mark, Herren-Unterhosen für 90 Pfennig. Und in der Neujahrsausgabe von 1897 konnte man lesen: „Zähne werden schmerzlos eingesetzt, plombiert und ausgezogen bei A. von Hinten, Leinstraße Nr. 12″.
Quelle: Anneliese Peck & SIEBEN: Dezember 1998