Hans-Robert Röttger ist zwar einer der aktivsten Erzähler in unserer Runde, aber vom Alfelder Junggesellen-Club hat er noch nicht berichtet. Das blieb Willy Pickerott, der um seinen Namen „Mütze“ nun wirklich nicht böse ist, vorbehalten. Dieser Jjunggesellen-Club soll wöchentlich einmal im Ratskeller getagt haben und zwar im hinteren Clubraum, denn dort stand das Klavier und die musikalischen Darbietungen waren immer erwünscht. Erst zu später Stunde fand sich diese Vereinigung dann gesellig mit dem im vorderen Teil des Ratskellers tagenden Stammtische „Rudi“ zusammen. Mütze Pickerott weiß sogar von Modenschauen zu bereichten. Er ist ja ein Meister auf diesem Gebiet und versteht es nicht nur hervorragende Pelzmäntel zu arbeiten, sondern auch seine Erzeugnisse im Rahmen von Modenschauen der Alfelder Geschäftswelt vorzuführen. So war es jedenfalls in früheren Jahren. Die kleine Modenschau fand gelegenlich im Ratskeller Stadt, wenn jemand einen neuen Anzug erworben hatte, dann wurde er wie auf dem Steg vorgeführt.
Doch dieser Junggesellen-Club schmiedete seine Pläne um sich in Alfeld und Umgebung entsprechend bekannt zu machen. So geht die Geschichte vom Abbruch eines alten Gebäudes, das von der Familie Sievers in den Anlagen erworben wurde. Der Junggesellen-Club hatte sich mit Einreißseilen bewaffnet und zog nun entsprechend auf einer Gebäudeecke, damit das Ding in die Kippe kam. Es krachte auch zusammen. Der Mulm war namenlos und hier war nun eine Idee zum Tragen gekommen, die wirklich einmalig ist. Die Junggesellen hatten das Bier in 10-üter-Eimern mitgebracht und hatten eine Schöpfkelle dabei und jeder bekam in regelmäßigen Abständen eine Kelle voll Bier serviert. Es sollen auch noch über dieses Abbruchgeschäft entsprechende schriftliche Vereinbarungen bestehen. Sicher werden diese Verträge vielleicht auch einmal für Alfelds Großabbruch-Unternehmer „Putzer“ Schwarze aus Limmer von Interesse. Mann kann ja nie wissen,…
Eine „Heldentat“ besonderer Art leistete sich der Junggesellen-Club mit der Sperrung des Alfelder Südwalls. Man muss sich vorstellen, die Arbeiter wollen morgens über den Südwall, als das Radfahren dort zwar verboten war, aus Gewohnheit fahren. Doch unten zwischen dem Bekleidungshaus Notbohm und der Deutschen Bank ist die Sperre aufgebaut. Die Bürger vom Südwall konnten alle ihre Gartentüren, die von den Mitgliedern des Junggesellen-Clubs ausgehängt waren, dort wieder finden. Dieser Schabernack sollte nicht ohne Folgen bleiben. Die Gerichtsvorladungen trafen mit einer nicht erwarteten Pünktlichkeit ein. Willy Pickerott und ein Teil seiner Freunde saßen wegen „groben Unfugs“ angeklagt im Alfelder Amtsgericht. Der Aufsichtführende Richter, Oberamtsrichter Karl Stiegemeyer, donnerte zwar entsprechend die Täter an, aber alle waren wohl froh, dass er für ihren jungendlichen Leichtsinn doch das notwendige Verständnis aufzubringen verstand.
Die Strafen sollen erträglich ausgefallen sein – wohl 10,-Mark pro Mann.
Es gibt noch eine andere Geschichte dieses Junggesellen-Clubs, das war die Fredener-Reise. Horst Kummer war Besitzer eines 18-Personen-Bus-ses. Ob er tatsächlich für die Beförderung von 18 Personen zugelassen war, soll dahingestellt bleiben. Fest steht jedenfalls, dass er schon von 18 Alfelder Junggesellen benutzt wurde. Das Aufregende an diesem Bus war, dass er schon eine ausfahrbare Antenne hatte, denn Horst Kummer war ja von je her nicht nur reiterlich, sondern auch technisch interessiert. Es ging die Kunde, dass in der Gastwirtschaft Hagemeyer in Freden eine Konfirmationsfeier stattfinden sollte. Mitglieder des Junggesellen-Clubs gaben sich die besondere Ehre auf ihre Art an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Auf dem Saale war der Festtagskuchen aufgesstellt und die Junggesellen säbelten sich erstmal jeder ein ordentliches Stück ab. Die Beute wurde unter dem Rock verborgen. Auf die verschmierten Hemden kam es scheinbar nicht an, denn sie waren noch auf der Rückfahrt mit Zuckerkuchen-Mahlzeit beschäftigt. Doch nicht nur der festtägliche Zuckerkuchen war den Alfelder Besuchern zum Opfer gefallen, sie wussten auch, dass Hagemeyers kleine Ferkel hatten. Diese Ferkel wurden alle in den Saal gebracht. Das war vielleicht eine schöne Schweinerei! Als die kleinen Fickel auf den gebohnerten Tanzboden herzumquiekten. Aber die ungebetenen Gäste waren schon lange mit ihrem Bus wieder in Richtung Alfeld verschwunden und widmeten sich dem Zuckerkuchen-Genuss. Es ist aber anzunehmen, dass sie auf ihre Art die Sache mit allem Anstand zu guter letzt geregelt haben, denn sie wollten ja nur ihren Spaß haben.
Zu diesen Späßen gehörte auch das Umsetzen des schon oft zitierten kleinen Hanomag, der heute noch im Alfelder Stadtverkehr seinen festen Platz hat, der erste Besitzer des Neuwagens war der Alfelder Architekt Friedrich Rödiger. Im Landbund, der heutigen Diskothek „Number One“ führten Ernst Schaper und seine tüchtige Schwester das Regiment. Es war eine hervorragend geführte Gaststätte. Die Geschwister Schaper kamen aus der Föhrster Familie, die den Dorfkrug betrieb. An einem schönen Sommertag hatten sich einige unternehmungslustige Alfelder – unter ihnen war Hans-Robert Röttger, den Bierkrug auf die Straße geholt und saßen buchstäblich zum Genuss des edlen Nass in der Gosse. Da gab es mal wieder eine Idee – Der Hanomag stand auf der Straße. Sein Besitzer war weit und breit nicht zu sehen, dafür aber waren die Junggesellen umso aktiver. Sie packten zu acht Mann das „Kommissbrot“ und brachten es sage und schreibe bis vor die Happesche Villa an der Vormasch. Hier hatte es nun einmal erstmal seinen Standort. Der Besitzer ging auf die Suche, die Nachbarschaft wurde eingeschaltet und nach Stunden wurde das Fahrzeug gesichtet. Da waren eben noch Leute mit entsprechenden Kräften am Werk.
Quelle: Anneliese Peck & SIEBEN: Oktober 1999